Und wie mächtig solcher Drang sei, das lehren unter den Fällen noch die hoch erregten Wagen, denn nicht selten vernimmt man, neben ihnen herschreitend, das Plumpe, dmnpfe Rollen großer Steine, mit welchen sie, die eiligen leichten Wasser, ihr Spiel treiben. Fast scheint es ein Hohn, mit welchem sie den einen dieser Felsklötze gegen den anderen rennen. Es sind die letzten Liebeszeichen, die sie der Felswelt hinterlassen, ans deren Einöden- gesängniß sie lustig davon rennen. Pater Profundis sagt
im Faust, daß die Wasser fälle sich „liebend' in den Schlund stürzen, und Dante, welcher von der „Liebe' meinte, daß sie die Sonne wie die anderen Sterne in Bewegung setze, würde gegen solche Anschauung des alten Lehrers nichts eingewendet haben. Solch magische Anschauung ist uns fremd. Was diese ehrwürdigen Geister als „Liebe' erkannten, ist nichts Anderes, als jenes ursprünglichste aller Dinge, welches Leibnitz die Kraft seiner Monaden, Schopenhauer den Willen nannte: jener unsägliche, unbändige
Drang dazusein, der in der „Schwerkraft' und im Sturze schanerlicher Wasser sich kund gibt, wie in der Mordlust des Barbaren und im Blühen der Lilie, in deren Kelch das Pistill mit goldgelbem Staube befruchtet wird, in der Hingebung der Braut wie im Anprall des Meeres. So verkünden diese das Wesen der Welt. Am Königssee, in der Nähe des Kesselbaches, befindet sich eine Inschrift, welche die Sehnsucht aus drückt, den „Ewigen' zu schauen, von dein hier das donnernde Gewässer erzählt. Das Ewige