Lodenrock und Wifflingkittel : Geschichten aus dem Sarntale
Dafür beginnt nach einiger Zeit der Lärm an einem anderen. — Wieder schaut der Jos verheißungsvoll und kampfbereit hinein, doch der Wirt schiebt ihn zur Seite. „Diesmal, Jos, darfst du nichts tun, eS ist am Schild tisch; es sind lauter bessere Bauern, die muß i selbst beschwichtigen, mit denen darf man not so grob um- gehn.' Gemessenen Schrittes geht der baumstarke Wirt hinein und horcht ruhig zu. Langsam schreitet er vor und stellt sich hinter dem ärgsten Schreier, dem Marchner
, auf. Wie er aber sieht, daß der seinen steinernen Weinkrug hebt, um ihn dem Gegner ins Gesicht zu schleudern, gibt er ihm von hinten eine gut gezielte, wuchtige Ohr feige. Natürlich läßt der Bauer den erhobenen Krug fallen und schaut sich schleunigst um. Wie er sieht, daß es der Wirt war, der ihm den Schlag versetzt, anerkennt er bereitwillig die strafende Gerechtigkeit und sagt kein Wort als: „Geht'S jetzt a so?' „Ja,' sagt da der Wirt, „jetzt geht's a so!' — Von Beleidigung keine Spur; am andern Tag be- gegnet
der Jos dem Knecht, den er über die Stiege ge worfen. Sie grüßen sich lachend, als ob nichts gewesen wäre und der Marchner, der vom Wirt die Ohrfeige erhalten, fragt den: „Gelt, gestern Hab i an argen Tulll g'habt?' „O mei,' meint der Wirt gleichmütig, „ohne Raufen geht der Cyprianskirchtag nie ab!' — ^ Rausch.
