Märchen und Sagen aus Wälschtirol : ein Beitrag zur deutschen Sagenkunde
und wirtschafte, wie du willst, an Essen und Trinken fehlt es dir bei mir nicht. Ich aber geh' in den Kamin ; so oft du es nöthig hast, rufe mich.' Nach diesen Worten kroch der Wurm in den Kamin hinauf und liess das Mädchen allein. Sie hatte nun ein gemächliches aber einsames Leben. Um sich die Zeit zu vertreiben, sezte sie sich mit ihrem Rocken an das offene Fenster, spann und blickte dabei oft in den stillen grünen Wald hin aus. Da ging eines Tages ein junger vornehmer und reicher Herr vorüber — ich glaube
es war wol gar ein Graf—, der sah das schöne Mädchen am Fenster lange mit innigem Wolgefallen an. Am fol genden Tag kam er wieder und betrachtete sie noch länger und sie gefiel ihm so, dass er beschloss sie zu heiraten. Er ging zu ihr hin, redete gar freundlich mit ihr und fragte endlich, ob sie ihn heiraten wolle. Sie sagte nicht ja und nicht nein, sondern nur: „Kommt mor gen wieder, so will ich Euch Antwort geben.' Der Herr ging fort, sie aber trat mm Herde und rief in den Kamin hinauf: „Liebe Schlange,