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Bozner Nachrichten
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Seite 2 von 8
Datum: 03.07.1923
Umfang: 8
. Die junge Frau des Ingenieurs Bruno hatte wieder einmal ihre heftige Migräne, mit welcher sie sich bei ihrem Gatten entschuldigte, daß sie ihn nicht zum Morgenzug zum Bahnhof begleiten könnte, wie sie es in der ersten glücklichen Zeit ihrer sonnigen Ehe als ihre Liebespflicht empfunden hatte, wenn Bruno nach den anstrengendeil Arbeiten der Woche den freien Sonntag zu Bergausflügen benützte, um seine schweren Geschäftsgedanken im Tale zurückzu lassen und den festgenagelten Bureausessel mit dem bewglichen

Bergstock zu vertauschen. Ein liebevoller Abswiedskuß trennte ihn von seiner jungen, hüb sche:!, Gattin, und dahin ging es mit innerem Drange nach den geliebten luftigen Höhen zur Berg sohle. Bruno hatte es öfters versucht, seiner Frau duf kleineren, bequemeren Bergtouren die strah lende Herrlichkeit der bewaldeten HqAen begeistert zu demonstrieren, um sein jauchzendes Empfinden in Dütes Kätür mit ihr zu teilen, doch Luise war und blieb der -holprige Bergpfad, die brennende Sonne, bi.' rauhe Außenwelt

ein unbekanntes Vergnügen. Bruno Hatte nach zielbewußtem Aufstiege gegen Mit- iaa die genante Berghütte erreicht und übersah mit Heuer Freude die ihm so lieb und teuer gewordenen Gipfel, sie. grüßend als uralte steinerne Freunde, die ihm schön von Kindheit her, an der sicher führenden Hand seines Vaters, mit weißsträhnigen Häuptern zunickten und ihn über ihren bunten Teppich und grünen Mantel mit magnetischer Kraft zu sich hin aufzogen, den frommen Blick ihm zum blauen Him- mel, den felsenfesten Sinn

Alpenrosen und blaue Gentianen mit Tannengrün zum Strauße, als wollte er all seine Liebe uich Treue mit sich zu Tale tragen. Plötzlich rutschte an einer steilen Felsen wand das Geröll unter seinen Füßen — ein boden suchender, unsicherer Schritt — und Bruno lag blut überströmt im tiefen Bergschutt. Nach Stunden fand man ihn und trug ihn zu Tal in das kleine Dorfpfarrhaus; er war bewußtlos; in seiner abge schürften Hand hielt er noch krampfhast die Berg blumen. Aus seiner deutlich geschriebenen Postkarte

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Seite 9 von 16
Datum: 05.06.1898
Umfang: 16
I' sagte Frances leise. „Die kann ich Ihnen ohnehin bringen,' entgegnete Her zog mit leiseim Lächeln, „da ich mit Olaf regelmäßig korrespon diere. Ich habe Ihnen von ihrem Bruoer und seiner Gattin diesen Brief zu übergeben.' ^ „Von Olaf und seiner Gattin?' wiederholte Frances mit dem Ausdruck höchsten Erstaunens. „Seit wann ist Olaf denn verheirathet und mit wem? Davon weiß ich nicht das geringste. Wohnen mein Bruder und die neue Schwägerin bei meinem Vater^ im Hause?' Bruno Herzog schüttelte den Kops

kennen öu lernen. »Wie gern möchte ich heim!' seufzte Frances. „Wenn ich ^ch nur nicht fürchtete, dem Äater zu begegnen!' »Der Tod sühnt alles!' sagte Bruno Herzog. „Ich bin ^ erzeugt, daß sich Ihnen das Herz Ihres Vaters wieder eines ^schließen wird und daß er sich dann auch mir Olaf aus- öUgelc't ' ^b^ schriftlich versprechen müssen, Sie heim zu sragte noch nach diesem und jenem; sie hätte gar Berk^ ^ näheren Umstände, welche mit Olaf's Heirath in nick»» ^ standen, erfahre», aber da Biuno Herzog

' vom 5. Juni 1893 ' Gönners, den er diesem zulieb angenommen hatte. Ec war ein geborener Hambnrger; seine Eltern sind bei der großen Cholera- Epidemie gestorben, und mit rechtem Namen hieß er Anton Kettenberg.' . „Kettenberg!' entfuhr es Bruno Herzog, und in höchster Ueberraschung sah Frances den Besucher an, wie in Erwartung einer Erklärung seines offenbaren Bestürztseins bei der Nennung dieses Namens. . . . „Kettenberg!' wiederholte der ehemalige Prokurist des Hauses Pitter s inen Ausruf des E staunens

Sie mi'-, und zwar zu einer Stunde, in der ich meine Verlassenheit am schwer sten empfand und mir im stillen einen ausrichtigen Freund wünschte.' ,.Jch hoffe zuversichtlich, daß Sie mich als wahren und selbst losen Freund betrachten, gnädige Frau,' sagte der junge Mann schlicht, und Frances, die ihm no vmals ihre Hand leichte, fühlte in diesem Augenblick, daß sie in der That in diesem Manne ' einen Freund gnvonnen habendem sie unbedingt und rückhälts- ' los vertrauen könne. Bruno Herzog kam von dieser Stunde an oft, manchm'l

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Seite 7 von 8
Datum: 19.04.1898
Umfang: 8
; sie zählte fortan für ihn zu den Todten. Das neuvermählte Paar befand sich zur Zeit in Venedig. Edward Pitter beauftragte ein dortiges .Bankhaus, -den nun mehrigen Eheleuten eine hohe-Summe auszuzahlen/^— Frances' Mitgift.. Das war die letzte Handlung, bei der Edward Pitter den Namen seiner Tochter erwähnte. Außer dem Vater und Olaf Pitter. der seine einzige Schwester innig geliebt hatte, traf noch einen andern Menschen Frances' Flucht mehr als nur schmerzlich : Bruno Herzog. Der Prokurist war der erste

durchgegangen. Wüßte ich nur, daß sie wahrhaft glücklich würde, so wollte ich gern entsagen!' 7 „Sie wird es nicht!' murmelte Edward Pitter dumpf. „Es kann nicht sein! Doch mag sie in ihr Verderben rennen, — sie hat sich ihr Theil selbst erwählt, — ich kann sie nicht mehr zu rückhalten.: Sie hat - sich schwer an mir vergangen,- aber .ihre 'Schuld^ wird sich an ihr'selber rächen ^ -Bruno-Herzog neigte stumm den Kopf. , : Nach, eiyigen .Tagen .bat.er den Ehes um seme Entlassung. Edward- Pitter war erstaunt

und . etwas unwillig. Bruno Herzog war ein . Mann, imf den er sich in jeder Beziehung verlassen konnte,-; es, thatl jhm aufrichtig leid, solchen Angestellten zu ver lieren. .... ...... .. . - „Warum. wollen Sie fort?' fragte er. . -Herzog sah bleich ans.. . qNach, gewissen-Vorfällen ist es mir nicht möglich, länger in Hamburg zu bleiben,' sagte er. „Ich habe hier die ganze Hoffnung meines Lebens begraben und mag hier deshalb nicht länger sein.' Der Chef nickte; er. verstand, warum Bruno Herzog mcht bleiben

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