¬Die¬ Fugger als Montanindustrielle in Tirol und Kärnten : ein Beitrag zur Wirtschaftsgeschichte des 16. und 17. Jahrhunderts.- (Studien zur Fuggergeschichte ; 8)
302 V. Von Katzbecks Ausscheiden bis zu Truefers Faktorat. 157B—1620. Auch im 17. Jahrhundert nahmen die fuggerisehen Abbaumaß nahmen ihren Fortgang, Am Erbstollen wurden immer weitere Schächte in der Tiefe aufgelassen, nachdem die tiefsten schon längst unter Wasser standen. 1610 kündigten die Fugger den berühmten Fuggerbau bei Kitz bühel auf, worauf die Regierung eine Abordnung zu seiner Besichtigung entsandte 86 .1615 ließen sie wegen zu geringen Silbergehalts 6 / 4 am Geyr, dem bedeutendsten
Bergwerk im Rattenberger Bezirk, auf, wodurch 14 Arbeiter und 25 Lehenhäuer brotlos wurden. Die Regierung hielt ihnen das vor, weigerte sich aber doch, die herrenlosen Anteile auf sich zu nehmen 87 . Die restlichen 13 / 4 , die die Fugger dort noch hatten, sagten sie beim Hinlaß 1618 ebenfalls heim 88 . An Neuerwerbungen stand diesen Betriebseinschränkungen nur der 1605 aufgeschlagene Bergbau in der Palleiten oberhalb des Falkensteins gegenüber, wo die Fugger nebenden Kirchbergern, die dort die Hälfte
durch einen kühnen Schritt, einen „Streik', den gesamten Tiroler Bergbau in Frage stellen und so die Regierung auf die Kniee zwingen, — oder den aussichtslos gewordenen Handel liquidieren: das mußte dann aber gleichfalls in einem großen, raschen, wenn auch verlustreichen Zug ge schehen. Man mußte — um beim strategischen Bild zu bleiben — Terrain opfern, um die Loslösung vom Feind zu ermöglichen. So aber brachten die Fugger weder zu einem Generalangriff, der alles auf eine Karte setzte
, noch auch zu einem entschlossenen Rückzug die Kraft auf. Sie stellten den Betrieb nur zögernd ein, wenn hier oder dort ein paar Gruben allzusehr ins Verbauen kamen, eine Notwendigkeit, die durchaus in der Natur der Sache lag und der sich auch die Regierung bei ihren Teilen nicht mehr ganz verschließen konnte. Wo sich die Fugger aber wirklich zu größeren Einstellungen entschlossen, waren diese doch nie so groß und umfassend, daß die Regierung nicht in der Lage gewesen wäre, die Gruben, die sie noch nicht auflassen