¬Die¬ Fugger als Montanindustrielle in Tirol und Kärnten : ein Beitrag zur Wirtschaftsgeschichte des 16. und 17. Jahrhunderts.- (Studien zur Fuggergeschichte ; 8)
II. Von der Auslösung bis zur Jenbacher Gründung, 1548—1565. 117 wichtigen Persönlichkeit eine Geheimchiffre {©), bis sein Zweck er reicht ist. Das waren keine „Beziehungen' mehr, das ist das Bild zweier Gegner s deren jeder nur auf die geringste Schwäche beim andern lauert, um über ihn herzufallen. Anton Fugger aber war alt geworden und allein und vermochte unter solchen Verhältnissen die schwere Last der Oberleitung des Handels nicht mehr zu tragen. Soweit diese letzten schweren Sorgen
ihn noch nicht geknickt hatten, konnten doch schon Kleinigkeiten das Maß voll machen, um sein Ende zu beschleunigen, — und sie blieben nicht aus. Bei welschen Kupferschuldnern machten sich die ersten Anzeichen von Zahlungsschwierigkeiten bemerkbar, aber auch die Sache mit Urban Mair ging für die Fugger nicht ganz ohne Aderlaß ab, wenngleich sich Anton Fugger aus dem gerichtlichen Teil derselben durch seine Festigkeit hatte mit heiler Haut herausretten können. Urban Mail erholte sich, wie es scheint, wohl
von der Folter, nicht aber von dem Schlag, den sein Geschäft erlitten hatte. Und hier zeigt sich nun noch einmal der alte Grundfehler des Anton Fugger: seine Unfähigkeit, eine bittere Pille zu schlucken, um dadurch noch Schlim meres zu verhüten. Statt aus dem unvermeidlichen Zusammenbruch des Mairsehen Geschäftes wenigstens noch zu retten, was zu retten war, lieh er ihm zu seinen ganzen anderen Schulden nochmals 5000 fl. zu 10 v. H., offenbar in der Absicht, ihn noch über 'Wasser zu halten. Dadurch blieb
aber Anton Fugger jene Frage, vor deren Schwierigkeit er Zeit seines Lebens die Augen verschlossen hatte und die nun doch gebieterisch und nur umso schmerzlicher vor ihm auf tauchte: die Frage seines dereinstigen Ersatzes in der Handelsleitung. Wohl hatte er sie rechtlich längst geregelt, auch von seinen Neffen den Hans-Jakob nach den Niederlanden, den Christoph nach Tirol, Antwerpen und Spanien gesandt, damit sie sich in die Geschäfte ein- 116 Vgl. auch F. A. 2, 4, 3.