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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1918
Tirols Erneuerung
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Seite 17 von 58
Autor: Rohmeder, Wilhelm / von Wilhelm Rohmeder
Ort: Leipzig
Umfang: S. 81 - 89
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Aus: Deutscher Volkswart ; 3.
Schlagwort: g.Tirol ; g.Trentino ; z.Geschichte 1918
Signatur: II A-565
Intern-ID: 104683
nichts als handwerksmäßige Technik. Die römischen Sanger erheben zu Karls des Großen Zeit spöttische Klagen darüber, daß die barbarischen Franken mit ihren muhen Kehlen die - „Süßigkeit' ihrer römischen „vinnàe' und „tremuwe', will sagen ihre wein- rankenartigen Schnörkeleien und Trillerchen nicht herausbringen konnten. Sie hatten recht; die Deutschen haben es bis heute noch nicht gelernt. Werden es hoffentlich auch niemals lernen! Solcher Juckerguß liegt nun einmal dem ger manischen Geschmacks ganz und gar

so bleiben, mir ist darum nicht bange! Erst durch die sehr merkbaren Einwirkungen der Franken ward der Kirchen- gesang aus einer bloßen Kehlfertigkeit und Singetechnik zu einer schöpferischen, fortzeugungskraftigen Kunst. Ihre erste Blüte, die sie trieb, war die St. Gallener Sängerschule im 10.—12. Jahrhundert. Die zweite ist die wundervolle Blume des deutschen Minnegesanges. Daran schließen sich an die kräftig duftenden Blüten des deutschen weltlichen Volksliedes und protestamischen Chorales. Es folgen

die Wunderwerke der Mehrstimmigkeit und der Instrumentalmusik, um schließlich in Händel, Bach, Gluck, Haydn, Mozart, Beethoven, Weber, Schubert, Spohr, Schumann, Brahms, Wagner den Wunderbau der deutschen Tonkunst zu vollenden. Nein, nicht zu vollenden! Denn noch ist die deutsche Schöpferkraft in der Tonkunst nicht erloschen, noch glimmt der schöpferische Funke und bricht zuweilen in hellen Flammen leuchtend hervor. Was unsre modernsten Tonsetzer und Virtuosen aller Art leisten, das schmeckt gar

nicht nach Moder und Absterben, sondern nach Garung und Neugestalten. In Reger, in Richard Strauß und manch anderem zeigt sich's, daß der deutschen Schöpferkraft auch die Zukunft ihre Pforten nicht verschließen wird.

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