Bilder aus dem welschen Nonsberg : Vortrag, gehalten in der Alpen-Vereins-Section München 1886
durch die Nähe von Bötzen und Meran und dem regen Handel mit Wein und Getreide mit diesen. Die Italianissimi befleissigen sich in neuerer Zeit, wie man sagt, der reinen italienischen Sprache, wahrscheinlich um s. Z. mehr Ansprüche zu TJnterthanen des Be Umberto zu haben. Ver schiedene deutsche Worte haben Aufnahme gefunden oder sich er halten, so z. B. un saitl, canedeli con crauti, wagerle u. s. w. Diese Volkssprache ist auch die Gerichtssprache, doch müssen alle Berichte an die Ministerien in deutscher
Sprache abgefasst werden, . Eigentümlich ist, dass sehr viele Geistliche der deut schen Sprache gar nicht kundig sein sollen oder wollen — deutsch wird in der Schule nicht gelehrt und überall nur italienisch ge predigt, so dass viele Frauen, die aus Deutsch - Tirol ins Nons- land heirathen, oft weit ausser ihrer Pfarrei ihre Beichtväter auf suchen müssen. In neuester Zeit wird jedoch der deutschen Sprache wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt, denn es wurden an einigen Orten bereits deutsche
Privatschulen errichtet und arme Leute schicken ihre Kinder in benachbarte deutsche Thäler in Dienst — nur gegen Kost und um dort deutsch zu erlernen. Die Gast- und Wirthshluser sind nicht so schlimm wie ihr Ruf ; entbehren sie auch meist der bajuvarischen Behäbigkeit und der heimischen Gemüthlichkeit, so ist man doch überall freundlich aufgenommen und gut bedient. Hochachtung verdienen die Betten, die überall in der bekannten welschen Breite — zweischläfrig und stets mit Matratzen und wollenen Decken