40 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1933
Regina Rautenwald : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65543/65543_266_object_4351575.png
Seite 266 von 312
Autor: Greinz, Rudolf / von Rudolf Greinz
Ort: Leipzig
Verlag: Staackmann
Umfang: 308 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-8.183
Intern-ID: 65543
Schwester Apollonia gab keine Antwort. Sie lä chelte nur still und fein, wie sie es stets zu tun Pflegte. Seit Regina Knrt Leinwiesers Braut geworden war, hatten sie und Professor Hochgruber du zuein ander gesagt. Es geschah dies auf Kurts Veranlas sung, der keine Fremdheit aufkommen lassen wollte zwischen Regina und dem Freunde, dem er soviel verdankte. „Wir werden doch eine gemeinsame Fa milie bilden, nicht wahr, Norbert?' hatte Kurt Leinwieser scherzhaft gesagt. „Und unsere Kinder

werden Onkel zu dir sagen, Norbert l' fügte er hei ter hinzu. „Onkel Norbert. Und da geht das doch nicht, wenn du und Regina euch immer mit dem steifen Sie anredet. Gelt, Schatz?' Und in Hellem Übermut schlang Kurt den Arm um seine Braut und küßte sie herzhaft. Aber er hatte dadurch ahnungslos dem Freund wehe getan. Immer war es dem Professor ein leiser Schmerz gewesen, wenn er Regina im Arm seines Freundes sah. Wohl eine ganz geheime Regung des Neides mochte es sein Wer ein Glück, das ihm für immer

versagt war. Regina Rautenwald traf den Professor nach län gerem Suchen endlich in der SchloUapelle an. Die beiden hohen portalähnlichen Flügeltüren des Haupteinganges standen weit geöffnet. Regina war zu spät gekommen; denn man hatte die fremde Frau schon in die kleine Kirche gebracht. Knapp vor den Stufen des Altares stand die Bahre. Noch ohne

1
Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1933
Regina Rautenwald : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65543/65543_231_object_4351469.png
Seite 231 von 312
Autor: Greinz, Rudolf / von Rudolf Greinz
Ort: Leipzig
Verlag: Staackmann
Umfang: 308 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-8.183
Intern-ID: 65543
sikantin war? Oder Kurt Leinwieser ins Ver trauen ziehen? Es würde einen tiefen Schatten werfen auf das junge Glück. Regina Rautenwald und die Tochter einer herumziehenden Musikan tin... Es würde Regina demütigen, ihren Stolz bis ins Innerste treffen. Und Kurt Leinwieser? Frau Anna war Men schenkennerin genug, um zu wissen, daß man nie mandem seine Illusionen rauben durfte. Gewiß, Kurt Leinwieser liebte Regina über alles. Aber nicht zuletzt hatte sicher Reginas romantische Ver gangenheit

, ihr Künstlerberuf und tragisches Ge schick auf ihn mit eingewirkt. Durste sie Regina dieses Reizes entkleiden? Könnte es nicht ernüch ternd auf den Mann wirken, wenn er dieses von Elend und Sünde verbrauchte Weib als Reginas Mutter kennenlernte? Langsam richtete sich Frau Anna empor und suchte in den Zügen der fremden Frau zu lesen. Und sie las Jammer und Not, aber auch viel Sünde. Frau Anna war mit sehenden Augen durch das Leben gegangen, und sie wußte, daß eine Laufbahn, wie Reginas Mutter sie angetre ten

hatte, durch Schlamm und Morast geführt haben mußte. Wie hatte doch das Weib diesen Ce sare voll leidenschaftlichen Hasses angeklagt. „Er hat mich verdorben, der Kerl! Hat mich hinter fei nen Herren hergeschickt...' Und dann: „Nie wieder habe ich einen Mann so geliebt wie den Bater meiner kleinen Regina.' Sie

2
Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1933
Regina Rautenwald : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65543/65543_150_object_4351230.png
Seite 150 von 312
Autor: Greinz, Rudolf / von Rudolf Greinz
Ort: Leipzig
Verlag: Staackmann
Umfang: 308 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-8.183
Intern-ID: 65543
Herrn an der hellen Wand. Sie atmete auf. Gott sei Dank! Es hing noch unverändert an seinem Platz. Und seine unheimlich düsteren Augen stier ten zu ihr herüber. Aber diesmal nicht strenge, son dern mit einem spöttischen Ausdruck, so wollte es sie bedünken. Regina Rautenwald ermannte sich. Gab sich ge waltsam einen Ruck. „Wahnsinn!' schalt sie sich selber. „Am hellen Tag Gespenster sehen!' Und sie ergriff die seuchtkalten Hände des Professors, die « ihr entgegenhielt. „Danken? Wofür?' frug

Regina leise und noch immer etwas furchtsam um sich sehend. „Danken für Ihre Kunst!' entgegnete er warm. „Sie haben mir mehr gegeben, als Sie ahnen!' fügte er hinzu, und seine sonst so volltönende Stimme hatte einen zittrigen Klang. Regina Rautenwald schaute forschend zu ihm auf. Und sie sah, daß er geweint haben mußte. „Waren Sie es . . . vorhin . . . in der Ka pelle?' erkundigte sie sich zögernd. „Ja!' sagte er heiser, und sein Atem kam keu chend ans seiner schmalen Brust. „Ich war krank.' „Krank

?' wiederholte Regina und schaute mit der hilflosen Schüchternheit eines Kindes zu ihm empor. „Ihre Seele . . . ist Ihre Seele krank?' ftug sie ihn dann leise. „Meine Seele ist krank, Regina . . flüsterte er kaum hörbar. „Ich fürchte mich.' Und er um- Aammerte mit Macht ihre beiden Hände, als er-

4
Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1933
Regina Rautenwald : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65543/65543_100_object_4351084.png
Seite 100 von 312
Autor: Greinz, Rudolf / von Rudolf Greinz
Ort: Leipzig
Verlag: Staackmann
Umfang: 308 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-8.183
Intern-ID: 65543
Körper Anstrengungen zu, die ihre Kickste offenbar überstiegen. Umsonst waren die Mahnungen zur Borsicht. Regina horte weder auf ihre Ziehmutter noch auf das alte Ehepaar, und sie empfand die Wohlmeinenden Borstellungen als eine lästige Ein mischung. Wiederholt schon hatte sich die junge Sängerin bei Doktor Rastner darüber beklagt, und sein Un mut gegen die beiden ängstlichen 'Frauen war jetzt zum Durchbruch gekommen. Er befaß wenig Ver ständnis für gesundheitlich schwache Menschen und hielt

deshalb die Sorge von Reginas Umgebung für völlig unbegründet. In den nun folgenden SoMmermonaten gönnte sich die junge Sängerin nur wenig Ruhe. Sie stu dierte und arbeitete mit einem unermüdlichen Fleiß. Die höchste Stufe ihrer Kunst wollte sie erreich«. Es genügte ihr nicht, daß sie in kurzer Zeit zu einem Liebling der Stadt geworden war. Be rühmt wollte sie werden. Weltruhm wollte sie er ringen. Regina Mautenwald kannte keine ande ren Interessen als jene, die mit ihrer Kunst zu sammenhingen

. Ob ihr Herz wohl je gesprochen hatte? Oft schon hatte Frau Anna sich diese Mage gestellt und im mer mußte sie dieselbe verneinen. Regina hatte keine Zeit gehabt für die Liebe, und der Mann, der sie in ihr .geweckt hätte, war wohl noch nicht in ihr Leben getreten. Bevor Regina Rautenwald ihr Engagement in

5
Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1933
Regina Rautenwald : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65543/65543_192_object_4351355.png
Seite 192 von 312
Autor: Greinz, Rudolf / von Rudolf Greinz
Ort: Leipzig
Verlag: Staackmann
Umfang: 308 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-8.183
Intern-ID: 65543
Regina Rautenwald jetzt an Hub. Und die Tage ver gingen ihr nun wie im Flug. Sie hatte wenig Zeit mehr zum Träumen und Sinnieren. Ihre Stunden waren ausgefüllt mit Tätigkeit, soweit ihr zarter Körper das gestatten wollte. Darüber aber wachte Doktor Leinwieser mit großer Sorgfalt, baß sie ihren Eiser nicht abermals Übertrieb. Seine An ordnungen mußten genau befolgt werden. Es hieß Parieren, wollte sie ihm gefallen. Pünktlich mußte sich Regina alle paar Tage gleich den übrigen Kranken

in dem Ordinations zimmer des Arztes einfinden, um ihren Gesund heitszustand überprüfen zu lassen. „Bollkommen in Ordnung!' stellte Doktor Lein- wieser in seiner trockenen Art fest. „Sie brauchen überhaupt nicht mehr Zu kommen!' fügte er dann fast schroff hinzu. Seit jenem Besuch in ihrem àankenAimmer hatte er ihr nie wieder zu erkennen gegeben, daß er sie liebte. Und es war ein immerwährender Zweifel und eine Ungewißheit, in der Regina lebte. Sie mußte sich damals doch geirrt haben. Einmal in dieser langen Zeit

hätte er ihr doch sicher wieder zu verstehen gegeben, daß sie ihm nicht ganz gleich gültig war. Aber nichts geschah. Kein warmer Blick und kein Händedruck, der ihr das angedeutet hätte. Regina Rautenwald schaute mit einem Gemisch von Unsicherheit und Freude zu dem großen Manne aus. IS NW« 193

7
Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1933
Regina Rautenwald : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65543/65543_193_object_4351358.png
Seite 193 von 312
Autor: Greinz, Rudolf / von Rudolf Greinz
Ort: Leipzig
Verlag: Staackmann
Umfang: 308 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-8.183
Intern-ID: 65543
„Bollkommen gesund?' frug sie ihn leise. „Bin ich entlassen?' „Als Patientin sind Sie entlassen. Als meine Assistentin ab« angestellt!' sagte er kurz, beinahe barsch ... Das Frühjahr war wieder eingezogen im Lande mit der ganzen Farbenpracht seiner Blüten. Um diese Zeit hätte Regina das Sanatorium sür immer verlassen sollen. Hätte hinauswandern sollen in die Welt, um Ruhm und Glück Zu ernten. Glück? Ob es wirklich ein Glück, dieses ganz große Glück, das sie immer ersehnte, für sie ge worden

wäre? Regina Rautenwald war eine andere geworden in diesen Monaten. Sie hatte gelernt, das Leben von einer anderen Seite zu betrachten. Wohl dachte sie noch häufig und mit tiefer Wehmut an die ver lorene Künstlerlaufbahn. Sie hatte sich seither auch nur selten mehr ent schließen können, Zu singen. Und wenn sie es tat, dann geschah es nur, wenn Professor Hochgruber sie darum bat. Denn sie wußte: die Angst, die seine Seele bedrohte, war über ihn gekommen und ihre Stimme würde ihm die Ruhe bringen

können. Dann sang Regina, wie sie es stets sür ihn getan hatte, mit gedämpfter Stimme. Sie sang auch wie der in der Schloßkapelle, sang für ihn und Herrn Alsreider, den kleinen Kaplan, der immer zugegen war. Regina hatte sich nun völlig eingelebt in dem

8
Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1933
Regina Rautenwald : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65543/65543_293_object_4351657.png
Seite 293 von 312
Autor: Greinz, Rudolf / von Rudolf Greinz
Ort: Leipzig
Verlag: Staackmann
Umfang: 308 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-8.183
Intern-ID: 65543
„Kurt! Kurt! Ich hatte solche Angst um dich!' flüsterte Regina, an allen Gliedern bebend. „Mein Liebes!' Und er hob sie wie ein Kind in seine Arme und trug sie hinaus in den Turm. Ein Schatten loste sich innerhalb der hohen Ringmauer. Kam naher und näher. Langsam und sehr behutsam. Die Gestalt eines schlanken Man nes ward erkennbar. Er war unter einem der al ten Kastanienbäume gestanden, die sich, eine Allee bildend, längs der Mauer bis zum Schloß hin zogen. Leise knisterten die welken Blätter

unter den vorsichtigen Tritten des Mannes. Es war Norbert tzochgruber. Ohne Mantel und Hut war er, und das volle, stark ergraute Haar war vom Wind zerrauft und hing ihm wirr in die schmale hohe Stirn herein. Mit neugierigem Interesse hatte der Professor die kleine Liebesszene von seinem Standort unter dem Kastanienbaum beobachtet. Dann, als die bei den hinter der nicht sehr hohen Eingangspforte des Turmes verschwunden waren, trat der Kranke näher. Das war doch Kurt Leinwieser gewesen. Kurt Leinwieser und Regina

Rautenwald, dachte er hei sich und machte ein verschmitztes Gesicht. Regina Rautenwald... Kurt hatte das Madchen geküßt und sie wie ein Mnd in seinen Armen fortgetragen. War es nicht so? Wie kam das nur? Richtig. Sie waren ja verlobt miteinander. Wür den heiraten. Er entsann sich jetzt wieder ganz W4

14
Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1933
Regina Rautenwald : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65543/65543_265_object_4351571.png
Seite 265 von 312
Autor: Greinz, Rudolf / von Rudolf Greinz
Ort: Leipzig
Verlag: Staackmann
Umfang: 308 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-8.183
Intern-ID: 65543
scheu von ihm fort eilte. An den Wänden eilte er entlang und hatte die eine Schulter hochgezogen. Schwester Apollonia suchte bald daraus den Arzt in seinem Ordinationszimmer aus. Professor Hoch- gruber habe angeordnet, so berichtete sie ihm, daß man die fremde Musikantin in der Schloßkapelle aufzubahren habe. Regina Rautenwald war zugegen und schaute mit bestürztem Gesicht bald auf die Schwester und dann wieder auf ihren Bräutigam. „Was für ein Einfall!' sagte sie erschrocken. „Kurt

, daS wirst du nicht zugeben. Nicht wahr?' àrt Leinwieser zog seine breiten Achseln hoch. „Weshalb nicht, wenn es ihm eine Freude macht!' sagte er entschuldigend. „Aber Kurt, das bedeutet ein Unglück. Eine Lei che vor dem Altar, an dem wir in wenigen Tagen getraut werden sollen!' sagte Regina, nun dem Weinen nahe. „Du mußt das verhindern, hörst du?' bat sie ihn und hob wie ein Kind flehend die Hände zu ihm empor. „Mädel!' Er küßte Zärtlich die Hände seiner Braut. „Es ist eine Laune von ihm. Ich darf Nor bert nicht daran

zu hindern suchen. Er könnte es, mir wirklich übelnehmen. Er ist jetzt ohnedies so gereizt.' „Dann will ich zu ihm gehen und ihn darum bitten. Mir ist der Gedanke unerträglich!' erklärte Regina energisch. „Er muß doch diese Rücksicht hal ben. Nicht wahr, Schwester?'

15
Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1933
Regina Rautenwald : Roman
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/65543/65543_151_object_4351233.png
Seite 151 von 312
Autor: Greinz, Rudolf / von Rudolf Greinz
Ort: Leipzig
Verlag: Staackmann
Umfang: 308 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II A-8.183
Intern-ID: 65543
wartete er von ihr Schutz und Hilfe in seiner Not. Das junge Mädchen neigte ihren Kopf. Ein un endliches Mitleid mit dem Kranken überkam sie, und ihre Augen wurden feucht. Sanft löste sie ihre Hände aus seinem Griff. Dann, nach einer Weile, sagte sie innig und mit einem weichen Lächeln: „Sind Sie nicht in Gottes Hut? Wie können Sie sich fürchten, wo Gott so nahe ist?' Der Kranke faltete seine Hände wie im Krampf und hielt sie an seine Brust gepreßt. „Regina . . flüsterte er heiser

, . . in der Kapelle .. . als Sie das Ave Maria sangen .. . da habe ich die Nähe des Herrn empfunden.' „Und er hat die Not aus Ihrem Herzen genom men!' sagte Regina laut und wie im Gebete spre chend. Ihre helle Stimme hallte durch den Gang, der gedämpft das Echo wiedergab. Erschreckt sahen sich die beiden in die Augen. Haschten unwillkür lich, beieinander Schutz suchend, nach ihren Händen und hielten sie mit festem Druck. „Hat mir einen Engel zum Trost gesandt . . flüsterte der Aranke, nur mühsam ein Schluchzen

unterdrückend. „Denn Gott ist barmherzig und verläßt nie manden, der aufrichtigen Herzens zu ihm betet/- Regina Rautenwald sprach die Worte so leise, daß sie kaum vernehmbar waren. Ihr seines Gesicht war erblaßt, und ihre Lippen bebten. Professor Hochgruber beugte sich über sie. So 1W

18