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mich nieder, köstliches Blut des Erlösers? du redest mir mit tausend Zungen in die Seele: ,Vertraue auf mich, der stirbt, um dir das Leben zu gebend O neige dich zu mir herab, du mein Heil, mein Leben, mein einziger Heiland! daß ich dich, den entstellten, gemarterten Liebling, umarmen kann! „Maria, die leidenvolle, umfaßt den Stamm des heiligen Kreuzes, mit einem Strom von Thräuen ihn benetzend. Sie bricht iu laute Seufzer aus: ,O kostbares Kreuz, geschmückt mit Blut und Frucht meines Leibes

sterben darauf für das Heil der Welt! O so nimm wenigstens auch mich auf dich hinauf, o Kreuz! an deine weitausgebreiteten Arme, laß mich geopfert sein mit ihm! Doch du bist Holz, du kannst es nicht, ich mnß hier einsam und verlassen stehen. So möge mich am Fuße des Kreuzes der tiefste Schmerz, die heißeste Liebe ganz verzehren und vernichtend O Maria! deine Worte schneiden in mein Herz wie ein Schwert, ich danke dir, daß du mich theilnehmen lassest an deinen Thränen, an deinem Jammer. Dein Sohn

wollte nicht bei dir bleiben, o Gekreuzigter! gekreuzigt mit dir! Dir am Kreuze Gesellschaft zu leisten, dich nachzuahmen im Leiden ist mir süßer als alle Lust des Paradieses! O heilige rechte Hand, voll göttlicher Erbarmnisse! ich bete dich an ans dem Altare des Kreuzes, denn du zahlst ausgestreckt den Preis meiner Erlösung. Mache, daß ich mit Leib und Seele angenagelt sei wie du aus dein Kreuze der Abtödtung, damit ich laut rufen kann: ,Jch bin der Welt, und die Welt -st mir gekreuzigt!' O heilige linke Hand

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Kategorie:

Religion, Theologie

Jahr:

1877

Johanna Maria vom Kreuze und ihre Zeit : ein Lebensgemälde aus dem siebzehnten Jahrhundert

Seite 349 von 371

stattet, mil Aussatz geschlagen von Gott? Aber der sterbende Gottmensch freut sich unendlich, daß er diesen Baum gepflanzt hat im blühenden Garten der Kirche. Unzählige Blutzeugen, ganz verliebt in die Früchte desselben, opfern ihr Leben in tausend Qualen, sie selbst die schönsten Zierden am Fruchtbaume des heiligen Kreuzes. Tausend und tausend Lehrer erstehen m seinem Schatten, sie verkündigen laut mit der Weisheit, die sie vom Kreuze gelernt, daß kein anderer Weg zum Himmel führt

, als der königliche Weg des Kreuzes, der Verachtung, der Abtödluug. Unzählbare Jungfrauen, zart von Leibe, umschlinge« den heilbringenden Stamm des Kreuzes, einschlürfend himmlische Süßigkeit aus dem Herzen Jesu, Seele, Herz und Athem opfernd am Baum, der ihre Jungfräulichkeit beschattet? Millionen Seelen reifen für den Himmel, weil sie sich an schmiegen an dieses Kreuz, den Inden ein Aergerniß, den Heiden eine Thorheit, aber Allen, die daran glauben, eine göttliche Kraft! „Ja, Geliebter? du bist wahrhaft

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Religion, Theologie

Jahr:

1877

Johanna Maria vom Kreuze und ihre Zeit : ein Lebensgemälde aus dem siebzehnten Jahrhundert

Seite 346 von 371

aus deinem Haupte, aus dem Munde bricht ebenfalls Blut und bange Seufzer arbeiten sich aus der Tiefe. Herzen von Stein müssen bei diesem kläglichsten Schauspiele zerspringen. Schon bist du erhoben, schon fällt der Stamm des heiligen Kreuzes erschütternd in die tiefe Grnbe, alle Nerven des Erlösers zittern vom Falle, alle Wunden reißen sich schmerzhafter in's innerste Leben, vier Blutströme regnen auf die Erde, die zu Tode gemarterte Empfindung zuckt in jeder Fiber. O Seele! zerschmilz vor Betrübnis

erbärmlichste Geschöpf, das jemals auf Erden gelebt hat, ich fliehe unter den Baum deines Kreuzes, daß mich die Woge der Verzweiflung nicht hinwegspült. Träufle auf

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Religion, Theologie

Jahr:

1877

Johanna Maria vom Kreuze und ihre Zeit : ein Lebensgemälde aus dem siebzehnten Jahrhundert

Seite 167 von 371

Gnade zurück. Kämpfe mannhaft? Der Kranz wird nur den muthigen Siegern zu Theil! überlasse dich ganz mir!' Sie seufzte leise: „Ja! ich bin ganz dein! ewig dein! unendlich dein!' Jesus erwiederte mit unaussprechlicher Freundlichkeit: „Ja! du bist ganz mein, und ich bin ganz dein! Die Dornenstiche der Welt verletzen dich nicht, das Gewicht des Kreuzes erschreckt dich nicht, meine Wunden verleiden dich nicht, meine Verachtung verscheucht dich nicht, meine Verfolgung verjagt dich nicht, dn hast

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Religion, Theologie

Jahr:

1877

Johanna Maria vom Kreuze und ihre Zeit : ein Lebensgemälde aus dem siebzehnten Jahrhundert

Seite 225 von 371

aus ihrer Zelle oder aus dem Chore klangen. So hörte man an einem Freitage von ihr in leisen Seufzern und lang samen Absätzen: „Ich lasse mich von dir, o Vater der Barmherzigkeit? opfern auf dem Altare des Kreuzes, mache aus zwei Willen einen, und nie finde eine Theilnng Statt zwischen meinem und deinem Willen! Das sei meine Erbschaft, daß ich ewig vereinigt sei mit dir, o süßester Gott meines Herzens! daß ich mich durch dich erhebe zu den heiligen Thoren Sions, stets wachsam und wachsend in Liebe, erobernd

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Religion, Theologie

Jahr:

1877

Johanna Maria vom Kreuze und ihre Zeit : ein Lebensgemälde aus dem siebzehnten Jahrhundert

Seite 339 von 371

: „Laß mich, o Vater! im Triumphe ausziehen, die Fahne des heiligen Kreuzes aufzupflanzen! Mit dem Kreuze will ich den Tod besiegen, mit den: Kreuze will ich öffnen die Pforten des Himmels!' Er stand begeistert auf, unaussprechlicher Liebreiz ergoß sich über sein Angesicht, mit göttlicher Inbrunst die Herzen aller Geschöpfe anziehend. Er saß zwar anf einem Manlthiere, ohne Schuhe, im Schmuck der Armnth, begleitet von gemeinen Fischern, aber die ganze Stadt lief ihm entgegen, angezogen

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Jahr:

1877

Johanna Maria vom Kreuze und ihre Zeit : ein Lebensgemälde aus dem siebzehnten Jahrhundert

Seite 358 von 371

mit dem Holze des Kreuzes, damit lebendiges Wasser hervorquillt, den Durst Meiner Seele ewig zu stillen. Wenn ich mich an diesem Felsen reibe, so fliegen aus ihm die Funken der göttlichen Liebe aus, und durchdringen meine tiefsten Empfindungen. O es schläft sich so sanft ans diesem Felseu beim Rauschen himmlischer Wasser, in der Kühle heiligen Trostes ! O wie singst du so süß von diesem Felsen herunter: „O komme, meine Taube! für dich steht die Thür meines Herzens offen, dn bist mein Herz

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Religion, Theologie

Jahr:

1877

Johanna Maria vom Kreuze und ihre Zeit : ein Lebensgemälde aus dem siebzehnten Jahrhundert

Seite 29 von 371

, wenn du uicht am Kreuze ausharrst bis in den Tod. Es gibt kein besseres Mittel, um heilig zu werden, als Kreuz uud Trübsal, er duldet aus Liebe zu Dem, der für nnö so namenlos gelitten, der uns so unendlich geliebt hat. Zum Kreuze, zum Kreuze lade ich dich ein, o Streiterin Christi! Ergreife mit der rechten Hand den Stamm des heiligen Kreuzes, mit der linken den Dornenkranz, dieses Brautgeschenk deines himmlischen Bräutigams! Das Kreuz Hilst dir alle Lebensängste glücklich hindurch, die Teufel fliehen

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Jahr:

1877

Johanna Maria vom Kreuze und ihre Zeit : ein Lebensgemälde aus dem siebzehnten Jahrhundert

Seite 54 von 371

feine schmerzliche Verlassenheit, seine unsäglichen Qualen. Wenn sie bei der Wandlung die heilige Hostie erblickte, so flehte sie mit heißer Inbrunst, Jesus möchte sie an sich ziehen und sie ganz mit sich ver einigen. Ost erschien ihr die Hostie iu der Gestalt eines Kreuzes, Christus an demselben, aus allen seinen Wunden Strahlen der göttlichen Liebe werfend. Bei der Aufhebung des Kelches wandelte sie ein glühendes Verlangen an, das Blut Christi zu trinken, sie lispelte mit keucheuder Liebesangst

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Religion, Theologie

Jahr:

1877

Johanna Maria vom Kreuze und ihre Zeit : ein Lebensgemälde aus dem siebzehnten Jahrhundert

Seite 335 von 371

ausrichten. Da schleppte sie sich mit einer Krücke zur Todten, legte die rechte Hand derselben auf ihr krankes Knie, und machte mit ihren Fingern das Zeichen des heiligen Kreuzes darüber. Sie wurde augenblicklich gesund, alle Frauen waren erstaunt, als sie am Palmsonntag, also wenige Stunden nach dem Tode der Giovanna, frei nnd leicht ohne Krücke in den Chor hereintrat. Aehnliches erfuhr man auch von ihren Reliquien außerhalb ihres Klosters. Domenico Galvagni litt an der Kolik die heftigsten Schmerzen

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Jahr:

1877

Johanna Maria vom Kreuze und ihre Zeit : ein Lebensgemälde aus dem siebzehnten Jahrhundert

Seite 328 von 371

in deinen heiligsten Willen zn zeigen. Ich erneuere mein oft gemachtes und bestätigtes Gelübde, deinen göttlichen Willen unverbrüchlich zu erfüllen, und lasse mich opfern nach deinem Wohlgefallen von dir, Vater der Barmherzigkeit! vou dir, sanstmüthigstes Lamm, mit Dornen gekrönt auf dem Hochaltare deines heiligen Kreuzes! Im Augenblicke des Todes, o mein Gott! will ich erneuern alle meine alten Verlangen, zu dir zu kommen, Gott meines Herzens, Seele meiner Seele! O wann wird der Tag anbrechen

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Jahr:

1877

Johanna Maria vom Kreuze und ihre Zeit : ein Lebensgemälde aus dem siebzehnten Jahrhundert

Seite 204 von 371

Holzgestelle, darüber ein Stroh polster, und ein Strohkissen, zur Umhüllung eine Wolldecke, oder zwei nach dem Bedürfnisse der Jahreszeit, jeglicher Ueberzug von grober Lein wand, Alles zur Ehre des harten Kreuzes, woraus der Erlöser sich wund gelegen. Die Jungfrau schläft in vollem Gewände, gegürtet wie ein Engel auf Erdeu, eine Braut des fleckenlosen Lämmleins Jesu, strah lend im Lichte der Reimgkeit, die Hände krenzweis über die Brust gelegt, nie auf dem Rücken, stets auf der rechten oder linken Seite

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Jahr:

1877

Johanna Maria vom Kreuze und ihre Zeit : ein Lebensgemälde aus dem siebzehnten Jahrhundert

Seite 240 von 371

strahle, lebend von? Thau himmlischer Gnaden, frei von aller weltlichen Sorge. O seid fröhlich auf den dürren Aesten des heiligen Kreuzes!

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Religion, Theologie

Jahr:

1877

Johanna Maria vom Kreuze und ihre Zeit : ein Lebensgemälde aus dem siebzehnten Jahrhundert

Seite 194 von 371

ihres Geistes nnd ihrer Frömmigkeit, uud das Glück ihrer Verwaltung war so allgemein anerkannt und empfunden, daß sie zwölf Jahre nach einander in viermaliger Wahl das Amt einer Aebtissin bekleiden mußte. Sie litt m dieser ununterbrochenen Amtsführung ungemein, sie hätte lieber Allen gedient, als sie regiert, und klagte oft so eindringlich über die Last des Kreuzes ans ihren Schultern, daß man Mitleiden mit ihr haben mußte. Aber das Kloster begründete sich unter ihrer geschickten Leitung immer fester

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Jahr:

1877

Johanna Maria vom Kreuze und ihre Zeit : ein Lebensgemälde aus dem siebzehnten Jahrhundert

Seite 226 von 371

! singe den Herrn auf der Harfe des Kreuzes! Tischgenossen hat Gott allenthalben, aber wenige Leidens- und Kreuzgesellen! Sei du sein Lied voll Angst und Leidensnoth!' Das machte sie ganz leidens trunken, verliebt in den bittersten Schmerz. „O wie froh bin ich,' seufzte sie, „daß wieder einige Brosamen vom heiligen Kreuze auf meine arme Seele fallen!' Als sie einst die Schwestern trösteten, sie werde bald wieder aufstehen können, fing sie bitter zu weinen an, und rief aus: „Weh mir! wie ein Hirsch

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Religion, Theologie

Jahr:

1877

Johanna Maria vom Kreuze und ihre Zeit : ein Lebensgemälde aus dem siebzehnten Jahrhundert

Seite 141 von 371

, mein Bischeu Leben für meinen Erlöser zum Heile verirrter Seelen einzusetzen.' Sie blieb mit den meisten Männern dieser Art im brief lichen Verkehre nnd sandte jene Feuerwortc über die Alpen in die Vorhut der Katholiken gegen den Protestantismus, die uns noch jetzt in ihren Bruchstücken erschüttern: „Fürchten Sie Nichts, Gott ist getreu! Erheben Sie die Fahne des Kreuzes und fordern Sie die ganze Hölle znm Kampfe heraus, Zur Schlacht! Das nächste beste Mittel, zn siegen, ist, über die ganze Hölle

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Religion, Theologie

Jahr:

1877

Johanna Maria vom Kreuze und ihre Zeit : ein Lebensgemälde aus dem siebzehnten Jahrhundert

Seite 341 von 371