¬Der¬ Kunstfreund ; N.F., 30. 1914
Seite 6 DER KUNSTFREUND Heft 8/9 drängt, schritt der Stadtpfarrer, Dekan Alois Wassermann, mit großer Entschiedenheit an die endliche Durchführung des seinerzeit von Dombaumeister Friedrich Schmid-Wien ent worfenen Regotisierungsplanes, wofür ein sehr stattlicher Fonds gesammelt war. Nachdem nun einmal der Raum gotisiert war, entschloß sich der Stadtpfarrer, anstatt des breiten klassizistischen Hochaltares, der die schönsten baulichen Partien des Chor abschlusses verdeckte, einen schlanken
, ließ der gegenwärtige Stadtpfarrer, Dekan Johann Mayr, durch den Bildhauer Egg-Innsbruck, der das künstlerische Erbe des Architekten Schmid übernommen, den Plan zu einem stilvollen architektonischen Aufsatz ent werfen. Alle übrigen Teile bestehen aus Holz. Die meisten Figuren (Patrociniumsbild Mariä Himmelfahrt, die vier Evangelisten, Christus auf dem Thron, Moses und Elias, Reliefdarstellungen des Mannaregens und der biblischen Kundschafter) schuf Bildhauer Winkler-Innsbruck, die Seitenfiguren
(St. Martin und St. Sebastian) Bildhauer Kobald- Schwaz. Den architektonischen Teil führte der Schüler des bekannten Altarbauers Raffeiner, Plattner-Stans aus,'die Ornamente schnitzten die Bildhauer Kofier und Lu- kasser-Schwaz. Die Fassung der Figuren besorgte Faßmaler Plattner-Hötting, der übrigen Teile Faßmaler Zöhrer-Schwaz. Die ganze Ausführung überwachte Architekt Schmid mit ebenso großer Pünktlichkeit als Sachkenntnis. So entstand ein sowohl in der Gestaltung wie in der Farbengebung
durch und durch stimmungsvolles Werk, das seine Vollendung erhielt, als Maler Raffeiner- München für die Außenseite der Flügel weihevolle Bilder schuf (oben St. Domini kus und die Bistumspatrone St. Kassian, St. Ingenuin und St. Albuin vor der Rosen kranzkönigin, unten die vier großen abend ländischen Kirchenväter). Wie gründlich Architekt Schmid die Normen der Gotik kannte, dafür lieferte er bei der Aufstellung des Altares einen über raschenden Beweis. Aus Beleuchtungsrück sichten wollte man den Altar weiter zurück setzen
. Dem widersprach Schmid in der ihm gewohnten heftigen Weise und zog mit Kreide einen Strich über das Pflaster mit der Bemerkung, das sei die einzig mögliche Richtlinie, so fordere es das Verhältnis des Chores. Ungern fügte man sich und be gann für das Altarfundament das Pflaster aufzureißen. Kaum hatte man einige