Monographie der Dolomitenstraße und des von ihr durchzogenen Gebiets : ein Handbuch für Dolomitenfahrer mit touristischen, geschichtlichen und wissenschaftlichen Erläuterungen
neuerlicher Beweis für unsere Vermutung, daß sich die alte Gaugemeinde nur aus freien Stücken dem HoMtifte an geschossen habe und daß sie in jener Schenkung dà Kaisers Äonrad nicht inbegriffen gewesen sein könne, denn die Bewohner eineS verschenkten Landstriches durften Wohl gar- nicht daran denken, ewig steuerfrei zu 'bleiben. Die Entrech tung der Fassaner hingegen ging' nur ganz allmählich vor sich und führte — trotz aller Vorsicht der fiirstb'ischöflichen Regierung — wiederholt
zu andauernden Konflikten. Dabei, trug aber das Verhalten der Fassaner nienWls 'den Charakter eines Aufruhrs gegen den Bischof, sondern stets den einer besonn-enen und berechtigten Protestbewegun .g, welche freilich, an Energie und Wirksamkeit immer mehr abnahm. Kaiser Maximilian II. (1664—1576) muhte zu Be ginn seiner Regierung den Türken einen JahreAtribut von 300,009 Gulden bewilligen, -weshalb er sich veranlaßt sah, eine Wrkensteuer auszuschreiben. Diese traf auch den Fürstbischof von Brixen, bezw
. dessen Untertanen, darunter die Fassaner, 'die aber sofort erklärten, ..daß sie zu sslchen Abgaben nicht verpflichtet seien uà die Zahlung rundweg verweigerten. Die bischöfliche Regierung beschlagnahmte- nun eine Manische Herde von 1200 Schafen, worauf lange Verhandlungen folgten. Die Fassaner betonten die ihnen gewährleistete Steuerfreiheit und weigerten sich durch s ech- Ai ^ Iahr e, die Berechtigung des Bischofs zur Auferlegung, von Steuern anzuerkennen. Dabei achteten sie nicht der neuerliàn Beschlagnahmen
von Vieh und sonstiger Gewalt-' maßregeln der bischoflichjen Regierung. Diese verkaufte das- Vieh und trieb auf diese Weise die Tiürkensteuer ein. Die unerschütterliche Standhastigkeit der Fassaner muß umsomehr Erstaunen erregen, als Äas Tal zu Ende des 16. Jahrhun derts vielleicht nur 2000 Bewohner zählte; dies mag übri-- gens auch der Grund gewesen sein, weshalb es damals in. Fassa zu keinem bewaffneten Aufstände 'kam. Die armen Schafe, durch welche die bischöfliche Regierung sich 'bezahlt machte