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Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1934
¬Der¬ Gemsenhirt : Roman
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Seite 245 von 276
Autor: Reimmichl / Reimmichl
Ort: Innsbruck [u.a.]
Verlag: Tyrolia-Verl.
Umfang: 273 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II 61.386
Intern-ID: 64903
mit ben Zähnen. Aber schon fuhr ihn àr Richter mit kalter Strenge an: „Was erkühnt Cr sich, die Verhandlung zu stören? Cr ist nicht vorgeladen. Geh Er hinaus!' „Es stehen viele Leute hier, die nicht vorgeladen sind', erwiderte der Gemsenhirt in starkem Ton. „Ich werbe nicht nur öa bleiben, sondern heute das große Wort führen.' „Er hat gar kein Wort zu führen. Hier sprechen nur die, die von mir gefragt werden.' Afra, die Wirtstochter, war schon beim Eintritt des Gemsenhirten kalkweih geworden

. Jetzt wollte sie sich drücken und unauffällig zur Tür hinausschleichen. Aber mit ein paar Sprüngen war der Gemsenhirt neben ihr, packte sie mit festem Grift am Arm und zerrte sie zum Tisch hin, indem er rief: „Die Schuldigen bleiben hier! Da gibt's kein Aus reißen.' „Herr Richter! Herr Richter!' gellte sie. Es entstand ein großer Tumult. Ein paar Dutzend Stimmen lärmten durcheinander. Selbst den Richter hatte seine gekünstelte Ruhe verlassen; sein viereckiges Gesicht war dunkelrot, seine lange Pyramidennase auf gebläht

, seine wulstigen Lippen zitterten. Breit hinter dem Tische sich erhebend, donnerte er den Gemsenhirten an: „Verlasse Er augenblicklich den àal. Meine Knechte werben Ihn in Ketten legen.' „Mich legt niemand in Ketten, wenn ich nicht will', gab der junge Mann noch stärker zurück. „Mi der Ungnade des Grasen Hartenstein, unter dessen Herr schaft das Gaugericht steht, fordere ich, gehört zu wer- den. Ich habe wichtige Dinge mitzuteilen.' Jetzt knickte der Richter zusammen. Ruhig wiebtt seinen Platz einnehmend

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Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1934
¬Der¬ Gemsenhirt : Roman
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Seite 33 von 276
Autor: Reimmichl / Reimmichl
Ort: Innsbruck [u.a.]
Verlag: Tyrolia-Verl.
Umfang: 273 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II 61.386
Intern-ID: 64903
lassen. Me GchmeWütte ist ein ehrsame» Gasthaus wie jedes andere.' „Haha, verteidige Er nur die Echmelzhütte. Das weih doch ganz Marberg und AlteNthurn, öatz es da drinnen zugebt wie in der Hölle. Der Gemsenhirt, der àchrist, zieht alles leichtfertige junge Boll da hinein, wo der Trunksucht, dem verbotenen Spiel und hatten Leidenichasten gefrönt wird... Wenn der Herr Richter dem Unwesen nicht bald ein Ende macht, wird die ganze Jugend verdorben.' „Ich weiß davon nichts. Bei mir ist nie

eine Anzeige eingebracht worden', tat der Nichter gleichgültig. „Herr Richter, ich war dreimal bei Ihm und Hab Ihn. auf das Verderb« aufmerffam gemacht', sagte der Kurat mit traurig ernster Stimme: „des öfteren Hab ich als Seelsorger Ihn gebeten. Er möge dem wüsten Trei ben ein Ende setzen. Im Herbst sollen die Bubprediger nach Marberg kommen, eine BolksmiWon abzuhalten. Aber solange da innen das Ärgernis fortdauert und der Gemsenhirt die Leute ungehindert berücken darf, ist ein Gedeihen der Mission

nicht zu erwarten.' „Mission — Mission — das ist eine Reuerung — taugt nicht für das Landvolk — bringt nur Auslauf und Unruhe', äußerte sich der Richter. Da ging aber Rilla, das Mädchen, in die Hohe. GM hend vor Entrüstung ries es: „So, so — die Mission bringt Auslaus und Unruhe? Wenn aber das liederliche Volk in später RachtzM oder am Morgen von ber Gchmelzhükte herauszieht und mit seinem Gejauchze und Gebrüll das ganze Tal an- füllt, daß selbst die Kinder aus dem àlaf auffahren, dann sagt der Herr Richter

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Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1934
¬Der¬ Gemsenhirt : Roman
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Seite 36 von 276
Autor: Reimmichl / Reimmichl
Ort: Innsbruck [u.a.]
Verlag: Tyrolia-Verl.
Umfang: 273 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II 61.386
Intern-ID: 64903
Kreszenz, was deine Ziehmutier ist, übernachtet hast; dM du gestern in Landskron warst, wird ber Graf Hörtenstein bezeugen; und dM du mich aus deinem Heimweg heute morgen beim Dors Oppruggen einge holt hast, bezeuge wiederum ich... Jetzt reden wir aber anders. Herr Richter, wir zwei haben die Kirchen- räuber gesehen, wir sind ihnen aus unserem Herwege begegnet.' „Wo? Wann?' fragte der Richter stumps, ohne Zeichen von Überraschung. „Zwischen Haselbach und Griesseld draußen — vor etwa drei

Stunden.' Und nun erzählte das Männlein weitschweifig die Begegnung mit den zwei Schelmengestalten und den Fund aus der Strade, dann legte es das Seidensleck- cken mit der eingenähten Goldmünze aus den Richter- tisch. Fieberhast langte der Mesner nach dem Fundstück, auch das Mädchen Nilla und der Kumt musterten es scharf, und alsbald riesen sie wie aus einem Munde: „Es ist vsm Schleier der Mutter Gottes! — Ein abgerissener Zipfel -- das kennt jedermann — daraus kann man schwören!' In diesem Augenblick

stürmte der Bäckerwirt vom Oberdorf unangemeldet in den Saal und schrie: „Herr Richter, ich bin bestohlen worden. Zwei sremde Menschen haben bei mir genächtigt, ein Mann und eine Frau, Tberiakverkäufer. Weil sie hellte so lang nicht zum Vorschein kamen-, bin ich nachsehen gegangen. Die Bogel waren aber ausgeslogen und haben aller« band mitgenommen — mein gutes, schönes Bettzeug, ein silbernes Wandkreuzlà einen Leuchter, und wie ich vermute, haben sie auch Geld gezwackt.' Ts wurde stürmisch hin und her

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Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1934
¬Der¬ Gemsenhirt : Roman
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Seite 34 von 276
Autor: Reimmichl / Reimmichl
Ort: Innsbruck [u.a.]
Verlag: Tyrolia-Verl.
Umfang: 273 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II 61.386
Intern-ID: 64903
fer Wind, der auch den Herrn Richter in Menthurn aufweckt.' Die Männer staunton über die Kühnheit des Mäd chens. Im Gesicht des Richters zeigte sich das erstemal eine Bewegung. Mit stechend grimmem Blick musterte er das Madchen, tat den Rund auf, schloß ihn wieder und sagte dann im gewohnten kühle» Ton: ^ „Die Jungfer möge Ihre Zunge hüten. Jungen Weibsbildern steht es schlecht an, vor Gericht das grobe Wort Zu führen. Durch das leere GeschwD sind wir von der Sache ganz abgekommen. Es handelt

sich um den Wrchendiebstahl und um nichts anderes.' Da trat ein Knecht herein mit der Meldung, es stün den Mei Ranner drauben, die in der fraglichen Ange legenheit eine wichtige Aufklarung geben möchten. „Sie sollen erscheinen', verfügte der Richter. Und da kamen sie schon, Meister Wunibald Ob, der Schirmmacher, und sein Aandergefahrte, der Gemsen« Hirt. Äl5 dieser den gesMelten Richtersfohn im Winkel erblickte, tat er einen grellen Lacher. „Du — du hast keinen Grund zu lachen', schrie ihm der Gefesselte

zu, „dich bezichtigt man auch às Kirchen diebstahls, der heute Nacht in Marberg vorgekommen sein sott.' Das Gesicht des Gcmsenhirtes wurde dunkelrot, aus seiner Stirn schwoll drohend die Zornader. „Wer bezichtigt mich? Ich bin seit vorgestern nicht mehr im Tal gewesen', rief er grimmig. Der Richter gebot Ruhe und fragte dann mechanisch: „Wer ist man?' „Haha, wir sind doch keine fremden Götzenbilder', lachte da» ^Schàmmànàin, das seinen Ledersack in eine Ecke gestellt hatte; „uns wird der Herr Richter dvch I«nen

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Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1934
¬Der¬ Gemsenhirt : Roman
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Seite 244 von 276
Autor: Reimmichl / Reimmichl
Ort: Innsbruck [u.a.]
Verlag: Tyrolia-Verl.
Umfang: 273 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II 61.386
Intern-ID: 64903
„Wenn Sie keine Beweise hat, rede Sie lieber nicht. Mit Verdächtigungen macht Sie ihre Sache nicht bes ser', sprach tadelnd der Richter. Von den Zeugen sagten einige belastend aus. Die meisten aber — besonders die Nachbarn des Mesners und der Kurat Zeiner — traten kräftig für die Ange klagten ein. Der Geistliche erklärte, die peinliche Ge wissenhaftigkeit des Mesners und der Zwei Frauen in allen Dingen, ihre ganze Lebensführung, ihr Cha^ rakter schlössen jede Möglichkeit aus, daß sie ein sol

ches Verbrechen könnten begangen haben. Auch alle Umstände, wo, wie und wann die Schmuckgegenstände gefunden wurden, sprächen dagegen. — Kühl bis an die Stirn hörte der Richter zu und wies dann auf die am Tisch ausgebreiteten Kirchensachen, indem er sich trocken äußerte: „Die hier liegenden corpora delicti und deren Fund orte haben stärkere Beweiskraft als vorgebrachte gegen teilige Scheingründe.' Da trat wiederum Petronilla vor und sagte frei mütig: „Die Veröachtsgrü'nde berühren weber

meinen Oheim noch die Tante, sondern einzig mich. Wenn der Herr Richter gerecht ist, wird er den Oheim und die Tante freilassen und die Strafsache gegen mich allein führen. Doch halte ich an meiner Schuldlosigkeit fest.' „Sie hat hier keine Borschläge zu machen, und noch weniger hat Sie Anordnungen Zu treffen', verwahrte sich der Richter. In diesem Augenblick wurde die Tür des Saales aufgerissen und herein stürmte der Gemsenhirt. Er trug ein feiertägliches Kleid und hatte einen Ledersack am Arm hängen

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Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1934
¬Der¬ Gemsenhirt : Roman
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Seite 253 von 276
Autor: Reimmichl / Reimmichl
Ort: Innsbruck [u.a.]
Verlag: Tyrolia-Verl.
Umfang: 273 S.
Sprache: Deutsch
Signatur: II 61.386
Intern-ID: 64903
auf nahm der Richter eine feierliche Stellung ein unö erklärte: „Da nunmehr erwiesen ist, daß die Angeklagten Jonas Gundolf und dessen Ehefrau, item die Jungfrau Petro nilla Munding, am Raub in der Marberger Kirche schuldloZ sind, werden sämtliche Inzichten wider deren Ehre und guten Namen aufschoben und die Bemelde ten in Freiheit gesetzt... Andermaßen die wirklichen Übeltäter — hm, hm —' „Nikolaus Schnalzer, vulgo Gemsenhirt', rief eine Stimme. „Also Nikolaus Schnalzer, vulgo Gemsenhirt

, und dessen Komplizin Afra Lud! ihr Verbrechen eingestan den haben.. „Ich habe nichts eingestanden', kreischte die Wirts tochter, begann mit den Füßen zu stampfen und vor leidenschaftlichem Zorn zu weinen. „Sie hat mehrfach Ihre Schuld zugegeben, Sie ist überführt', schrien zwei Beisitzer die Rasende an. Der Richter aber fuhr in seiner trockenen, kalten Manier fort: „Also die bemeldeten zwei geständigen und überführ ten Deliquenten werden kraft Gerichtsbeschluß festge nommen und in sicheren Gewahrsam gebracht

... Was^ maßen vorliegendes Deliktum ein Kapitalsverbrechen ist, das mit dem Tode bestraft werden muß, dem Gauge richt aber keine Halsgerichtsbarkeit zusteht, werden ge nannte Missetäter morgen, sobald die Schriften ausge fertigt sind, an das hohe Landgericht abgeliefert.' Jetzt rührte sich das Schirmmännlein Wunibald Oß hinten im Winkel. „Herr Richter, Gott ist gnädig und barmherzig, er verzecht jedem reumütigen Sünder und will, daß auch Hie Menschen gnädig seien', rief es mit seiner hellktä- henden Stimme

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