¬Der¬ Kunstfreund ; N.F., 22 - 23. 1906 - 1907
kauft, daß es sich aber damals in schadhaftem Zustand befunden hà. Letzteres trifft heute nicht, mehr zu, denn das Bild hat an Fels burg einen jedenfalls sehr sorgfältigen und gewissenhaften Restaurator gefunden. Nach dem Tode des Malers v. Felsburg hatte die Schreiberin dieser Zeilen, noch ein mal Gelegenheit, das besprochene Bild in der Nahe zu. besichtigen, wodurch sich ihr Inte resse für dasselbe noch steigerte und in ihr der Wunsch aufstieg, womöglich Genaueres darüber zu erfahren
. Die zu diesem Zweck ange stellten Nachforschungen blieben nicht ganz erfolglos. Chr. Schuchardt's Buch „Lucas Crauach des AelternLeben und Werk e' (3 Bde., Leipzig, Brockhaus 1851) enthält im zweiten Band, wo die Werke Cranachs in lokaler'Ordnung (d, h. nach den Orten, wo -sie sich zur Zeit der Abfassung des Buches befanden, aufgezählt find, unter der Rubrik „Innsbruck' auf p. 77 Nr. 32 l folgende Notiz : „D e r leidende H e i la n d. Seitenstück zum vorgehenden Bild*). .L.e b e us g r o ß e, sitzende Halbfigur
mit über der Brust gekre n zt.em Händen, mit d e r D o r- nenkrone ans dem schmerzhaft gesenkten Hanpt und den Marter werkzeugen auf dem Schoß. Sehr gutes Bild, von großer Wahrheit, die,in dessen bei den Wunden und Blutstropsen un angenehm wahr ist. Ausdruck, Zeichnung und Malerei sind gut, das Colorii ernst, mit ties. grauen, klaren Schatten. Sehr beschä digt. Dieses und das vorgehende Bild (die Unterberger Madonna) stammen nach der Angabe des Besitzers (Kunsthändler Unterberger) aus demkais. Damen
st ist zu Hall, wo sie die Flügel eines geschnitzten Altars bildete n.' Soweit Schuchardt. Daß sich die Notiz wirklich auf unser Bild bezieht, kann sich der Leser selbst durch *) Unter dein „vorgehenden', d. h, bei Schuchardt in der vorangehenden Notiz besprochenen Bild, ist die sogenannte „Unterberger Madonna' zu ver stehen, die sich jetzt im Landesmuseum Ferdinandeum befindet, als Schuchardt aber sein Werk veröffent lichte, aber noch im Besitze der Kunsthändler-Familie Unterberger war und erst später
von dieser dem Ferdinandeum geschenkt wurde. Genanntes Bild ist daher bei Beurteilung des unseren zum Vergleich heranzuziehen, bieget aber nicht sehr viele Anhalts punkte. einen Vergleich der zitierten Beschreibung mit der beige gebenen Abbildung klar machen. Nur in einem Punkt scheint uns Schuchardts Be schreibung nicht mit unserem Bild zu stimmen; soweit die sehr dunkeln unteren Partien des Bildes dies überhaupt erkennen lassen, scheint der Heiland nicht zu sitzen, sondern im Grabe zn stehen (wie dies bei vielen