Der erste Landesfürst, welcher als tüchtiger und passionirter Jäger auftritt, ist Erzherzog Sigmund, mit dessen Lebensbeschreibung ich die Reihe meiner biographischen Skizzen auch beginnen will>). Herzog Sigmund trat 1446 unter großem Frohlocken der Tiroler die Regierung des Landes an und heiratete nach Zwei Jahren die Prinzessin Eleonora von Schottland, welche in dem späteren Streite ihres Gemahls mit dem Bischöfe von Brixen tapfer auf Seite des ersteren stand und in diesem Streite

auch eine nicht unbedeutende Rolle spielte 2), woraus man schließen könnte, dass Prinzessin Eleo nora sich wie alle Frauen auch in Angelegenheiten des Mannes ein gemischt habe. Sigmund erhielt von den unter ihm entdeckten, außerordent lich reichen Silberbergwerken in Schwaz und dem dadurch in Zir kulation gekommenen vielen Gelde den Beinamen des Münzreichen, einen Titel, den er ungefähr fo verdiente, wie Fritz II. von Preußen den Beinamen des Großen. Die reichen Früchte des Bergsegens sielen größtentheils in die Hände

von Ausländern, welche das aus den Silbergruben von Schwaz gewonnene edle Metall in ihre eigenen Säcke füllten. Erzherzog Sigmund hatte nebstbei auch gar keine An lage zu jener Tugend der Sparsamkeit, die jetzt in allen Finanz projekten, wenn auch etwas spät, doch um so kräftiger gepriesen wird. Er warf vielmehr alles Geld hinaus, oder wie man jetzt zu sagen pflegt, er ließ das Geld unter die Leute kommen, und zwar sowol das Geld, welches er von Haus aus hatte, als jenes, welches er von den allzeit lieben

und getreuen Ständen geschenkt oder geliehen er hielt. Sigmund war ein fröhlicher Mann und sah das Leben für kein Fastenpatent an, sondern gab sich stets voller Lebenslust hin ^). Das Regieren erforderte damals noch keinen großen Aufwand von Zeit und Sorgen. In der Hauptsache regierten sich die Tiroler selbst, und die sonstigen wenigen Geschäfte besorgten die Stände, welche trotz ') Diese Skizzen wurden von Schönherr nicht fortgesetzt.* 2) A. Jäger, Nikolaus von Cusa> 2) Thaler m semer Geschichte Tirols

spricht ihm nicht sehr großes Lob. In Stafflers Tirol dagegen findet man so viele fromme Stiftungen des Her zogs Sigmund aufgezeichnet, dass man annehmen muss, der fürstliche Waid mann sei nebenbei doch auch ein sehr frommer Mann gewesen. So wollte er in Kaltenbrunn, wohin er von seinem in Ried erbauten Jagdschlosse aus öfter zu beten oder zu birschen gekommen sein mag, sogar ein Zisterzienster-Kloster erbauen, freilich nicht um selbst hineinzugehen. Übrigens erschien in damaliger Zeit Frömmigkeit

^). Auf diese Beschimpfung drohte Fritz dem Reifer, darüber bei feinem Landesfürsten Herzog Sigmund Klage zu führen. Reifer aber sagte: „Klag nur an, du hast dem Herzog Zuvor mehr Erlogenes gesagt und geklagt, so bring das auch an', und als Fritz versicherte, er habe dem Herzog nicht vorgelogen, er habe mit dem Herzog nie ein Wort geredet, replizirte Reifer: „Hast du's nicht gethan, so hat's dein Herr, der Weinecker gethan'. Fritz forderte auf diefe gegen seinen Herrn geschleuderten, ehrenrührigen Worte

dem Landessürsten den Gehorsam verweigerte, so befahl Herzog Sigmund, Christoph Reifer gefangen zu nehmen und ihn zu seinen Händen einzuliefern, was auch geschah. Wann die Gefangennahme erfolgte, mithin auch wie lange der ^unglückliche Mann im Kerker geschmachtet hat, ist nicht bekannt. Frei wurde er erst wieder am Tage Sr. Pauli Bekehrung 1464. 5) Frumm oder fromm hatte in dieser Zeit die Bedeutung von ehrlich, rechtschaffen.