Maximilian's I. Beziehungen zu Sigmund von Tirol in den Jahren 1490 - 1496 : Studie zur Charakteristik beider Fürsten
vorher hatte er die frühere Regierung vor seinen -Riehterstuhl geladen, jetzt that er sie in die Acht. Die Grafen Thierstein und Matsch setzten dem aus der Ferne offenen Trotz entgegen. Sie alle verloren ihr liegendes Gut auf Tiroler Boden. Am 1 . Februar vollzog sich vor dem Kaiser und einem glänzenden fürstlichen Gefolge, in welchem wir Sigmund’s Schwiegervater, Herzog Albrecht von Sachsen, dann Cristina von Baiern bemerken, ein Act, der Sigmund’s Zustand auf das deutlichste illustrirt. Sigmund
widerruft feierlich alle dem Herzog Albrecht von Baioni auf seine Länder gemachten Verschreibungen in der i H ölie einer Million Gulden. Was hier Sigmund wieder durch den Mund des für ihn unerreichbaren Kcgicrungs - Kanzlers O t •« o o otfirze] sagen lässt, bedarf keiner Erklärung: Da er früher in der Verschreibung für Albrecht gesagt habe, er mache sie aus „freiem Willen“, so könne er aus Willkür „die ses freien Willens“ seinen früheren Willen jetzt ändern. Merkwürdig ist auch die Schlussscene
: der Kaiser nahm das Wort, um zu erklären, dass dei - nach den Worten Stürzel’s und der von Sigmund erfolgten mündlichen 'Wiederholung gegebene Widerruf auch wirklich der ernstliche Wille Sigmund’s sei. Wir kennen Kaiser Friedrich^ gutmüthige Gesimimigsart zu Q o genau, um annehmen zu dürfen, dass er sich gegenüber einem mit normalen Denkfunctionen versehenen Vetter den grausamen Scherz erlaubt hätte, zu dessen feierlicher Sanction der Meran er Ord nung noch einen unter anderen Umständen höchst
beschämenden öffentlichen Widerruf zu fügen. Die Sache ist eben die: Sigmund war nicht mehr zu verletzen. Was man ihm hier auferlegto, betraf eigentlich gar nicht seine Person. Aber den möglichen Folgerungen aus der angenommenen Willensunfreiheit Sigmund’s hei den Meran er Abmachungen von baieriseber Seite wollte ■ Friedrich so rasch als möglich, so lange er Sigmund noch reden lassen konnte, mit einem Male die Spitze abbreehen. Vieles spricht dafür, dass Friedrich schon damals an eine freiwillige