Aus den Flegeljahren in die Mannesjahre : eine Erzählung aus dem Tiroler-Volksleben, wahrheitsgetreu geschildert
318 Des Lebens Frühling Familien eines Deutsch verstand, aber niemand wußte AusKunst zu geben. Nun befiel Joseph eine entsetzliche Angst. Wo Wird die Pepi sein, mas ist ihr geschehen? Er denkt nicht mehr ans Essen und rennt die Stadt auf und ab und forscht bei den Bekannten, ob niemand seine Frau gesehen habe. Niemand Weiß etwas. Joseph meinte nun, sie sei etwa gar er mordet worden, oder es - sei ihr sonst ein großes Unglück passiert; seine Angst steigerte sich mit jeder Minute. Schon
War es 2 Uhr nachmittags, und er hatte von ihr noch keine Spur. Allerhand schwarze, traurige Bilder stiegen in seiner Seele auf; nun fühlte er erst, Wie sehr er seine Frau liebte. Da ging er dem Tore der Stadt zu, Welches nach Deutschland führt und — Gott sei Lob -- da tritt ihm Pepi holdlächelnd entgegen, sie kam ihm wie eine tröstende Engelerscheinung vor. Endlich habe ich dich wieder! rief Joseph. Welche entsetzliche Angst hatte ich um dich«. Wo warst du? Ist dir wohl nichts geschehen? Verzeihe Joseph
, sagte Pepi, das, was mir heute passiert ist, ist mir noch nie geschehen. Ich ging um 10 Uhr von Hause weg, um bei dem ViKtualienhändler R. deutschen Speck zu kaufen, den man sonst nirgends in der Stadt bekommt, und wie du weißt, liegt dieser fast am äußersten Ende der Stadt. Ich verfehlte die Gasse und ver- irrte mich in die Winkelgassen, wo ich mich gar nicht mehr auskannte; fragen konnte ich auch nicht nach unserer Gasse, da ich p wenig Welsch verstehe,