Martin Greif : Versuch zu einer Geschichte seines Lebens und Dichtens mit besonderer Berücksichtigung auf seine Dramen
140 Heinrich der Löwe. Stelle, als Heinrich den Bernhard v. Ratzeburg und Adolf v. Holstein wegen ihrer Lässigkeit hart angefahren, da sie den Grenzschutz gegen die Wenden zu flau betrieben. Heinrich begrüßt zuerst seineu Oheim Welf, verwundert sich aber darüber, daß er den Kaiser in Italien verlassen und zum Treubruch den Verrat gefügt habe. Welf gibt vor, er habe Barbarossas Greuel am Heiligsten nicht mehr ansehen können, und meint, Heinrichs Vogt Eckbert möge des Näheren berichten
. Dieser wird nun vernommen und sagt aus, er habe dem Kanzler zu Goslar geloben müssen, wofern der Löwe etwa nicht mehr heimkehrte, niemand zu huldigen, als dem Kaiser selbst. Dadurch fühlt sich Heinrich in semer väterlichen Liebe und in seinem Stolze auf seine Nachkommen schwer getroffen-, es ist der Keim des Mißtrauens gegen den Kaiser, das erste erregende Moment der Handlung. Die Scene hat viel Leben und Bewegung und gibt bereits in den Haupt zügen die Charakteristik des Titelhelden. Während Heinrich tief bewegt
an Mechtildens Brust weint, erscheint Otto v. Wittelsbach als Reichsherold in: Mondenscheine. Er meldet Heinrich von einer verheerenden Pest, die das kaiserliche Heer in Italien gelichtet und viele Große hinweggerafft habe, als den Reichskanzler Reinald v. Dassel, Friedrich v. Schiva ben und den einzigen Sohn des alten Wels. Der Kaiser ist aus dem Rückwege nach Deutsch land und läßt Heinrich zu sich auf den Tag nach Bamberg ent bieten. Dieser sagt zu, der Akt schließt. Der Beginn des zweiten Aufzuges führt
uns auf den belebten Münsterplatz zu Bamberg, wo der Reichstag stattfinden soll. Zunächst eine kurze Scene zwischen mehreren Bürgern, die erstaunt sind über das festliche Gewühl: „Ein Zulauf ist's von Rittern und von Pfaffen, Wie um den Bienenkorb zur Abendzeit.' Sie Vermissen jedoch Heinrich den Löwen, der abgesagt habe. Ter Ritter Dietmar kommt des Weges und wird für den Kaiser