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Autor:
Entleutner, Anton / von Anton Entleutner
Ort:
München
Verlag:
Comm.-Verl. des Literar. Inst.
Umfang:
173 S. : zahlr. Ill.
Sprache:
Deutsch
Schlagwort:
g.Trentino-Südtirol ; s.Immergrüne Pflanzen
Signatur:
II 109.756
Intern-ID:
201919
ihres Alters berühmt. Die beiden im Kloster hofe von Haja-Lavra auf dem Berge Athos stehenden Cypressen wurden bei Erbauung des Klosters im Jahre 859 gepflanzt. Schon von Alters her ward die Cypresse in Poesie und Sage gefeiert. Der des Saitenspieles wie der Bogenkunst kundige Kyparissos, der Liebling des Apollo, tödtete einst unvorsichtiger Weise mit seinem Speere einen weissen Hirsch, den er sehr lieb hatte. Darüber bis zum Tode betrübt, erbat sich der Jüngling von dem Gotte als letzte Gunst, dass
er um diesen Hirsch ewig trauern dürfe. Auf das hin verwandelte der mitleidige Apollo den Jüngling in die Cypresse mit den Worten: «Du hinfort von mir Betrauerter, sei ein Genosse Leidtragender, und wie' du schon gethan, so betrauere auch hinfort stets Andere.» So wurde die Cypresse mit ihrem ewig dunklen Grün zum Symbol der Todestrauer der Alten, sie wurde zu dem Baume, der, wie Dingelstedt sagt, alles ausgleicht: «In ihrem Schatten schläft sich’s wohl, Und alle werden drin begraben, Gleichviel welch’ Reis