¬Die¬ nationale Einheitsbewegung in Deutschtirol im Jahre 1848.- (Schlern-Schriften ; 43)
die Bitte zu stellen, daß bei Anwendung der Bestimmungen über die Kultusfreiheit auf Tirol die eigentümlichen Verhältnisse dieses Landes entsprechend berücksichtigt werden. Gasser, der für seine Person damals die Erhaltung der Glaubenseinheit Tirols nicht so sehr von „unduldsamen Proskriptionsgesetzen', als von der „Glaubenstreue des Tiroler Volkes und der Festigkeit seines seeleneifrigen Klerus' erwartete 4 ), unternahm die unangenehme Aufgabe, dieses Ersuchen, dem ja, wie den Tirolern bekannt
zu wollen. Auf mehrfache Zwischenrufe, was das heiße, präzisierte Gasser seine Bitte am Schlüsse dahin, es möge wegen der Durchführung des Gesetzes mi t den Landesbehörden und Ständen in Tirol eine nähere Vereinbarung getroffen werden. Zuvor hatte er, zur Begründung seines Ansuchens, darauf verwiesen, was dem Tiroler Volk die bisher restlos bewahrte Glaubenseinheit bedeute, wie dieses Volk allen Neuerungen, nament lich auf dem Gebiet der Religion, abhold sei und an der ,,guten alten Zeit', wozu
auch die Glaubenseinheit gehöre, hänge und daß es seine Bereitschaft, für die deut sche Freiheit Opfer zu bringen, bereits hinlänglich gezeigt habe durch den Auszug seiner Schützen an die welschen Grenzen, durch die Aufgabe jener geistlichen Orden, 1 ) v, Radowitz, Gesammelte Schriften, III. Bd., S. 407; V. Gasser berichtete über diese Sitzung in den Kath. Bl. 1848, S. 1496f.; s. auch Joh. Zobl, Vinzenz Gasser, Fürstbischof von Brixen, in seinem Leben und Wirken, S. 157; Lanznaster, a. a. O., S. 108 f. 2 ) Lempp
, a. a. 0., S. 58. 3 ) V. Gasser in den Kath. Bl. vom 5. 9. 1848, S. 1057 ff. 4 ) Kath. Bl. vom 26. 9. 1848, S*1185; vgl. auch S. 1204, wo Gasser zu „besonnener, humaner, christlicher, liebevoller Mäßigung' in der Frage der bürgerlichen Gleichstellung der Religions- gesellschaften mahnt. s ) Sten. B. TU, S. 1736 f. ; vgl. hierzu und zum Folgenden den Bericht in der Ällg. Ztg. 1848, S. 3860. 6 Schiern-Schriften 13 q 1