Wilder Honig : Fortsetzung der "Witterungen der Seele" ; (1849 - 1864).- (Gesammelte Werke ; 9)
noch schneller als die zarteste Blume kommt und vergeht, so hat sie eine andere Unvergänglich- keit erlangt im Menschengeist, der ihr lebendiges Daguerreotyp ist und ihren Eindruck als heiliges Bild, das zur Gottesan- betung zieht und erhebt, im Innern aufstellt und ewig bewahrt. O Gott, wo ist ein Auge und ein Geist, in dem sich alles sammelte, was jeder Augenblick der Zeit an unendlich vielen Millionen Orten der Welt Schönes bringt, ewig neu und anders ! Es geht wohl fast alles unerkannt verloren
, wenn es nicht in dich, aus dem es kommt, zurückfließt und geistig verklärt in dir unser Himmel einmal wird. So wäre denn die eilige Vergänglichkeit des Schönsten auf Erden eben nur ein süßes Lock- mittel, daß »vir dorthin streben, wo wir es unvergänglich und unermeßlich reich wieder finden. Wenn aber der Strahl einer himmlisch schönen Erscheinung recht tief die Seele treffen soll, so daß das Bild in ihr ewig wird »vie sie selbst, so ist es zuweilen notwendig, daß man einsam ist und in ganz fremdem Land