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Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1899
Unter zwei Sonnen. Nocturno
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Seite 95 von 199
Autor: Renk, Anton / Anton Renk
Ort: München [u.a.]
Verlag: Schupp
Umfang: 210 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: 364
Intern-ID: 73605
98 „SeBeit, lebte — gelebt. . ." „Leben ist also ein schwaches Verbum. — Nennen Sie ein starkes. . . das Gegenteil des früheren!" „Sterben — starb, gestorben," brachte Luise mit Zittern heraus. Mitten im Frühling das! Mir war es, als ob das Skelett im Winkel vom Gestelle sich loslösen und sich mitten unter die blühende Mädchenschar setzen wollte. Ich fühlte einen Drang zum Beten in mir. Eine Angst überkam mich . . . dort lag der goldene Schmetterling, er war tobt. „Conjugieren Sie das Zeitwort

!" „Ich sterbe, du stirbst." Luise konjugierte die Zeiten durch. „Futurum?" „Ich werde sterben!" Da schlug die zwölfte Stunde und die Schulglocke verkündete das Ende der vormittägigen Schulzeit. „Du wirst sterben", wiederholte der Inspektor mechanisch und sagte dann: „Beten!" Das Gebet verklang : „in der Stunde unseres Absterbens, Amen " — Draußen leuchtete der Frühling. — Einige Tage lang kam Luise nicht in die Schule. Als ich an einem Morgen eintrat, standen die Mädchen in Gruppen zusammen und führten

scheue Gespräche. An der Schultafel aber hing ein schwarzumränderter Karton: — „Gott, dem Allmächtigen, hat es gefallen, unsere mnigstgeliebte Tochter Luise in ihrem 17. Lebensjahre. . Nun wußte ich genug: der Inspektor war in der Schule gewesen, der Inspektor, dessen Bezirk die ganze Welt ist.

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