Über den Firnen - Unter den Sternen.- (Anton Renks Werke ; Bd. 1. Bd. 2)
182 Bergsagen Und ungetreue Geist-erhirten schreiten lieber das herbstverdorrte Edelweiß. Es steht ein Kreuz hoch ob dem Trümmerkare, Es stöhnt ein alter Mann beim Niederknien: „Du lieber Herrgott, es sind zwanzig Jahre . . . Hast du noch immer, immer nicht verzieh'n? Längst ist verglüht des roten Goldes Glänzen, Doch durch die Nächte glüht das rote Blut, Herr der Erbarmung, welche ohne Grenzen, Gib mir ein Zeichen, daß du wieder gut!' Cr küßt die Füße noch dem Gottessöhne, Indes
das glutentflammte Abendlicht Dem Heiland um die braune Dornenkrone Die allerletzten roten Rosen flicht. Nun wendet sich der Wanderer zum Tale, Die Dunkelheit webt über Kar und Kor; Schon liegt das Dorf im stillen Sternenstrahle, Da pocht er Einlaß heischend an ein Tor. Der Alte sitzt schon lang beim warmen Ofen, Der Kien Verknistert still mit irrem Schein, Der Hauses Sohn, der von des Joches Schrofen Herniederstieg, tritt leichenblaß herein. Aufschreit im Schreck das allerjüngste Mädel, Die Kirchenuhr gar