Vorlesungen über die ideellen und historischen Grundlagen des österreichischen Staates
von Kaiser und Reich, aber Kaisex Franz stellte die österreichische Kaiserkrone höher als die tausendjährige Krone des Rom. Reiches und weigerte sich, dieselbe wieder auf sein Haupt zu setzen. Im Wiener Kongreß einigte man sich auf die Errichtung eines Bundes der souveränen deutschen Fürsten und Reichsstädte; dies waren 35 Fürsten, darunter ein Kaiser und fünf Könige und vier Reichsstädte. In diesem Bund kam nicht die Einheit des deutschen Volkes, sondern die Vielheit zum Ausdruck. Osterreich
trat mit den Ländern, die einst zum Rom.-deutschen Reiche gehört hatten, also mit den altösterreichischen und böhmischen Ländern, nicht mit den Ländern der ungarischen Krone und nicht mit Galizien und der Bukowina und Dalmatien, in den Deutschen Bund ein und erhielt die Stellung der Präsidialmacht, welche die Leitung des in Frankfurt tagenden Bundestages und die formelle Ge schäftsführung hatte. Aber eine gedeihliche Tätigkeit konnte der Bund bei der Rivalität zwischen Österreich und Preußen
, die gekennzeichnet ist durch die Worte Bismarcks: „wenn Österreich ein Pferd vorne anspannt, spannen wir eines hinten an', nicht entwickeln. Diese Rivalität spitzt sich zu einem Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland zu und infolge des Krieges von 1866 wurde Österreich aus dem Deutschen Bunde heraus gedrängt und so von der tausendjährigen Gemeinschaft aller Deutschen aus geschlossen. Das war sowohl für das Deutschtum in Österreich, wie für das Deutsch tum im allgemeinen ein schwerer Schlag. In Österreich
regten sich allenthalben die nationalen Kräfte, welche ihre Lehr meister, die Deutschen, nicht mehr brauchten, sie überall zurückdrängten, ja das Gefüge des Staates bedrohten. Diesen nationalen zentrifugalen Kräften gegenüber war aber das Band, das der ehrwürdige gemeinsame Herrscher Franz Joseph I. um alle Länder schlang, immerhin noch stärker. Aus dem Kaisertum Österreich erwuchs dann ein Österreich-Ungarn, dessen Herr scher eingedenk seiner Aufgabe als deutscher Fürst an der Seite des neuen
Deutschen Reiches in den Weltkrieg eintrat und um die Existenz seines Reiches kämpfen mußte. Nach vierjährigen heldenhaftem Kampfe ist die stolze Habsburger-Monarchie zerschlagen worden. In gänzlicher Ve.rkenmmg aller historischen, wirtschaftlichen, kulturellen und natürlichen Zusammenhänge hat der Haß der Siegermächte ein Reich zerstört, von dem der tschechische Politiker und Patriot Palacky im Jahre 1848, als die Neugestaltung Deutschlands auf der Tagesordnung stand, sagte: Österreich, ein Bollwerk