Tiroler Novellen der Gegenwart : mit biographischen Notizen.- (Reclams Universal-Bibliothek ; 6151/6152/6153/6154)
Cr hatte das Waldkirchlein erreicht und kniete vor dem Gnadenbilde. G Zuflucht der Zünder, wenn es im ganzen Tirolerlande einen Elenden gab, der deine Hilfe brauchte, dann war es der Gabler Jos! Und die Hilfe kam! Noch hatte er nicht lange ge betet, da wuchs in ihm ein Gedanke auf, der ihm die Rettung schien. Es war nicht zum ersten Male, daß ihm der Gedanke Kam, nur war er früher da vor erschrocken, hatte sich mit Entsetzen davon ab gewendet. Heute aber war's ihm etwas Linderndes, Tröstendes
, Befreiendes. „Muttergottes, ich tu 's!' murmelte er. Und plötzlich rief er laut: „Ja, ich tu's, Muttergottes!' Draußen säuselte noch der V ergwind in den Vaum- wipfeln, und aus der Höhe klang der Zchrei des Hähers. Draußen zwitscherten die Vögel und rauschte das Vrünnlein, das sich an diesem einsamen Wald- Heiligtum als einzige Labung dem Pilger darbot. All das hörte der Jos, das Zäuseln und Rauschen und das Gezwitscher und den Zchrei des Vergvogels in der Höhe; aber den schaurigen Ruf der sterbenden
Glocke, der ihn durch all diese Jahre verfolgt hatte, den hörte er nicht mehr, und er wußte jetzt, daß er ihn nie mehr hören werde. Wenige Tage später war das Wipp tal und ganz Innsbruck voll von der Runde: „Jetzt hat er sich endlich gefunden, der Vrandleger von Steinach!' Und die Leute, die etwas wußten, fügten bei: „Er hat sich selber dem Gerichte gestellt/' Den Abbrändlern, denen er Hab.und Gut zerstört hatte, war mit solch freiwilliger Buße des Gabler Jos freilich wenig ge holfen- umsomehr