Empfehlungen f&uuml;r die erweiterte Suche

ist nicht nur eine soziale Tat, es ist eine gesellschaftliche Notwen digkeit. Höhere Schulen sind also vor allem dort zu errichten, wo derzeit nur 5—10 % der Kinder eine höhere Ausbildung erhalten. Die Benachteiligung des ländlichen Raumes bei den Ausbildungs möglichkeiten beginnt bereits in der Pflichtschule. Im ländlichen Raum ist die nieder organisierte Volksschule noch weit verbreitet. ln Tirol besuchen 33% der Kinder eine 1—3k!assige Voisschuie. In den Städten ist allen Kindern der Besuch der städtischen Form

der 4klassigen Volksschule-Unterstufe möglich. In vielen Gebieten Österreichs macht sich der Mangel an Haupt schulen bemerkbar. Der Vergleich zwischen Wien und Tirol im Pflichtschulbereich zeigt die Situation auf. Wien Tirol Kinder % Kinder % Volksschule 55 800 56 50 000 77 Hauptschule 27 500 28 12 300 19 Höhere Schule 16 500 16 3 100 4 Südtirol hat seit der Gründung der Einheitsmittelschule einen großartigen Erfolg zu verzeichnen. 1959 gab es in Südtirol die 8jäh- rige Grundschule mit 5 Klassen

. 72 % sämtlicher Schulkinder der deutschen Volksgruppe beendeten ihre Schulpflicht mit der Volks schule, während es bei den Kindern der ital. Volksgruppe nur 9 % waren. 1962 erfolgte die Gründling der Einheitsmittelschule. Diese erfaßte im Schuljahr 1966/67 in 45 Schulorten mit 10 140 Schülern ca. 90% aller mittelschulpflichtigen Kinder. Derzeit sind noch 1000 Kinder in entlegenen Gebieten ohne Möglichkeit, die Einheitsmittei schule zu besuchen. Die Unterstufe der Volksschule ist. in Österreich 4jährig

, in Südtirol 5jährig, in anderen Ländern 4—5jährig. Die Unterstufe der Volksschule muß dem Dorf erhalten bleiben, selbst dann, wenn sie nur in einer niederen Organisationsform be stehen kann. Der Lehrer ist für das Dorf ein bedeutender Kultur träger. Der Abteilungsunterricht in der Unterstufe ist vertretbar und einer stärkeren Zentralisierung vorzuziehen. Die Dorfgemeinschaft muß für ein ordentliches Schulgebäude, für die notwendigen Lehrmittel und für ausreichende Lehrerwoh nungen Sorge tragen

in der Mittel schule. Damit werden in Zukunft an den Schulorten Lehrkräfte tätig sein, die auf Grund ihrer akademischen Bildung vielfältige kulturel le, aber auch wirtschaftliche Aufgaben zusätzlich übernehmen kön nen. Tirol hat für die entlegenen Landgebiete die ausgebaute Volks- schuloberstufe geschaffen. Damit sollen alle Kinder eine Bildung erhalten, die über die Volksschule hinausgeht und den weiteren Bildungsgang ermöglicht. Das Zeugnis dieser ausgebauten Volks- schuioberstufe gibt die gleiche

Bücher

Kategorie:

Pädagogik, Unterricht

Jahr:

(1957/67)

.- (Studientagung der Südtiroler Hochschülerschaft ; 1 - 11. 1957 - 1967).- (¬Der¬ Fahrende Skolast : Sondernummer)

Seite 39 von 48

um ihr Defini tivum als Direktoren der deutschen Volksschule in Südtirol zu erlangen. Das dritte Problem - bis heute sind die Mittelschullehrer nicht eingestuft, aber ich glaube, sowie auch die letzten Nach richten lauten, daß wir auf gutem Wege sind. Diese Frage sollte im kommenden. Schuljahr geregelt werden. Mängel des Schulwesens Ein zweites möchte ich noch erwähnen: worin liegen eigentlich die Mängel des Schulwesens? Und ich kann hier nur auf ganz wesentliche Dinge eingehen, wenn wir von der Volksschule

sprechen. Es ist eine ungeheure Zumutung an die deutschen Kinder, daß sie schon in der zweiten Volkssiehulklasse mit der zwei ten Sprache, der Staatssprache, beginnen müssen. In einer Abhandlung über die Erfahrungen an der Volksschule im Saargebiet, in welchem in der Nachkriegszeit dieses Experi ment mit der zweiten .Sprache, mit Französisch, gemacht wurde, sind die Sprachwissenschaftler zu einem, eindeutigen Ergebnis gekommen, daß der zu frühe Lemzwang einer zwei ten Sprache in der Volksschule

den Fortgang in der eigenen Muttersprache auf das stärkste gefährdet. Wir stehen hier vor einer großen Schwierigkeit; auf der einen Seite ist uns als Minderheit in einem Grenzland auf getragen, die Mutter sprache z,u pflegen, und diese Aufgabe ist doppelt schwierig wegen der Nähe der anderen Sprache und nun soll in der Volksschule selbst auch die italienische hinzugenommen wer den, aber andererseits ist die Kenntnis der italienischen Spra che, der Staats,spräche, für uns eine Notwendigkeit

Bücher

Kategorie:

Pädagogik, Unterricht

Jahr:

(1957/67)

.- (Studientagung der Südtiroler Hochschülerschaft ; 1 - 11. 1957 - 1967).- (¬Der¬ Fahrende Skolast : Sondernummer)

Seite 12 von 24

Untermauerung funktioniert, so ist dies nicht zuletzt auch dem großen Verständnis der bisherigen beiden italienischen Schulamts leiter Prof. Mattedi und Prof, Dr. Robert Biscardo zuzuschreiben. Hauptgegenstand der Verhandlungen selbst war dann die Unterrichtssprache. Der Vorschlag, in der neuen Volksschule in Südtirol die Fächer teils in italienischer, teils in deutscher Sprache zu unterrichten, wie heute etwa in den ladinischen Tälern, wurde von den Südtirolern als ungeeignet abgelehnt

würden; auch in der zweiten und dritten Klasse sollte man mit wenigen Stunden beginnen, um dann in den oberen Klassen mit mehr Stunden und systematisch den Unterricht der „zweiten Sprache" zu betreiben. Welche Lehrkräfte sollten aber den Unterricht erteilen? Die Südtiroler bestanden darauf, daß der Unterricht an der deutschen Volksschule von Lehrern erteilt werde, deren Muttersprache eben falls deutsch war. Man zog es vor, wegen des großen Mangels an Berufslehrern, Hilfsiehrkräfte einzustellen, anstatt den muttersprach

Volksschule von Anfang an und in allen Orten einzurichten. Ihr Einsatz ist um so höher einzuschätzen und zu bewerten, da sie genau wußten und voraussehen mußten, daß sie eines Tages, vielleicht auch erst nach vielen Dienstjahren, von den „nachrückenden jungen Berufslehrern" verdrängt und ohne Pensionsberechtigung entlassen würden. Es ist höchst bedauerlich, um nicht zu sagen der Gerechtigkeit widersprechend, daß es bis heute nicht möglich war, diesen Personen ein ihrer Dienstleistung entsprechendes

Bücher

Kategorie:

Pädagogik, Unterricht

Jahr:

(1957/67)

.- (Studientagung der Südtiroler Hochschülerschaft ; 1 - 11. 1957 - 1967).- (¬Der¬ Fahrende Skolast : Sondernummer)

Seite 37 von 55

Das Problem der ungelernten Arbeiter Zuallererst scheint ein Problem auf, das unbedingt nach Abhilfe ruft und dem in Zukunft gesteigerte Aufmerksam keit geschenkt werden muß. Es ist das Problem, das sich darstellt in dem großen Heer der unselbstän digen und ungelernten Arbeiter, der Hand langer, die wir hauptsächlich in unseren Tälern haben. Sie kommen als Kinder in die Volksschule und von dort werden sie als Handlanger oder als Mithelfer am Hof ge braucht. Wenn aber der älteste Sohn den Hof

75 Prozent unserer einheimischen Jugend ohne die Möglichkeit einer Berufsausbildung, die wirklich Fachaus bildung bedeutet. In Deutschland hingegen liegt der Durch schnitt derjenigen, die nach der Volksschule eine besondere qualifizierte Berufsausbildung durchmachen, bei 80 Prozent. In manchen Ländern, z. B. in Baden-Württemberg, liegt er über 90 Prozent. Wie können wir in einem gemeinsamen Markt und in einer „Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft“ mit anderen Ländern auf dem Gebiet des wirtschaftlichen

Bücher

Kategorie:

Pädagogik, Unterricht

Jahr:

(1957/67)

.- (Studientagung der Südtiroler Hochschülerschaft ; 1 - 11. 1957 - 1967).- (¬Der¬ Fahrende Skolast : Sondernummer)

Seite 40 von 48

, dann erhöhten sich die Zahlen bei den Deutschen um 813, bei .den Italienern um nahe zu 500, daß also durch die Hinzunaihme der Privatschulen die Zahl sich wesentlich nicht ändert. Bitte beachten Sie weiter folgende Zahlen: In diesem Jahr haben 4.714 deutsche und 1771 italienische Volksschüler die 5. Klasse der Volksschule verlassen. Sie sind also entweder an eine Mittelschule gegangen oder sie haben die fünfte Klasse bzw. die achte Volks'scihulklasse verlassen (wie wir sagen, sie sind aiusigeschult

anlangt: wir haben im Jahre 1945 mit 49 definitiven Schullehrern begonnen, d. h. zum größten Teil mit Lehrern, die während der Sprachkurse durch die Option nach Südtirol zurückgekehrt sind und dann im Jahre 1945 hier sofort in den Staats,dienst der deutschen Schule übernommen wurden. Dazu kam noch eine Gruppe von 200 jungen Berufslehrern, che zum Teil in Schnellkursen in Innsbruck, Feldkirch usw. ausgebildet wurden. Die deut sche Volksschule in Südtirol hat mit 809 Hilfslehrkräften begonnen, Im Jahre

Bücher

Kategorie:

Pädagogik, Unterricht

Jahr:

(1957/67)

.- (Studientagung der Südtiroler Hochschülerschaft ; 1 - 11. 1957 - 1967).- (¬Der¬ Fahrende Skolast : Sondernummer)

Seite 44 von 55

sein. Das ist eine Spitzen stellung in Europa. Aber schauen wir uns einmal die Kehr seite der Medaille an. Von all diesen Jugendlichen be suchten, nach Erhebungen des Jahres 1957, nur ca. 25 Pro zent über die Volksschule hinaus eine weiterbildende Schule (Mittelschule, Gymnasium, Handelsschule usw., insgesamt 12 Prozent) oder eine Berufslehre (13 Prozent). 75 Prozent sind somit ohne Fachausbildung. Und das, meine Herren, ist erschreckend, denn alle diese Jugendlichen müssen da Unterkommen, wo es gerade geht, sofern

Bücher

Kategorie:

Pädagogik, Unterricht

Jahr:

(1957/67)

.- (Studientagung der Südtiroler Hochschülerschaft ; 1 - 11. 1957 - 1967).- (¬Der¬ Fahrende Skolast : Sondernummer)

Seite 11 von 22

werden. Das hatte aber wiederum zur Folge, daß der Intelligenznachwuchs, der sich in besonders starkem Maße aus den Beamtenschichten rekrutiert, stark zurückging. Wenn in diese Richtung auch die Tatsache wirkte, daß die italienische Volksschule einer seits, die großen Schwierigkeiten Landkinder in die Stadt schulen zu schicken andererseits, zu einer starken Vermin derung des Zustromes zu den Mittelschulen überhaupt führte, werden die Folgen dieser Umschichtung besonders klar. Strukturwandel Der verstorbene Schulamtsleiter

Bücher

Kategorie:

Pädagogik, Unterricht

Jahr:

(1957/67)

.- (Studientagung der Südtiroler Hochschülerschaft ; 1 - 11. 1957 - 1967).- (¬Der¬ Fahrende Skolast : Sondernummer)

Seite 17 von 24

ist. 10) Der Unterricht in der zweiten Sprache wird von Lehrpersonen erteilt, für weiche die zweite Sprache die Muttersprache Ist. Dieser Unterricht beginnt ab der 3. Klasse Volksschule. 11) Die Einschreibung in die Schule erfolgt auf Grund eines Ge suches des Vaters oder dessen gesetzlichen Stellvertreters. 12) Die Erlassung der Durchführungsbestimmungen muß innerhalb eines Jahres nach Abänderung des Statutes erfolgen; trifft dies nicht zu, so ist die Provinz berechtigt, mit Provinziaigesetz

Bücher

Kategorie:

Pädagogik, Unterricht

Jahr:

(1957/67)

.- (Studientagung der Südtiroler Hochschülerschaft ; 1 - 11. 1957 - 1967).- (¬Der¬ Fahrende Skolast : Sondernummer)

Seite 16 von 24

(Intendente per le Scuoie) für die deutschen Schulen wohl die deutsche Volksschule und untere Mittel schule zu unterstellen sei, nicht aber die obere Mittelschule (Gymnasien usw.), welche unmittelbar dem Schulamtsleiter (Sopra- intendente Scolastica) unterstellt werden müssen. Dieser hätte auch die italienische und ladinische Schule jeglichen Grades zu verwalten. Begründet wurde dieser Vorschlag hauptsächlich damit, daß man den Artikel 33 der Verfassung zu beachten hätte, mit welchem einheitlich

Bücher

Kategorie:

Pädagogik, Unterricht

Jahr:

(1957/67)

.- (Studientagung der Südtiroler Hochschülerschaft ; 1 - 11. 1957 - 1967).- (¬Der¬ Fahrende Skolast : Sondernummer)

Seite 30 von 50

es ist, daß wir in unserer Heimat Studentenheime errichten, so notwendig es ist. daß neue Schulen gebaut und alte aus- gebaut werden, ebenso notwendig ist es aber, daß in unserer Heimat Lehrlingsheime errichtet und die Berufs schulen ausgebaut werden, mit einem Wort, daß wir alles tun, um den Tausenden von Jugendlichen, die jedes Jahr aus der Volksschule kommen und die nicht alle stu dieren können, die Möglichkeit zu geben, einen Beruf zu erlernen, ihn ganz zu erlernen und, vor allem, diesen Beruf ! in der Heimat

Bücher

Kategorie:

Pädagogik, Unterricht

Jahr:

(1957/67)

.- (Studientagung der Südtiroler Hochschülerschaft ; 1 - 11. 1957 - 1967).- (¬Der¬ Fahrende Skolast : Sondernummer)

Seite 29 von 46

der demokratischen Techniken und vgh der objektiven Information vielfach keinen oder nur unzurei chend Gebrauch. Es ist gestern hier von der niedrig organisierten Landschule die Rede gewesen. Ich mache kein Geheimnis daraus, daß mir diese niedrig organisierte Schule mit dem guten Lehrer lieber ist als eine hoch organisierte Volksschule, die dem Schüler nicht jenes organische und organisierte Grundwissen zu bieten weiß, das „Kopf wissen" und Charakterbildung zugleich ist. in gleicher Weise ist mir die „niedrig

Bücher

Kategorie:

Pädagogik, Unterricht

Jahr:

(1957/67)

.- (Studientagung der Südtiroler Hochschülerschaft ; 1 - 11. 1957 - 1967).- (¬Der¬ Fahrende Skolast : Sondernummer)

Seite 11 von 24

Vizeassessor Dr. Anton Zeiger Es wird ciarsuf hingewiesen, daß Teile dieses Referates bereits als Beitrag des Unterfertigten in der Publikation ..SüdtiroL eine Frage des europäischen Gewissens", herausgegeben von Franz Hüter im Verlag für Geschichte und Politik, Wien, 1965 erschienen sind. Darübeminaus wird aufmerksam gemacht, daß das Referat mit einigen, auf die Berufskategorie abgestimmten Änderungen bereits vor Lehrern der Volksschule gehalten wurde. In clio Vortragsreihe der Tagung

Bücher

Kategorie:

Pädagogik, Unterricht

Jahr:

(1957/67)

.- (Studientagung der Südtiroler Hochschülerschaft ; 1 - 11. 1957 - 1967).- (¬Der¬ Fahrende Skolast : Sondernummer)

Seite 42 von 48