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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1941
Deutschland und die europäische Ordnung.- (Weltpolitische Bücherei)
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Seite 77 von 219
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: Berlin
Verlag: Deutscher Verl.
Umfang: 217 S. : Kt.. - 2. durchges. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Deutschland ; s.Politisches System ; g.Europa ; z.Geschichte
Signatur: II A-19.111
Intern-ID: 75703
England und der Gleichgewichtsgrundsatz England entwickelte sich 211 einem plutokratischen Raubstaat, der mit den Mitteln ni cht nur der Macht, sondern der Gewalt überall in der Welt an sich zu reißen suchte» was er vermochte, zum größten Raubstaat aller Zeiten, Der von ihm verkörperte Friede war trotz aller Verschleierung der seelenlose Friede der Faust, nicht der gerechte Friede auf der Grundlage eines Nebeneinanders gleichberechtigter Nationen. Während die kon tinentalen Völker fest

im europäischen Staatensystem mit allen seinen Verflechtungen verankert blieben, wuchs England mit seinem Weltreich aus diesem Zusammenleben mehr und mehr heraus, und wenn es als europäisches Mutterland auch immer mit ihm verknüpft war, so nahm es seit dem Kampf gegen Ludwig XIV. hinsichtlich der europäischen Ordnung in steigendem Umfang eine Sonderstellung ein. 1 Das kam vor allem in der Art, wie sich das Inselreich des Gleich gewichtsgedankens bediente, zum Ausdruck. Die Methoden wechselten

. In seiner schiedsrichterlichen Stellung konnte es sich erlauben, Europa sich zeitweilig selbst zu überlassen, wenn eigene insulare Aufgaben das nahe legten. So vollzog England nach dem Utrechter Frieden unter Walpole in aller Ruhe seinen Umbau vom Agrar- zum Industrie- und Handelsstaat. Als aber diese Zurückhaltung gegenüber den kontinentalen Auseinander setzungen von Frankreich zur Wiedergewinnung seiner hegemonialen Stellung benutzt wurde, die schließlich nicht nur die österreichische Macht position in Mitteleuropa

bedrohte, sondern auch das eigene koloniale Monopol jenseits der Meere, da wandte es sich in erbittertem Kampf gegen den Rivalen. Sinn der englischen Stellungnahme war und blieb, durch die Verhinderung einer hegemonialen Bildung auf dem Kontinent sich selbst die Welthegemonie zu sichern. In derselben Zeit, da der englische Auf klärungsphilosoph David Hume in seinem „Essay on the Balance of Power' (175 l ) England als den „Wächter der allgemeinen Freiheiten Europas' pries, lösten sich die Fäden

, die das europäische und das britische Inter esse miteinander verbanden. Mit dem Beginn der absoluten Seeherrschaft wurden das europäische Gemeinwohl und das europäische Gleichgewicht Äs England zu Grundsätzen im Dienste seines Weltreiches, und zwar im Sinne eines Systems der Gegengewichte, das die Zwietracht Europas und <Jie eigene schiedsrichterliche Herrschaft zum Inhalt hatte. Während es weitet wie keine andere Macht den Leitsatz vom Gleichgewicht im Munde

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Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1941
Deutschland und die europäische Ordnung.- (Weltpolitische Bücherei)
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Seite 130 von 219
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: Berlin
Verlag: Deutscher Verl.
Umfang: 217 S. : Kt.. - 2. durchges. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Deutschland ; s.Politisches System ; g.Europa ; z.Geschichte
Signatur: II A-19.111
Intern-ID: 75703
gegen die Buren festgelegt war, nahm er zumal in Frankreich und Rußland Gestalt an. Aber schließlich erwies sich die Rechnung des Kolonialministers Joseph Chamberlain, des damaligen führenden Repräsentanten des britischen Imperialismus, als durchaus richtig, daß die Eifersucht zwischen den kontinentalen Mächten es England stets ermöglichen werde, sich im Notfall mit der einen oder anderen Macht oder Mächtegruppe auf der Basis politischer oder kolonialer Konzessionen zu verständigen. Die berühmten englischen

Bündnisangebote an Deutschland aus den Jahren 1898 bis 1901, die mit einzelnen kolonialen Zugeständnissen parallel gingen und dazu beitrugen, es zu keinem konti nentalen Zusammenschluß kommen zu lassen, ordneten sich in diese Politik ein. Erst recht aber galt das für die koloniale Verständigung, die (1899) zwischen England und Frankreich zustande kam, nachdem sich die Republik in dem Zwischenfall von Faschoda um ihrer Gegnerschaft gegen Deutschland willen dem englischen Anspruch hinsichtlich des oberen Nils

unterworfen hatte. Und schon schmiedete England auch die Waffe gegen das Zarenreich, das sich durch ein Status-quo-Abkommen mit Österreich- Ungarn bezüglich des Balkans den Rücken freigemacht hatte zur Fort führung seiner Herrschaftspläne in Ostasien. Japan wurde hier zum Degen der britischen Plutokratie und verrichtete einige Jahre später sein Werk, indem es das besiegte Rußand für die ihm von London zugedachte Rolle gefügig machte. Das großartige Spiel der englischen Diplomatie hatte vollen Erfolg

. Kontinental-Europa ließ die weltgeschichtliche Stunde, da das militärisch völlig unvorbereitete England mit der Vollendung seines Weltreichs beschäftigt war, ungenutzt vorübergehen, weil seine Völker für eine gesamteuropäische Lösung noch nicht reif waren. So konnte England wieder die Führung Europas an sich reißen, und in kurzer Zeit gelang es ihm, die Kontrollstellung über den alten Erdteil im Dienste seiner Interessen zurückzugewinnen. Dazu gehörte die Rückkehr

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Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1941
Deutschland und die europäische Ordnung.- (Weltpolitische Bücherei)
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Seite 160 von 219
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: Berlin
Verlag: Deutscher Verl.
Umfang: 217 S. : Kt.. - 2. durchges. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Deutschland ; s.Politisches System ; g.Europa ; z.Geschichte
Signatur: II A-19.111
Intern-ID: 75703
Frankreichs, Englands und Italiens Stellungnahme Kontinentalmächten ausgehen werde, erhoffte er davon für England die Erneuerung der alten Schiedsrichterstellung in Europa im Sinne einer dauernden Kontrolle mit Hilfe der von ihm protegierten kleinen Staaten. Eine solche Auffassung war nichts anderes als die Erneuerung des britischen Programms der Jahrzehnte, bevor England aus der „splendid isolation' heraustrat und durch die Verbindung mit Frankreich und Rußland die Entwicklung zum Weltkrieg

er in den Hauptmächten tatsächlich nur noch einen europäischen Bund. Aber gerade deswegen büßte er um so schneller sein Ansehen ein. Das starre und parteiliche Verhalten gegenüber den neu auftretenden politischen Problemen und das völlige Versagen gegenüber allen drängen den europäischen Lebensfragen waren offenkundig. Daß dieses System unverändert fortbestehen konnte, war nur möglich, weil England und Frankreich im Verein mit ihren kleinstaatlichen Trabanten demokratischer Observanz sich jeder Umgestaltung ebenso

, von neuem ins Leben. Der Viermächtepakt, der nach Mussolinis Vorschlag am 15. Juli 1933 zwischen Italien, England, Frankreich und Deutschland in Rom abgeschlossen wurde, fußte auf der bevorrechtenden Abhebung der vier europäischen Großmächte von den kleinen Staaten und schien eine neue Ordnung Europas im Sinne der einstigen Fünfherrschaft der Groß mächte herbeiführen zu wollen. Daß selbst Frankreich sich diesem Ab- 11 Harte, Deutschland l6l

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Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1941
Deutschland und die europäische Ordnung.- (Weltpolitische Bücherei)
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Seite 88 von 219
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: Berlin
Verlag: Deutscher Verl.
Umfang: 217 S. : Kt.. - 2. durchges. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Deutschland ; s.Politisches System ; g.Europa ; z.Geschichte
Signatur: II A-19.111
Intern-ID: 75703
ihren geschichtlichen Platz an der Spitze Europas zurückerobern und in Gemeinschaft mit Österreich und Rußland den französischen Imperator in glänzenden Waffen taten niederzwingen. Aber es hatte fur die Zukunft Europas entscheidende Bedeutung, daß über die nacheinander geschlagenen kontinentalen Mächte hinaus England, niemals besiegt und seit dem Bruch des Friedens von Amiens in seinem Vernichtungswillen niemals erschüttert, der erbarmungslose Träger und Sieger in dem gewaltigen Kampfe war. Von Pitts berühmtem

Programm einer Wiederherstellung Europas (u. Januar 1805) bis zum letzten Bünd nis von Chaumont und zu den Pariser Friedensschlüssen von 1814 und 1815 leitete es als unversöhnlicher Feind Napoleons die weltgeschichtliche Aktion, an deren Ende der Sturz und die Fesselung des Titanen an die Felsen von Sankt Helena stand. Seine eigenen Blutopfer waren wieder gering, und auch die Leistungen großer Persönlichkeiten gaben nicht den Ausschlag, denn nach Pitts Tod regierte in England die Mittelmäßigkeit

. Aber hinter allem stand ein in fester Tradition verwurzelter Macht- und Herrschaftswille, und er zumal wurde der Sieger. Bei der Neuordnung Europas auf dem Wiener Kongreß konnte England deshalb das ent scheidende Wort sprechen, und als Pitts Schüler und Erbe brachte Lord Castlereagh io zähem Bingen mit den vielfach widerstrebenden kontinen talen Verbündeten das Programm seines Vorgängers zur Durchführung. Mochte auch während dieser langwierigen Verhandlungen über die Neu gestaltung Europas

da und dort wieder eine englandfeindliche Stimmung sich geltend machen und mochten sogar bittere Warnungen vor dem britischen Machtegoismus gegenüber den europäischen Fragen von neuem laut werden: dank seiner überlegenen Diplomatie und der hinter dieser stehenden Macht wurde England aller Widerstände Herr, und unter seiner Regie erstand ein Europa, das dem britischen Interesse entsprach.

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Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1941
Deutschland und die europäische Ordnung.- (Weltpolitische Bücherei)
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Seite 84 von 219
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: Berlin
Verlag: Deutscher Verl.
Umfang: 217 S. : Kt.. - 2. durchges. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Deutschland ; s.Politisches System ; g.Europa ; z.Geschichte
Signatur: II A-19.111
Intern-ID: 75703
blieb ihm unerreichbar, und England konnte, nachdem es die französische Flotte vernichtet hatte, als absoluter Herr der Meere sein Weltreich in ungeahntem Umfang ausbauen. Zeitweilig begehrten selbst die anderen kontinentalen Mächte gegen die wieder von ihm gehandhabten seeräuberischen Methoden auf, aber die zweite „bewaffnete Neutralität', zu der sich 1800 Rußland, Dänemark, Schweden und Preußen zusammen schlössen, war völlig unwirksam, und England ging kühl über sie hinweg

, so daß sich der Abwehrbund bald wieder auflöste. Seine vergewaltigen den wirtschaftlichen Maßnahmen ließen sogar die neuen Vereinigten Staaten von Amerika nochmals die Waffen gegen ihr einstiges Mutterland erheben. Aber all das focht England nicht an. Nach dem Siege von Trafalgar steigerte es sein Piratenwerk noch dahin, daß es 1807 mitten im Frieden Kopenhagen bombardierte und die dänischen Schiffe entführte. Mit seiner allgebietenden Flotte stand es als eine nicht zu treffende Macht neben und über Europa, auch neben

und über dem Europa, In dem Napoleon als Diktatof waltete. Es war echtestes Albion, wenn eine englische Flugschrift von 1Ì05 mit bruttief Kälte feststellte: „Ein ewiger Krieg ist das beste Mittel zur Sicherheit und Wohlfahrt Großbritanniens.' Während des Weltkrieges von 1914 bis 191 i und nun wieder in dem großen Ringen, das England dem deutschen Volk aufgezwungen hat, ist häufig dem Bedauern Ausdruck gegeben worden, daß die britische Seeherrschaft damai* nicht durch eine gemeinsame, von innerster Ent

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Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1941
Deutschland und die europäische Ordnung.- (Weltpolitische Bücherei)
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Seite 203 von 219
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: Berlin
Verlag: Deutscher Verl.
Umfang: 217 S. : Kt.. - 2. durchges. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Deutschland ; s.Politisches System ; g.Europa ; z.Geschichte
Signatur: II A-19.111
Intern-ID: 75703
deutscher Abwehrsieg bei Wien über die Türken. 1683—1699 Österreichs Feldzüge gegen die Türken. 1689 Wilhelm III. von Oranien König von England. 1700—1721 Nordischer Krieg. 1703 Methuenvertrag zwischen England und Portugal. X y OI —X713 Spanischer Erbfolgekrieg. 1713 Frieden von Utrecht und Begründung der englischen Hege monie in Europa unter dem Zeichen des Gleichgewichts grandsatzes. 1717 Eroberung Belgrads durch Prinz Eugen. 1721 Frieden von Nystadt. — Eintritt Rußlands in das europäische

Staatensystem unter Peter dem Großen und Gewinnung der Ostseeküste. 1740—1748 Österreichischer Erbfolgekrieg. 1756—1763 Siebenjähriger Krieg. • 1763 Hubertusburger Frieden und Begründung der preußischen Großmachtstellung durch Friedrich den Großen. 177z—1795 Die Teilungen Polens. xy8o—1783 Bewaffnete Neutralität Dänemarks, Schwedens, Österreichs, Preußens, der Niederlande, Portugals und des Königreichs beider Sizilien gegen England. 1789 Ausbruch der Französischen Revolution. 1792—1802 Die europäischen

Koalitionskiiege gegen das Frankreich der Revolution. t8oo Zweite bewaffnete Neutralität Rußlands, Dänemarks, Schwe dens und Preußens gegen England. 1802—1813 Napoleons Herrschaftsstellung in Europa. 1804 Österreichs Erklärung zum Kaiserstaat. 1805—1815 Englands Bündnissystem gegen Napoleon. 1806 Auflösung des Deutschen Reichs.

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Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1941
Deutschland und die europäische Ordnung.- (Weltpolitische Bücherei)
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Seite 87 von 219
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: Berlin
Verlag: Deutscher Verl.
Umfang: 217 S. : Kt.. - 2. durchges. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Deutschland ; s.Politisches System ; g.Europa ; z.Geschichte
Signatur: II A-19.111
Intern-ID: 75703
England ah Vorkämpfer des europäischen Gleichgewichts Ergänzung des bestehenden kontinentalen und der Ausgestaltung des ganzen Systems zu einem Völkerbund. Aber wie schon die Lobpreisung des Westfälischen Friedens den machtegoistischen französischen Hinter gedanken des Vorschlags erkennen ließ» so waren die Pläne des Kaisers selbst erst recht davon erfüllt, und es war nur eine Wirkung der von seiner dämonischen Persönlichkeit ausstrahlenden Überzeugungskraft, wenn selbst Ina Schöße

miteinander verbundener Staaten, vermöge deren keiner unter ihnen die Unabhängigkeit oder die wesentlichen Rechte eines andern ohne wirksamen Widerstand von irgend einer Seite und folglich ohne Gefahr für sich selbst beschädigen kann'. Aber ebensowenig ist es ein Zufall, daß Gentz, der ein glühender Be wunderer Englands war, das achtzehnte Jahrhundert als die wahre Ver wirklichung des Gleichgewichts durch die fünf Großmächte rühmte und zumal England feierte, das als Inselstaat die Ruhe Europas verbürge

. Männer wie Fichte und Arndt sahen in England geradezu den Schutz der europäischen Freiheit, und für den letztgenannten deutschen Patrioten waren die Engländer „das größte Volk in der neuen Geschichte und in den zukünftigen Jahrhunderten'. Die erbitterte Feindschaft gegen das napoleonische Frankreich machte sie blind für das wahre Wesen des Inselvolks, das schon damals innerlich aus Europa herausgewachsen war und nur noch den unedlen Zielen politisch-wirtschaftlichef Beherrschung und Ausbeutung

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Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1941
Deutschland und die europäische Ordnung.- (Weltpolitische Bücherei)
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Seite 100 von 219
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: Berlin
Verlag: Deutscher Verl.
Umfang: 217 S. : Kt.. - 2. durchges. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Deutschland ; s.Politisches System ; g.Europa ; z.Geschichte
Signatur: II A-19.111
Intern-ID: 75703
waren bei ihrer Abgrenzung maßgebend. So wurden Spanien mehr oder weniger einem französischen Gravitations system, die Niederlande und die Ostseestaaten einem preußischen, die italienischen Staaten einem österreichischen und die östlichen Gebiete einem russischen zugewiesen, während Portugal über den Ozean hin der alten englischen Vormundschaft überlassen blieb. Das waren bedeutsame Ansätze zu einer echten Organisation Europas, und es war durchaus wesentlich, daß England keinen entscheidenden Anteil

an ihr hatte. Die Ordnung hatte rein kontinentalen Charakter, und Englands Nichtbeteiligung war geradezu ihre Voraussetzung. Sie ruhte auf einer Gleichgewichtslage, die zwischen Nordsee und Mittelmeer, Atlantischem Ozean und Ural wahrhaft konstruktiv wirken konnte. Jedoch dieses Glcich- gewichtssystem entsprach nicht dem Schiedsrichteramt über Europa, das England für sich in Anspruch nahm, und wenn Canning die Balance Europas gestört fand, so war es eben die englischer Observanz. Das von Metternich verkörperte

, den größeren Teil der Schuld. Mit dieser rückwärts gerichteten Einseitigkeit wurde der Gedanke der kontinen talen Interessengemeinschaft kompromittiert, und England konnte seine Unentbehilichkeit im europäischen Zusammenleben von neuem doku mentieren. In der orientalischen Krise, die die Befreiung der Balkanvölker von der türkischen Fremdherrschaft einleitete, traten ihm Rußland und Frankreich aus machtpolitischen Gründen zur Seite, und Metternichs

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Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1941
Deutschland und die europäische Ordnung.- (Weltpolitische Bücherei)
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Seite 143 von 219
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: Berlin
Verlag: Deutscher Verl.
Umfang: 217 S. : Kt.. - 2. durchges. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Deutschland ; s.Politisches System ; g.Europa ; z.Geschichte
Signatur: II A-19.111
Intern-ID: 75703
Völkerbund und englisch-französische Hegemonie war die Kollektivhegemonie der beiden westeuropäischen Großmächte, Italien, der Mitsieger, war nicht daran beteiligt. Ihm blieb die Gleich berechtigung versagt, und das schwer enttäuschte Volk wurde auf einen Weg gezwungen, der es schließlich zum Verbündeten des aus tiefet De mütigung wieder emporsteigenden deutschen Volkes machte. England und Frankreich waren die alleinigen Repräsentanten des Systems, das nur als eine furchtbare Vergewaltigung

Europas bezeichnet werden kann. Es muß überraschen, daß das britische Inselreich nicht nur bereit war, die wiedergewonnene hegemoniale Stellung mit Frankreich zu teilen, sondern diesem sogar die kontinentale Hegemonie überließ. Hatte der schwer erkämpfte Sieg für England nicht dadurch seinen Sinn verloren, daß es statt des deutschen ein französisches Übergewicht auf dem Festland eintauschte? Die britischen Staatsmänner sahen in diesem Umsturz des europäischen Gleichgewichts zugunsten der verbündeten

System Frankreichs auf dem Festland zu „flankieren', wie er ein Menschen alter vorher den Dreibund flankiert hatte. Europa war für ihn jetzt vor allem ein wirtschaftspolitisches Objekt, und dem entsprach die Kontroll stellung, die es mit dem Mittelpunkt an der Donau, vom Rhein und Kieler Kanal bis zum Schwarzen Meer und zu den Meerengen von Konstantinopel, im einzelnen nicht ohne Reibung mit Frankreich, bezog. Im übrigen sicherte sich England neben der unbestrittenen Hegemonie im Mittelmeer raum

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Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1941
Deutschland und die europäische Ordnung.- (Weltpolitische Bücherei)
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Seite 205 von 219
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: Berlin
Verlag: Deutscher Verl.
Umfang: 217 S. : Kt.. - 2. durchges. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Deutschland ; s.Politisches System ; g.Europa ; z.Geschichte
Signatur: II A-19.111
Intern-ID: 75703
Hauptdaten zur europäischen Geschichte 18 90 Bismarcks Rücktritt. —Nichterneuerung des deutsch-russischen Vertrags, 189 l—1894 Abschluß des französisch-russischen Bündnisses, 1895 Russisch-deutsch-französische Gemeinsamkeit gegen England in Ostasien. 1898—1901 Englische Bündnisfühler gegenüber Deutschland. 1899 Erste Haager Friedenskonferenz. 1904 Abschluß der englisch-französischen Entente. 1905 Trennung Norwegens von Schweden. 1907 Zweite Haager Friedenskonferenz. 1907—1909 Entstehung

des Dreiverbandes zwischen England, Frankreich und Rußland. 1912—1913 Balkankriege und Londoner Konferenz. 1914—1918 Weltkrieg. 191 j Londoner Abkommen zwischen Italien und der Entente. 1919 Pariser Friedensdiktate und Gründung des Völkerbunds. Verbot des Anschlusses Österreichs an Deutschland. - Schaffung der Tschecho-Slowakei, Südslawiens, Großru- mäniens und Großgriechenlands. 1919fr. Ausbau des französischen Hegemonialsystems. 1925 Pakt von Locamo und Deutschlands Eintritt in den Völker bund. 1929—1930

Verhandlungen in Genf über eine europäische Organisation. 1951 Verbot einer deutsch-österreichischen Zollunion. 1932 Konferenz über die Europa-Frage in Rom. 1933 Nationalsozialistische Revolution in Deutschland. Vierer pakt von Rom zwischen Italien, Frankreich, England und Deutschland. — Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund. Deutsch-polnischer Vertrag. 1934 Balkanbund zwischen Südslawien, Rumänien und Griechen land. 193 5 Deutsch-englisches Flottenabkommen. I 95S—1936 Italiens Abessinienkrieg. 1936—1939

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