„Bollkommen gesund?' frug sie ihn leise. „Bin ich entlassen?' „Als Patientin sind Sie entlassen. Als meine Assistentin ab« angestellt!' sagte er kurz, beinahe barsch ... Das Frühjahr war wieder eingezogen im Lande mit der ganzen Farbenpracht seiner Blüten. Um diese Zeit hätte Regina das Sanatorium sür immer verlassen sollen. Hätte hinauswandern sollen in die Welt, um Ruhm und Glück Zu ernten. Glück? Ob es wirklich ein Glück, dieses ganz große Glück, das sie immer ersehnte, für sie ge worden
wäre? Regina Rautenwald war eine andere geworden in diesen Monaten. Sie hatte gelernt, das Leben von einer anderen Seite zu betrachten. Wohl dachte sie noch häufig und mit tiefer Wehmut an die ver lorene Künstlerlaufbahn. Sie hatte sich seither auch nur selten mehr ent schließen können, Zu singen. Und wenn sie es tat, dann geschah es nur, wenn Professor Hochgruber sie darum bat. Denn sie wußte: die Angst, die seine Seele bedrohte, war über ihn gekommen und ihre Stimme würde ihm die Ruhe bringen
können. Dann sang Regina, wie sie es stets sür ihn getan hatte, mit gedämpfter Stimme. Sie sang auch wie der in der Schloßkapelle, sang für ihn und Herrn Alsreider, den kleinen Kaplan, der immer zugegen war. Regina hatte sich nun völlig eingelebt in dem