Tiroler Bauernkalender; 25. 1931)
Tische geredet haben?' „Ich hörte wohl ihr halblautes Sprechen, habe aber nicht auf gepaßt', erwiderte der Wirt. „Haben ge sagt, die Straße des Pazenaun sei nicht sicher.' „Du wirst wohl falsch verstanden haben, guter Klaus', meinte der Postmeister. „Nein, nein, habe gut hören, Straße sei unsicher wegen Hirsch.' „A so, das ist aller dings richtig, weil die Hirsche gegenwärtig in der Brunst sind', erklärte der Postmeister. „Was machen ich per bacco, ich muß hinaus nach Landeck
und kann nicht warten, bis Hirsch gesund ist.' „Da weiß ich ein Mittel, Klaus, ich werde dir eine Pistole leihen, die mußt du aber auf dem ganzen Wege schuß bereit halten, damit, wenn ein Hirsch kommt, sofort schießen kannst.' „Das sein gut, Vetter Wirt', sagte Klaus, „werde Hirsch totschießen, wenn kommt, aber wo gebe ich Pistol hin?' „Diese lassest beim alien Hansjörg in Grins, dort werde ich sie gelegentlich holen.' Klaus machte sich des anderen tags in aller Früh auf den Weg. Er hielt scharf Ausguck
nach allen Seiten, die gespannte Pistole in der Hand. Die Begegnenden wichen scheu zur Seite, um dem Mann mit der Mordwaffe Platz zu machen. Gegen Abend kam er beim Hansjörg an, legte vor allem die Pistole auf den Tisch und rief: „Wirt, schnell ein Pudele, Hab gewaltig heiß sür das gefährliche Marsch, „Wo kommst denn her, Klaus', fragte der Wirt. „Aus dem Pazenaun', erwiderte Klaus. „Aber wozu die Waffe, in Paznaun ist doch keine Revolution ausgebrochen.' „Si, si, Revolutions mit Hirsch', erwiderte Klaus
. „Das kann ich nicht verstehen', meinte Hansjörg, „Revolution mit Hirsch'. Klaus erzählte nun, was er in Ischgl erlauscht und vom dortigen Wirte bestätigt erhalten hatte. Unterdessen hatte Hansjörg die Pistole unter sucht und leer befunden. Die anwesenden Gäste lachten. Als Klaus endlich begriffen hatte, daß er elendiglich gefoppt worden war, rief er zornig: „Mostro Wirt von Ifchgl, lumpige, von jetzt an wird aber Gößl Klaus niemand mehr dranbekommen. Ueber die ge fährliche Reise durchs Paznaun wurde noch lange gelacht
zusammen brachte, warf er ihm an den Kopf. „Aber zum letzten Male, alter Spitzbub, den Gößl Klaus wirst du nicht mehr zum Narren halten', schloß er seine Ansprache. Der Wirt hatte lächelnd zugehört. Jetzt sprach er be gütigend: „Na, na, Klaus, so bös war es nicht gemeint, du muht doch einen unschuldigen Scherz nicht schlecht auffassen. Heute bleibst bei mir, bist mein Gast, und zwar gratis, iß und trink, was du willst, für das bißl auslachen werde ich dich schadlos halten, seien wir wieder die alten