treffen wir sogar, wie wir schon bei der Betrachtung des Altars in Soell bemerkten, viel weiter nördlich früher und bestimmter italienische Ein flüsse verarbeitet, wenn sie dahin deutsche Meister, die in Italien gelernt, übertragen oder in späteren Perioden, wie das beispielsweise im 17. Jahrhundert in München der Fall war, italienische Künstler nach dem Norden berufen werden, was wir ja auf unserem Wege vor allem beim Dom und fürstbischöflichen Palast in Brixen' kennen lernten. Rascher
als in der Kirche zeigt sich der Anschluss an Italien, der Übergang zu ihm in der profanen Kunst im Schloss und Herrenhaus, namentlich in der Anlage desselben. Hier ahmte man gern fremde Sitte nach, lernte von der bequemeren Anlage des italienischen Hauses, schloss sich an die mehr repräsentative Kunst des italienischen Palastes an. Allerdings verarbeitete man das alles selbständig, sind es ja doch, wie wir sahen, fast durchweg deutsche Künstler und Handwerker, die hier bauten und schmückten. Die Thätigkeit
berufener Italiener tritt ihnen gegenüber zumal im 16. Jahrhundert zurück, wenn sie auch nicht ganz ohne Einfluss war, dass die Entwicklung hier anders verlief als in den Pfarr- und Landkirchen. Noch bestimmter fast zeigt sich, teilweise allerdings im Zusammen hang mit dem Schloss und stattlichen Bürgerhaus, was zuerst überrascht, die Annäherung an Italien im bescheidenen Bürger- und Bauernhaus. Vom Mittellauf der Etsch über den Brenner bis zur Mündung des Inn in die Donau bestimmen italienische
Einflüsse den Charakter des Hauses und damit der Städte und Märkte, vielfach auch der Dörfer. Gegen Süden treten sie immer klarer hervor, schon weil die klimatischen und gesamten Lehensverhältnisse hier zwischen Hallen und Deutschland immer ähnlicher werden. Im Wohnhaus lässt sich daher, wie wir ja schon in Rattenberg sahen, der Übergang von deutscher zu italienischer Kunst stufenweise und besonders deutlich verfolgen. So herrscht im Strassen- bild Neumarkts die italienische Art, während die Kirchen
hier zu Vill und Tramin, oder ■ der prächtige Hochaltar zu Pinzon noch ganz deutsch sind. Die Dorfkirchen bleiben deutsch, schon wegen des deutschen Mittel punktes Bozen, aber das deutsche Bauernhaus Tirols findet sich seit Bozen nicht mehr, ja tritt schon vorher vielfach zurück. An seiner Stelle sehen wir den fest umschlossenen Hof mit den grossen, ge mauerten Vorratshallen, seiner schlechten, dürftigen Einrichtung des Hauses, reich aber an grossen, zumal offenen Räumen. Im grössten- Gegensatz steht