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Literaturwissenschaft
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[1911]
Martin Greif : Versuch zu einer Geschichte seines Lebens und Dichtens mit besonderer Berücksichtigung auf seine Dramen
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Seite 145 von 236
Autor: Prem, Simon Marian / S. M. Prem
Ort: Leipzig
Verlag: Beyer
Umfang: 231 S. : Ill.. - 3. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: p.Greif, Martin
Signatur: II 58.480
Intern-ID: 238956
Heinrich der Löwe. 141 gehalten, was viel Heiterkeit erweckt. Auch Hermann v. Siebeneichen, welcher in Susa dem Kaiser das Leben gerettet, schleicht vorüber. Er ist wie ein Nachtwandler im Drama, mit dessen Fortgang er weiter nichts zu schaffen hat. Diese episodische Stelle wurde daher mit manchem anderen aus der Münchener Hofbühne ge strichen. Nun tritt der festliche Zug aus dem Münster, der Kaiser besteigt den Thron und begrüßt seine Getreuen. Albrecht der Bär tritt vor, um gegen Heinrich

den Löwen im Namen des Bischofs Otto v. Freising wegen der Zerstörung der Salzbrücke und des Marktes Föhringen an der Isar Klage zu führen. Heinrich hat den Salzhandel an sich gerissen und München gegründet. Der Kaiser weist die Beschwerde zurück, bis Heinrich selbst erscheine. Indessen ist der Herzog angelangt. Der Kaiser schließt ihn in seine Arme, Heinrich entschuldigt sein spätes Kommen damit, daß er den alten Oheim Wels habe ein Stück gen Schwaben begleiten müssen. Der Kaiser kündigt hierauf

Heinrichs erhebt sich noch ein Wortstreitz der Askanier stößt eine scharfe Drohung aus und mahnt, Heinrich möge den dreisten Löwen mit dem aufgerissenen „mordheißen' Rachen, den derselbe vor der Fahrt ins heilige Land in Brannschweig aufgerichtet, nur entfernen. Philipp von Köln klärt die Herren über den Stand des Verhältnisses zwischen Heinrich und dem Kaiser aus, und nun sind sie entschlossen,

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Kategorie:
Literaturwissenschaft
Jahr:
[1911]
Martin Greif : Versuch zu einer Geschichte seines Lebens und Dichtens mit besonderer Berücksichtigung auf seine Dramen
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Seite 144 von 236
Autor: Prem, Simon Marian / S. M. Prem
Ort: Leipzig
Verlag: Beyer
Umfang: 231 S. : Ill.. - 3. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: p.Greif, Martin
Signatur: II 58.480
Intern-ID: 238956
140 Heinrich der Löwe. Stelle, als Heinrich den Bernhard v. Ratzeburg und Adolf v. Holstein wegen ihrer Lässigkeit hart angefahren, da sie den Grenzschutz gegen die Wenden zu flau betrieben. Heinrich begrüßt zuerst seineu Oheim Welf, verwundert sich aber darüber, daß er den Kaiser in Italien verlassen und zum Treubruch den Verrat gefügt habe. Welf gibt vor, er habe Barbarossas Greuel am Heiligsten nicht mehr ansehen können, und meint, Heinrichs Vogt Eckbert möge des Näheren berichten

. Dieser wird nun vernommen und sagt aus, er habe dem Kanzler zu Goslar geloben müssen, wofern der Löwe etwa nicht mehr heimkehrte, niemand zu huldigen, als dem Kaiser selbst. Dadurch fühlt sich Heinrich in semer väterlichen Liebe und in seinem Stolze auf seine Nachkommen schwer getroffen-, es ist der Keim des Mißtrauens gegen den Kaiser, das erste erregende Moment der Handlung. Die Scene hat viel Leben und Bewegung und gibt bereits in den Haupt zügen die Charakteristik des Titelhelden. Während Heinrich tief bewegt

an Mechtildens Brust weint, erscheint Otto v. Wittelsbach als Reichsherold in: Mondenscheine. Er meldet Heinrich von einer verheerenden Pest, die das kaiserliche Heer in Italien gelichtet und viele Große hinweggerafft habe, als den Reichskanzler Reinald v. Dassel, Friedrich v. Schiva ben und den einzigen Sohn des alten Wels. Der Kaiser ist aus dem Rückwege nach Deutsch land und läßt Heinrich zu sich auf den Tag nach Bamberg ent bieten. Dieser sagt zu, der Akt schließt. Der Beginn des zweiten Aufzuges führt

uns auf den belebten Münsterplatz zu Bamberg, wo der Reichstag stattfinden soll. Zunächst eine kurze Scene zwischen mehreren Bürgern, die erstaunt sind über das festliche Gewühl: „Ein Zulauf ist's von Rittern und von Pfaffen, Wie um den Bienenkorb zur Abendzeit.' Sie Vermissen jedoch Heinrich den Löwen, der abgesagt habe. Ter Ritter Dietmar kommt des Weges und wird für den Kaiser

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Kategorie:
Literaturwissenschaft
Jahr:
[1911]
Martin Greif : Versuch zu einer Geschichte seines Lebens und Dichtens mit besonderer Berücksichtigung auf seine Dramen
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Seite 132 von 236
Autor: Prem, Simon Marian / S. M. Prem
Ort: Leipzig
Verlag: Beyer
Umfang: 231 S. : Ill.. - 3. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: p.Greif, Martin
Signatur: II 58.480
Intern-ID: 238956
123 Prinz Eugen. Gärtner in England auf dem Todbette den Nießbrauch seines Gütchens vermacht habe. Da der Gesandte dringender wird, erinnert ihn Eugen an die ihm in Frankreich widerfahrene Behandlung und fügt hinzu: „Ich kam nach Wien als heimatloser Prinz, Den Kaiser Leopold voll Gnade aufnahm Und in sein glorreich Kricgsheer einrollierte. Da war's an jenem Festtag meines Lebens, Dah tief in meinem Innern ich vor Gott Gelobte, ihm und seinem Haus zu dienen So lang ich athme, und ich halte Wort

, So wahr ich bin Eugenio von Savoye' Die Scene zwischen Eugen und St. Thomas ist durch patriotischen Ton und große Lebhaftigkeit des Dialogs aus gezeichnet. Der Antrag des Versuchers hat das moralische Be wußtsein Eugens verletzt, er sagt deshalb bei sich: „Die Ehre außer uns ist eitel Schein.' Nun erscheint die Gräfin Batthyanyi. welche den Prinzen zur Nachgiebigkeit gegen den Kaiser mahnt. Doch jener erklärt, nicht vor den Kaiser treten zu können, bevor alles Persönliche von der Sache schwinde

. Die Scene wird unter brochen durch das Eintreten des von Eugen beschenkten Brautpaares Hamilton und Stephanie, die sich kindlich freuen. Die Spiel- seene mit ihrem lieblichen Gegensatze zu den Mitteilungen, die Prinz Eugen indessen abseits an Hamilton macht, hat nur unter geordnete Bedeutung. Die Gräfin Althan ist gekommen, den Prinzen zu warneu, eigentlich aber auszuspionieren; sie wird etwas sarkastisch abgefertigt. Wahrend Eugen die Bilder der drei Kaiser betrachtet, denen er gedient, ziehen Dragoner

vorüber und singen das be kannte Volkslied vom Prinzen Eugenius. Das Drama ist mit den letztgenannten Auftritten etwas in die epische Breite ge geraten. Endlich erscheint Kaiser Karl VI., und es entspinnt sich nun zwischen beiden der mit Recht viel belobte Dialog,

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Literaturwissenschaft
Jahr:
[1911]
Martin Greif : Versuch zu einer Geschichte seines Lebens und Dichtens mit besonderer Berücksichtigung auf seine Dramen
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Seite 131 von 236
Autor: Prem, Simon Marian / S. M. Prem
Ort: Leipzig
Verlag: Beyer
Umfang: 231 S. : Ill.. - 3. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: p.Greif, Martin
Signatur: II 58.480
Intern-ID: 238956
Prinz Eugen. 127 Eugen' tadellos und wegen der tiefen Verinnerlichung des Kon fliktes ein echtes Drama; die Charakteristik ist allseits gelobt worden. Der Schluß des dritten Aktes bildet den Höhepunkt der Handlung. Prinz Eugen ist aufgetreten zur persönlichen Meldung. Der Kaiser, der ihn etwas kühl behandelt, erinnert den Feld herrn endlich an die Ordre. Der Prinz- entschuldigt sich mit der militärischen Zweckmäßigkeit nnd Notwendigkeit, über die der Feldherr entscheide. Das ist zur Not

noch eine Spihe, die der Handlung einige Spannung sichert. Eugen tritt ab, der Kaiser befiehlt, dem Feldherrn den Schlachtbericht zurückzusenden. Vierten Akte werden wir in Eugens Palast im Belvedere geführt. Der Prinz liest den Brief des Kaisers, in welchem der Monarch nur nm ein Wort der Entschuldigung seiner Handlungs weise vor Belgrad ersucht. Engen will schon daraus eingehen und den Kaiier um Vergebung bitten; da nahen sich Starhem berg nnd Schlick mit der von Eugen dem Kaiser vorgelegten nnd vom Kaiser

sanktionierten Rangsliste der Beförderten, in welcher jedoch der Name des Grafen Hamilton gestrichen ist, denn dieser steht im Ruf eines Proteges — der Gräfin Batthyanyi, Eugens Freundin. Der Feldherr verweigert die Contrasignierung des Schriftstückes und schickt es dem Kaiser zurück, entschlossen, selbst zu gehen, wenn man den jungen Hamilton, der nicht Österreicher ist, fortschicke. Also eine zweite Spihe, an die sich sofort das Moment der legten Erregung anschließt. Der Margins Saint ^.hmnas, Gesandter

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Literaturwissenschaft
Jahr:
[1911]
Martin Greif : Versuch zu einer Geschichte seines Lebens und Dichtens mit besonderer Berücksichtigung auf seine Dramen
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Seite 157 von 236
Autor: Prem, Simon Marian / S. M. Prem
Ort: Leipzig
Verlag: Beyer
Umfang: 231 S. : Ill.. - 3. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: p.Greif, Martin
Signatur: II 58.480
Intern-ID: 238956
mit Beifall aufgeführt. Die Zeit der Handlung fällt in den Mm 1194. Im ersten Akte werden wir in die bischöfliche Pfalz zu - Worms ge führt, wo Kaiser Heinrich VI. eine Fürstenversammlung hält. Mit Scepter und Krone auf königlichem Stuhle sitzend liest er den Versammelten ordentlich die Leviten, daß sie sich gegen ihn zu einem Bunde zusammengethan, der ihn noch immer abhalte, nach Sicilien zu ziehen und sein rechtmäßig Gemahl Constanze heimzuholen, die im Seeschloß zu Salern gefangen sitze. An der Spitze

der meineidischen Fürsten steht Heinrich der Löwe, der mit seinem Schwager Richard Löwenherz einen Bund gegen die Staufer geschlossen, auf die Nachricht von Barbarossas Tod ans der bedingten Verbannung heimgekehrt und seinen Sohn vorausgeschickt, das Banner zu entfalten, auf den gestabten (d. h. auf den Richterstab geschworenen) Eid der Treue höhnend. Auch Bischof Burkhard von Worms wird von: erzürnten Kaiser der Begünstigung der Welsen beschuldigt. Jener wendet ein, daß der Bund erst entstanden

, als man den Tod des Bischofs von Lüttich dem Kaiser zur Last gelegt, aber durch seinen (Burkhards) Eintritt wieder gesprengt worden sei, als man sich von der Un schuld Heinrichs VI. überzeugt hatte. Der Kaiser jedoch sagt, ') Prof. Max Koch in Moldenhauers litt. Jahrsb. f. 1887. III., 41. ') Geraer Ztg. vom 4. Januar 1891. 2) Hofer Anzeiger vom 6. April 1891.

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Literaturwissenschaft
Jahr:
[1911]
Martin Greif : Versuch zu einer Geschichte seines Lebens und Dichtens mit besonderer Berücksichtigung auf seine Dramen
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Seite 134 von 236
Autor: Prem, Simon Marian / S. M. Prem
Ort: Leipzig
Verlag: Beyer
Umfang: 231 S. : Ill.. - 3. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: p.Greif, Martin
Signatur: II 58.480
Intern-ID: 238956
130 Prinz Engen. Schußscene des 4. Aktes, würde vor allem von österreichischen Bühnen herab bei würdiger Darstellung gewiß zünden. Die Verwickelung ist mit dem 4. Akte eigentlich schon gelöst, der 5. Akt ist ein herrlicher, behaglicher Ausklang, der alle Dissonanzen aufhebt. Der Kaiser will den Sieg Eugens durch ein Fest im Prater seiern und den Helden öffentlich auszeichnen. Der letzte Aus zug hat sehr hübsche, dem Leben abgelauschte Volks scenen. Mit großem Geschick verstand es Greis

auch hier bewegte Gruppen zu einander in wirkungsvollen Gegensatz zu bringen. So treffen wir im Wiener Prater zuerst das gemütliche, für Prinz Eugen degeisterte Volk, das von dem Zerwürfnis zwischen Kaiser und Feldherrn, aber noch nichts von der Aussöhnung der beiden weiß. Der Diener Eugens giebt die nötige Aufklärung. In dessen kommt auch der „spanische Hof', den der Fall des kaiserlichen Besuches bei Eugen recht fatal berührt hat, auch Heister, Schlick uud Goltsch sind da. Sie erhalten vom Kaiser, der nimmehr

unter dem Jubel des Volkes herbeigekommen, die richtige Absertigung. Das holde Brautpaar segnet der Kaiser; dann erbittet er sich von der Gräfin Batthyanyi einen Apfel von dem Baume, der seine Krone über ihn ausbreitet — ein hübscher Gegensatz zu dein spanischen Granatapfel im ersten Akt, der noch bedeutungsvoller wird durch die Worte des Kaisers: „Wie lacht er rot Und frisch mich an! Wie labt mich sein Geruch! Mir kommt, ctthm' ich ihn ein, der Donau Bild Und das gestreckte gold'ne Hügelland

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Kategorie:
Literaturwissenschaft
Jahr:
[1911]
Martin Greif : Versuch zu einer Geschichte seines Lebens und Dichtens mit besonderer Berücksichtigung auf seine Dramen
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Seite 133 von 236
Autor: Prem, Simon Marian / S. M. Prem
Ort: Leipzig
Verlag: Beyer
Umfang: 231 S. : Ill.. - 3. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: p.Greif, Martin
Signatur: II 58.480
Intern-ID: 238956
Prinz Eugen. 129 bei dessen Durchfeilung dem Dichter der Schauspieler Lobe beistand, der im Stadttheater die Titelrolle hätte spielen sollen. Einen köstlicheren Austritt, als diesen, hat das deutsche Drama der letzten 40 Jahre kaum aufzuweisen, sagt Klee^). Der Kaiser teilt dem Prinzen mit, daß sich General Heister ohne Urlaub Vom Heere entfernt, und fragt, was mit demselben geschehen solle? Eugen meint, er müsse vor ein Kriegsgericht gestellt werden, es gäbe gar keinen Milderungsgrund

für diese Eigen mächtigkeit. Nun wirst der Kaiser ein, ein solcher könnte am Ende wohl des Feldherrn eigen Beispiel sein, worauf Eugen betroffen auch für sich den Spruch eines Kriegsgerichtes fordert und beifügt.- „Und sprechen mich des Fehl's die Richter Muldig, So lam der Flinten Mündung auf mich zielen, Die ich gelenkt sonst auf der Feinde Brust.' Der Kaiser fällt ihm nun in die Rede: „Für mich und für mein Haus, Zum Heil des Reichs! (Ihm die Hand entgegenstreckend) Du unnachgiebig trotziger, braver Held

!' Prinz Eugen fällt mit dem Rufe: „Mein gnädiger Herr und Kaiser!' in die Knie, Karl VI. erhebt ihn und küßt ihm die „klare Siegerstirne,' Eugen will seine Schuld an das kaiserliche Ansehen bezahlen, und nun ist das Eis gebrochen. Die präch tige Seme, welche im Burgtheater rauschenden Beifall fand und den Erfolg des Stückes entschied, Hilst über das allzuzahme Hauptmotiv glücklich hinweg und läßt jeyt um so mehr den Sieg des Titelhelden über sich selbst hervortreten. Der 4. Akt ist übrigens reich

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Literaturwissenschaft
Jahr:
[1911]
Martin Greif : Versuch zu einer Geschichte seines Lebens und Dichtens mit besonderer Berücksichtigung auf seine Dramen
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Seite 151 von 236
Autor: Prem, Simon Marian / S. M. Prem
Ort: Leipzig
Verlag: Beyer
Umfang: 231 S. : Ill.. - 3. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: p.Greif, Martin
Signatur: II 58.480
Intern-ID: 238956
Heinrich der Löwe. 147 nach der Darstellung Heinrichs des Löwen in Tempelleys „Hie Welf, hie Waiblingen' Greifs Drama las, urteilte: „die Schuld Friedrichs durch den Pakt mit Herzog Welf ist so groß, daß der Abfall Heinrichs entschuldigt ist, so daß bei dem eigentlichen Helden die große Schuld und dann die Sühne fehlt. Dadurch mangelt dem Stücke auf der Bühne die Spannkraft.'^) Die tragische Schuld besteht in dem Widerstande des Vasallen gegen den Kaiser als Lehensherrn. Der erstere ist gereizt

wegen be wußter Verletzung seiner Rechte durch den letzteren und fällt daher ab. Greif hält aber den Bruch des Lehenseides für ein absolutes Verbrechen; der Kaiser könne gar nicht schuldig sein, da er das Reich im Auge haben muß. Diese veraltete Doktrin paßt nicht mehr in das moderne Drama, welches Menschen und menschliche Leidenschaften darzustellen, aber nicht Rechtstheorien und Moral als solche zu lehren hat. Hier erblicke ich die Achillesferse des Stückes von Greif. Es kann gar nicht verfangen

, daß der Kaiser den stolzen Welsen an seine unverläßliche Haltung seit lange er innert und die eigenen Schritte als Schuhmaßregeln hinstellt. Die Verhandlungsscene in Partenkirchen offenbart die tiefen Gegensätze zwischen den beiden Männern. Des Kaisers Bitte um Hilfe wird von Heinrich mit dem Hinweis auf Alter und Gebrechlichkeit abgelehnt, obwohl er seine Heerscharen zu denen Barbarossas stoßen zu lassen bereit ist. Der Kaiser bietet ihm als Lohn die Aussicht, sein Gebiet an die Ostsee auszudehnen

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Literaturwissenschaft
Jahr:
[1911]
Martin Greif : Versuch zu einer Geschichte seines Lebens und Dichtens mit besonderer Berücksichtigung auf seine Dramen
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Seite 126 von 236
Autor: Prem, Simon Marian / S. M. Prem
Ort: Leipzig
Verlag: Beyer
Umfang: 231 S. : Ill.. - 3. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: p.Greif, Martin
Signatur: II 58.480
Intern-ID: 238956
122 Prinz Eugen. Sachen seiner Werbung um Stephanie, die Nichte der Gräsin Batthyanyi, der der Prinz seit lange befreundet ist, einen kurzen, abschlägigen Bescheid erteilt. Der Abgewiesene schwört natürlich dem resoluten Eugenio von Savoy Rache. Indes kommt Kaiser Karl VI. in Begleitung der Gräfin und des Grafen Althan, sowie des Erzbischofs Cardona. Ein Granatapfel leitet ganz ungezwungen das Gespräch auf den Verlust Spaniens^), das Prinz Eugen ausgegeben, „weil ihm ein deutsches Dorf mehr

galt.' Doch der Kaiser will nichts gegen Eugen hören, in dessen Lager an der unteren Donau der Herrscher demnächst zu reisen gedenkt. Da kommen zwei Invaliden im Generalsrang, Starhem berg und Schlick; der erstere geht am Stock, der letztere hat nur ein Auge wie Österreichs gleichnamiger Feldherr im Jahre 1869. Sie bringen als Repräsentanten der Armee ein Memorial des Generals Heister über den gefährlichen Stand der kaiserlichen Armee vor Belgrad. Der Dichter zeichnet sie in trefflicher Ironie

nach Geberde, Gedanken und Sprache. Aus ihre Vorstellungen hin gibt der Kaiser Eugen den schriftlichen Befehl, sich hinter die Retranchements jenseits der Donau zurückzuziehen. Goltsch soll als des Kaisers Kämmerer sofort nach Belgrad abreisen. Nun tritt die Gräfin Batthyanyi mit ihrer Nichte ein, übergibt Eugens Testament und thut kund, daß sie in das kaiserliche Lager sich begebe. Bei Erwähnung der Rückzugsordre meint sie, „daß sie der Prinz vielleicht im Drang der Lage umgeheu muß.' Der Hinweis ist wohl

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Kategorie:
Literaturwissenschaft
Jahr:
[1911]
Martin Greif : Versuch zu einer Geschichte seines Lebens und Dichtens mit besonderer Berücksichtigung auf seine Dramen
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Seite 147 von 236
Autor: Prem, Simon Marian / S. M. Prem
Ort: Leipzig
Verlag: Beyer
Umfang: 231 S. : Ill.. - 3. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: p.Greif, Martin
Signatur: II 58.480
Intern-ID: 238956
Heinrich der Löwe. 143 vollen Gatten und Vater, während Mechtilde ähnlich der Elisabet à „Götz' eine fürsorgliche Hausfrau und Mutter ist. Ihre Söhne Heinrich und Otto, zwei recht gelungene Theaterknaben, sind ihr Stolz und ihre Hoffnung. Als der kleine Otto meint, er möchte am liebsten der Kaiser fein, der keinem andern Zu ge horchen brauche, meint Mechtilde: „Die Kinder reden, was im Traum wir denken.' Nun kommt Gnnzelin von Schwerin mit dem jungen Heinrich, der Zur Reise an den Rhein

. Heinrich entgegnet: „Ich möchte schau'n den Mann, Der sich aus Gier nach Gut verleiten ließe, In Pfand zu nehmen, was bald mir gehört.' Es fügt sich recht hübsch, daß der kleine Otto, welcher indessen die im Saale aufgehängten Waffen besichtigt hat, bei Heinrichs Frage, wem der Ohm wohl sein Gut verschreiben könnte, ^uft: „Jetzt Hab' ich auch des Kaisers Helm gesehen.' Heinrich wirft auf die noch immer besorgte Rede seiner Gemahlin ein, der Kaiser werde dies nicht thnn, da er durch die Wahl

seines Sohnes schon erbittert und jetzt eben in schwerer Not aus Italien einen neuen Ruf an ihn habe ergehen lassen. Der Kaiser sei überdies mit Welf zerfallen und ganz auf ihn (den Löwen) an gewiesen. Heinrich hat nach der Rückkehr von Pommern eine mene Erstrecknng der Frist zum welschen Heereszuge verlangt. Wa tritt Jordan von Blankenburg, Heinrichs böser Geist, in

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Kategorie:
Literaturwissenschaft
Jahr:
[1911]
Martin Greif : Versuch zu einer Geschichte seines Lebens und Dichtens mit besonderer Berücksichtigung auf seine Dramen
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Seite 152 von 236
Autor: Prem, Simon Marian / S. M. Prem
Ort: Leipzig
Verlag: Beyer
Umfang: 231 S. : Ill.. - 3. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: p.Greif, Martin
Signatur: II 58.480
Intern-ID: 238956
148 Heinrich der Löwe. „Die Krone lag bereits zu Euren Füßen, Bald wird sie über Eurem Haupte stehen.' Heinrich tritt ab, Otto von Wittelsbach ruft ihm nach: „Von heut' an sind geschieden uns're Wege!' und deutet damit die Wendung an. Der Kaiser aber schwört, den Reichsverräter zu demütigen; damit fällt vor der großartigen Scene der Vor hang. Hier liegt gleichzeitig der Höhepunkt des Dramas und die Peripetie der Handlung. Die vorausgehenden Akte und Scencn hätten viel stärker

auf diese eine Stelle hindrängen sollen, als es thatsächlich geschieht: der Ausbau des Stückes ist aber zu wenig durchsichtig und verliert bei dem überwuchernden geschichtlichen Detail an Bühnenwirksamkeit, obwohl die Ein teilung des Stoffes an sich eine geschickte ist. Die erste Scene des vierten Aktes spielt vor den Thoren von Pavia. Der Kaiser ist bei Legnano (1176) von den Lombarden besiegt wor den und seitdem verschollen; der Botenbericht Ludwigs von Thüringen giebt ein anschauliches Bild von dem erbitterten

Kampfe. Da erscheint der Kaiser mit Otto von Wittelsbach, seinem Retter, und fallt in die Arme der Kaiserin Beatrix. Ein Kart- häusermönch erscheint mit einem Briefe des Papstes Alexander III., „der in Demut auf Petri Stuhl als Knecht der Knechte sitzt' und Frieden bietet. Nun folgt eine kurze Scene in Heinrichs Palast zu Lüne burg, welche den Fluß der Handlung unterbricht. Da sie ohne Handlung ist, hätte ihr Inhalt in einer Nebenscene als einfacher Bericht angegeben oder an die Spitze des fünften

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Kategorie:
Literaturwissenschaft
Jahr:
[1911]
Martin Greif : Versuch zu einer Geschichte seines Lebens und Dichtens mit besonderer Berücksichtigung auf seine Dramen
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Seite 148 von 236
Autor: Prem, Simon Marian / S. M. Prem
Ort: Leipzig
Verlag: Beyer
Umfang: 231 S. : Ill.. - 3. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: p.Greif, Martin
Signatur: II 58.480
Intern-ID: 238956
144 Heinrich der Löwe. den Mantel gehüllt ein und berichtet, daß Welf wirklich Hilfe beim Kaiser finde und zwar unter Vermittelung des Pfalzgrafen Konrad, welcher bereits zur Einholung der kaiserlichen Vollmacht nach Italien geeilt sei und längstens in einer Woche zurück sein müsse. Heinrich steht wie versteinert bei dieser unerwarteten Kunde: schnell läßt er seinen Sohn vom Wege nach Stahleck zurückholen und wirft sich in die Rüstung, um selbst nach Petting zu eilen. Tie zweite Scene spielt

also im Schloß zu Petting bei Schongau mit dem berückenden Ausblick auf den hohen Peißen berg, den bayerischen Rigi, und auf die Alpen. Im festlich er hellten Gemache verhandelt der Pfalzgraf mit Welf. Der Ver trag wird fertig, Welf verschreibt gegen den Nießbrauch seiner Güter und eine Jahresrente seine Lande dem Kaiser. Er jubelt und singt „Einmal lebt der Mensch auf Erden, Darum soll er lustig sein, Kann er auch nicht jünger werden, Schmeckt ihm doch das Gläschen Wein — Sorge, wer da sorgen mag

, Hier ist immer Feiertag!' Dabei wird dieser mittelalterliche Jerome von seinem Diener Gottschalk wacker geprellt und von leichten Tänzerinnen ausgebeutet — eine sehr flotte Scene, voll lebenswahrem Realismus. Der alte Gauch wird jedoch Plötzlich durch den Besuch Heinrichs in seinem Festjubel gestört. Welf laßt sich durch Heinrichs Vorwürfe nicht einschüchtern, er pocht darauf, daß ihn ein Stärkerer, der Kaiser selbst schütze, der ihm so nahe wie Heinrich stehe, da dessen Mutter Judith seine Schwester

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Literaturwissenschaft
Jahr:
[1911]
Martin Greif : Versuch zu einer Geschichte seines Lebens und Dichtens mit besonderer Berücksichtigung auf seine Dramen
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Seite 167 von 236
Autor: Prem, Simon Marian / S. M. Prem
Ort: Leipzig
Verlag: Beyer
Umfang: 231 S. : Ill.. - 3. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: p.Greif, Martin
Signatur: II 58.480
Intern-ID: 238956
Die Pfalz im Rhein. 163 der Vorhang fällt. Als Einzelheit möchte ich noch den matten Vers tadeln, den Agnes bei Heinrichs Erinnerung spricht, daß dieser Tag ihr höchstes Lebensglück begründe: „Fürwahr, auch mir ist gänzlich so zu Mut!'') Der süufte Akt bringt endlich die Auslösung der vorhandenen Dissonanz in zwei Stufen: Agnes und Heinrich eilen ins Schloß Dankwarderode zu Braunschweig und erfüllen die Sendung Konrads, wahrend dieser zum Kaiser nach Goslar eilt und dem selben den ganzen

Hergang seiner Umwandlung erzählt. Der Kaiser ift bewegt, er will das junge Paar sehen und segnet es, endlich erscheint auch der ,,alte Löwe' vor Heinrich VI. und bersöhm sich mit dem Reichsoberhaupte. Dadurch fällt auch auf das Drama „Heinrich der Löwe' nachträglich noch der Glanz des Schauspiels im engeren Sinne. Das allgemeine Wohlgefallen ist ein vollltändiges: auch Helm old uud Maria werden feierlich zusammengegeben, Heinrich von Braunschweig erhält die An weisung auf den Titel „Psalzgraf

bei Rhein', und endlich läuft die Kunde eiu, daß des Kaisers Gemahlin Constauze frei ist. Das Schlußwort erhält der wackere Bischof Burkhard, der, Heinrich und Agnes dor dem Kaiser nochmals segnend, spricht: ,,Em Sturm hat Euren Lebens,na i bedrängt, Doch nur atÄ Prüfung, die der Herr verhängt, Und die er Euch zum Segen ließ gcdcih'n, ' Ilm Euren Bund zu hohem Ziel zu weih'n.' Der fünfte All zeigt übrigens einen zu wenig raschen Gang der Handlung und bedarf mancher Abstriche bei der Ausführung

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