A. Egger Lienz : Leben und Werke ; monographische Studie
Für den Sitzungssaal des Tiroler Industriellen-Verbandes in Innsbruck ein dem Geiste der Arbeit entsprechendes Bildwerk zu gestalten, war Egger, dieser unerreichte Symboliker der Arbeit, der richtige Künstler; in sieben Fresko-Segmenten stellte er einen Zyklus der Arbeit hin, diese in Holz, Wolle, Eisen, Marmor, Erde, Bergbau und Fabriken teilend und verstand es meisterhaft, jeder dieser Darstellungen das charakterisierende Moment zu verleihen, ohne dem Ganzen das sie umschlingende Band
der gemeinsinnigen und gemeinnützigen Handlung zu nehmen. „Christi Auferstehung' ist das letzte große Werk, das Egger 1924 geschaffen hat. Christus steht neben dem Sarg, ein Bauer und zwei Bäuerinnen sitzen in der Stube, deren Räumlichkeit nur angedeutet ist, hinter dem Sargdeckel lugt das Köpfchen eines Kindes hervor. Die Menschen sehen den Auferstandenen nicht, sie sinnen weitabgewandt, teilnahmslos vor sich hin; in ihren Gehirnen zieht die Vision der Auferstehung vorüber, die der Künstler im Bilde
festgehalten hat. Das Gemälde ist in ein dem „Visionären ' angepaßtes Licht von magisch gelber Helle getaucht. Kein Werk Eggers läßt dem Empfinden und der Gedankenein- tragung des Beschauers einen so weiten Spielraum, wie dieses, kein Werk des Meisters macht die persönliche Einstellung so schwer. Wie immer man sich dazu verhalten mag, sicher ist, daß Egger in diesem Werke, dessen Linienführung an die Kunst der alten Ägypter gemahnt, die erhabene Welt des Glaubens in einer von jedem konfessionellen
Einschlag weit entfernten Art darzu stellen versuchte und dabei eine Gestaltungskraft erreicht haben dürfte, deren Einschätzung und Wertung erst einer späteren Zeit vorbehalten sein mag. Eine große Kollektiv-Ausstellung Eggers fand 1925 in Wien in den Räumen des „Künstlerhauses' statt. Ihr Erfolg übertraf weit alle daran geknüpften Erwartungen. Etliche Tage weilte Egger aus diesem Anlaß in Wien, in der Stadt, mit der ihn zahl-