Geschichte und Kulturgeschichte.- (David von Schönherrs gesammelte Schriften ; Bd. 2)
der, wie sich herausstellt, ohne Wissen des Kaisers dazugekommen ist, da später die Regierung darüber beim Kaiser sich zu recht fertigen suchte, ohne sich jedoch hiebei auf König Ferdinand zu be rufen-'). Nachdem nämlich Dr. Dattler an den Kurfürsten die ob erwähnten Fragen gemäß seiner Instruktion gestellt hatte, erhielt er „nach langem Bedacht' die gewiss nicht ernstgemeinte Antwort: „Sie idie Kriegsfürften) hätten mit der königlichen Majestät und deren Land und Leuten im Unguten
nichts zu schaffen, unangesehen, do.ss sich die königliche Majestät gleichwol noch für keinen Freund erklärt hätte, sie wären nur des Vorhabens, ihre Feinde zu suchen, und ver langten den Pass und Proviant'. Herzog Moritz „erbot sich auch bei seinem kurfürstlichen Worte und sagte zu, darob zu sein, dass das Kriegsvolk allen Proviant nach ziemlichen Dingen bezahle und den Untertbanen so viel möglich ohne Schaden durch das Land ziehen soll.' Auf dies öffnete die Regierung den Kriegs- sürsten den Pass
, da dieselben ihn „ohnehin bereits mit Gemalt erobert gehabt hätten,' und gestattete den Durchzug durch Tirol'). Ter Marsch der Kriegsfürsten nach Innsbruck geschah somit mit Einwilligung der königlichen Regierung, was uns den Schlüssel zur Lösung manchen Räthfels gibt. Kaiser und König ersuhren davon erst zu Bruner! in der Nacht des ^1. Mai. Wir wissen nun, warum das unerobert gebliebene Schloss Ehrenberg die Truppen des Kur fürsten unbehindert passieren ließ, 'warum der Landsturm und das noch übrige Kriegsvolk
die weitere Verteidigung aufgab, warum trotz des früheren kaiserlichen Befehls die Brücken in Zirl, Tel ss und Motz nick)! abgetragen worden sind, wir wissen auch, was der von vielen Seiten, namentlich im Schwnzcr Bergwerk ertönende Rns „Ver- rath!' zu bedeuten hat. Es fragt sich nun - hat die Regierung von Innsbruck dein Herzog Moritz den Ein- und Durchzug aus eigenem Antrieb oder auf Befehl König Ferdinands bewilligt? Nach dem Rechtfertigungs- schreiben der Regierung an den Kaiser that sie es ans eigene
Faust und entschuldigte sich einfach damit, dass der Kaiser und der König bereits vollkommen gesichert gewesen seien, dass das Land unmöglich mehr hätte gehalten werden können, wogegen man durch diesen Schritt von den Kriegsfürsten die schonendsten Rücksichten sur das Land habe gewärtigen können. Dagegen geht aber aus einem Negicrungs- ') T'.mchaUerci - Archiv, An die k. Mai-, s. 2^'!. -) Rechtfertigung der Regierung cm dei, Kaiser. An die k. Maj-, f. 22«! : D aller Lhroiuk, 12'ì.