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Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1908
Allerlei Geschichten aus Südtirol.- (Gesammelte Werke ; Bd. 4)
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Seite 286 von 333
Autor: Pichler, Adolf (Schriftsteller) / Adolf Pichler
Ort: München [u.a.]
Verlag: Müller
Umfang: 327 S.. - Neuerlich verb. u. verm. Aufl.
Sprache: Deutsch
Signatur: II 63.047/4
Intern-ID: 73398
--- 28t — ist's verboten. Nehmt's nicht übel: als Ihr klopftet, glaubte ich, Ihr wärt ein Finanzler, wie sie in allen Gärten herumschnüffeln, um das verbotene Kraut aus zuspüren.' „Wann wir aufgezogen?' begann nun der Alte, ohne die Unterbrechung zu beachten. „Wann? Nun, ich habe im Sommer seitdem fünfmal Erdäpfel gesteckt.' „Ja, und das ganze Haus kostet neun Gulden,' rief die Alte, „nicht mehr als neun Gulden. Wir haben es selbst gebaut, wir selbst!! — Wenn es nicht regnete, schliefen

wir unter den Stauden, er dort und ich hier; regnete es, so legte er sich unter jenes Brücklein, ich nahm meine Zuflucht in jener Kapelle bei unserem Herrn im Elend. Unter Tags bauten wir miteinander, und als die Hütte fertig stand, haben wir geheiratet. „Geheiratet?' rief ich lächelnd. „Ja,' schwätzte sie fort, „früher ließ uns die Ge meinde nicht, die Bauern!' „Laß das unserm Herrn Zur Abrechnung!' unter brach sie der Alte ernst. Der Knopf war eingenäht. Ich griff in den Sack und legte ein paar Sechserln

auf den Tisch. „Ist viel zu viel!' sagte die Alte. „Ein Gelt'sgott wär auch genug.' „Behalt' es,' erwiderte ich, „behalt es, der Alte mag sich für die leere Dose ein Lot Scaglia und du ein Lot Kaffee kaufen, es ist ja morgen Pfingstsvnntag.' „Nun, wenn Jhr's Gott zu Ehren gebt/' sprach er, „so dürfen wir es nicht abweisen, und vergelten mög' es Euch Gott, der ja alles auf- und abrechnet.' Er war aufgestanden. Ein großknochiger hoher

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Bücher
Kategorie:
Belletristik 
Jahr:
1908
Allerlei Geschichten aus Südtirol.- (Gesammelte Werke ; Bd. 4)
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/73398/73398_285_object_4354802.png
Seite 285 von 333
Autor: Pichler, Adolf (Schriftsteller) / Adolf Pichler
Ort: München [u.a.]
Verlag: Müller
Umfang: 327 S.. - Neuerlich verb. u. verm. Aufl.
Sprache: Deutsch
Signatur: II 63.047/4
Intern-ID: 73398
waren nach alter Mode um eine lange Nadel von Mes sing geschlungen, die einige Glasperlen schmückten, durch das braune Gesicht zuckten tausend kleine Fält- chen, die Lippen, energisch geschwungen, waren noch nicht abgewelkt, mißtrauisch heftete sie das scharfe Auge auf mich und murmelte, daß ich es noch verstehen konnte: „Was will denn dieser Teufel wieder von uns?' Ich lachte bei diesem seltsamen Gruß laut auf und antwortete: „Liebe Alte, wär' ich der Teufel, so wollt' ich dich holen

, daß meine Großmutter eine Kameradin hätt'; so ist's aber nichts damit und ich möcht' dich nur bitten, mir den Knopf festzunähen.' Ihre Züge wurden freundlicher. „Nehmt's nicht übel,' sagte sie, „die Leute haben uns so lang geplagt und geschunden, daß ich manchmal den Teufel lieber säh' als einen Menschen. Geht nur herein, aber bückt Such, sonst stoßt Ihr an.' Ich folgte ihr. Im Zimmer saß ein Greis auf der Bank, neben ihm die Dose. Er blickte mich gleichgültig an. Die Alte suchte in einem Körbchen das nötige

Nähzeug, setzte die Brille auf und wischte die Hände an der blauen Schürze ab. Während sie den Knopf festnähte, wendete ich mich an ihren Mann: „Da habt Ihr's ja im Sommer recht fein, aber im Winter! Wann seid ihr aufgezogen?' Er nahm die Dose, sie war leer; nachdem er hinein gerochen und sie wieder zugeklappt, sagte die Alte mit einem mitleidigen Blick: „Hast auch nichts, ich keinen Kaffee, du keinen Tabak! Früher durfte man noch ein Stäudlein bauen, — so viel als die Nase braucht, jetzt

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