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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1925
¬Der¬ Faschismus
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Seite 90 von 433
Autor: Mannhardt, Johann Wilhelm / J. W. Mannhardt
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XII, 411 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. [395] - 400
Schlagwort: g.Europa ; s.Faschismus ; z.Geschichte
Signatur: II A-15.391
Intern-ID: 116246
STAAT UND KIRCHE 77 zunächst nicht kommen, nicht nur nicht wegen des Non expedit, sondern auch deshalb, weil die überall vollzogenen Volksabstim mungen eine überwältigende Bejahung des Staates in seiner da maligen Gestalt bedeutet hatten. Über die Gründe, die dann erst in unseren Tagen (Anfang 1919) auch in Italien zur Gründung einer klerikalen Partei geführt haben, ist schon gesprochen worden. Es war nicht nur die Verschiebung der Position von Staat und Kirche, sondern gerade

auch die wenigstens äußerlich tatsächlich eingetretene Besserung des Verhältnisses zwischen beiden, die die Parteigründung veranlaß te. Ähnlich wie bei der deutschen Zen- Irumsparlci wurde für die Zugehörigkeit zur Partei kein Nachweis der Gläubigkeit verlangt. Über den klerikalen Charakter konnte aber ein Zweifel nicht bestehen. 1 Es wäre nun durchaus nicht rich tig, wenn man annehmen wollte, daß der Partito Popolare seine An weisungen für die einzuschlagende Politik von der Kurie empfange. Die Partei machte

vielmehr ihre eigene Politik, die sie in der Mitte zwischen Staat und Kirche hielt. Die selbstverständliche Anerken nung der Kirchenlehre über das Verhältnis von Kirche und Staat verpflichtet den gläubigen Katholiken doch nicht, die je weilige Politik der Kurie zu der seinigen zu machen. Eine andere Haltung würde eine Spannung in die doch aus italienischen Volks genossen bestehende Partei hineintragen, die sie nicht ertragen könnte. Andererseits: es ist selbstverständlich, daß die Popolari- Partei

der Kurie am nächsten steht. Damit ist nicht gesagt, daß etwa die Kurie ihre Politik durch die Popolari machen ließe. Im Gegenteil, beide stehen auf einer ganz verschiedenen Ebene. Die Partei arbeitet auf dem Boden der Politik des italienischen Staates, die Kirche auf einem eigenen, ganz anderen Boden. Sie verfolgt viel umfassendere Ziele, die durch eine enge Verbindung mit einer Par tei nur gehemmt werden können. Man braucht nur das päpstliche Blatt, den Osservatore Romano, aufmerksam mit den führenden

Blättern der Partei zu vergleichen, um hier klar zu sehen. Selbst verständlich wird, wenn die Kurie es politisch für richtig hält, ein Einfluß auf die Popolari versucht; aber doch, wenn es darauf an kommt, mit anderen Mitteln auch auf andere Parteien. Und er findet dort zuweilen ebensowenig Widerstand wie hier. 1 Vgl. das erste Kapitel „Le forze popolari' in de Rossi, I popolari nella XXVI legislatura.

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1925
¬Der¬ Faschismus
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Seite 166 von 433
Autor: Mannhardt, Johann Wilhelm / J. W. Mannhardt
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XII, 411 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. [395] - 400
Schlagwort: g.Europa ; s.Faschismus ; z.Geschichte
Signatur: II A-15.391
Intern-ID: 116246
verantwortlicher Leiter eines Unternehmens. Er hat denn auch nicht nur mit seiner Feder, sondern mit seiner ganzen Persönlichkeit gekämpft und sich dabei nicht auf seine Zei tung beschränkt, vielmehr in immer weiterem Umkreise die Partei zum Boden seiner Wirksamkeit gemacht. Er war schon damals ein Mann ganz eigenen Kalibers, der seine Meinung für die allein rich tige hielt und selbstherrlich gewillt war, sich mit ihr in jedem Falle durchzusetzen. Hemmungen konnten für ihn damals nur im Rah men der Partei

erstehen. Sie entstanden auch, oder richtiger gesagt, sie ergaben sich ihm von selbst. Mussolini konzentrierte seine Kampf instinkte dagegen. Es war die Zeit, da nicht nur in Italien infolge der Sättigung der Parteibonzen und gefördert von den Regierungen der Revisionis mus innerhalb der Partei am Ruder war und eine Haltung zeigte, auf die das eben angeführte Wort Mussolinis gut zutraf. Gegen sie er öffnete Mussolini die schärfste Offensive, wobei er nicht nur die Klassiker des Sozialismus

, sondern alle Scharfmacher in der Partei und die große Zahl derer auf seiner Seite hatte, die nur aus einer irgendwie in ihnen steckenden Unzufriedenheit Sozialisten waren und gern der Aufforderung nachkamen, es nun ganz zu sein. Mussolinis Arbeit in dieser Richtung und ihr Erfolg kann am besten daraus be urteilt werden, daß er nach kurzer Tätigkeit in der Provinz bereits 1912, also noch nicht dreißigjährig, Hauptschriftleiter des Avanti in Mailand wurde. Die Leitung dieses Blattes hatte damals ebenfalls

in revisionistischen Händen gelegen. Als nun in dem genannten Jahre in der Partei die Radikalen über die Revisionisten den Sieg davongetragen hatten, wußten die ersteren keinen anderen Rat, als ihren besten Rufer im Streite mit dem wichtigen Posten zu be kleiden. So siedelte Mussolini in die Großstadt Mailand, das Zent-

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1925
¬Der¬ Faschismus
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Seite 175 von 433
Autor: Mannhardt, Johann Wilhelm / J. W. Mannhardt
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XII, 411 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. [395] - 400
Schlagwort: g.Europa ; s.Faschismus ; z.Geschichte
Signatur: II A-15.391
Intern-ID: 116246
4 62 III. DIE ENTSTEHUNG DES FASCHISMUS io. Dezember 1914 erklären: „Alle Argumente der Internatio nalisten und deshalb auch der Sozialisten' — nun als die ihm feindliche Partei gemeint — „sind Illusionen und Sophismen.'1 Aus der Bejahung der Volksgemeinschaft mußte weiter die der völkischen Arbeit und der Werkgemeinschaft folgen, die erst nach dem Kriege ihren vollen Sinn erhalten konnte. So läßt sich die sich nun gestaltende eigene politische Anschauung Mussolinis, das Fundament seiner Taten

marxistische Doktrin, als die in ßonzenluni und Krippenneid erstarrte Partei, wenn er das nach Abwirtschaf tung des Feudalismus, Absolutismus und Liberalismus entstandene und noch nicht befriedigte und deshalb wache Bedürfnis nach Neu regelung des persönlichen und politischen Verhältnisses von Mensch zu Mensch innerhalb der Völker ist, dann ist Mussolini nicht nur ein Sozialist geblieben, sondern er hat sich sogar angeschickt, den Sozialismus zu erfüllen. 2 Läßt man dagegen den Sozialismus

i n der offiziellen Doktrin und in der sozialdemokratischen Partei er _ füllt sein, dann stellt sich Mussolinis Werk als ein Versuch dar, den Sozialismus zu überwinden. DER KRIEG Mussolini packte die neue Aufgabe, die er sich gesetzt hatte, scharf an. Es ist natürlich nicht möglich abzumessen, welchen Anteil Mus solini an der Bildung eines allgemeinen Kriegswillens in Italien ge wonnen hat. Seine Tätigkeit hat sich hauptsächlich hinter den Kulissen abgespielt. Von den oben, S. i38 Anm.2, erwähnten deut schen

Beobachtern erwähnt nur Röse seinen Namen. Mussolini war damals außerhalb seiner Partei und seines neuen Kreises noch ein 1 Discorsi S. 22. 2 Vgl. Suckert, L'Europa vìvente S. 6.

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Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1925
¬Der¬ Faschismus
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Seite 165 von 433
Autor: Mannhardt, Johann Wilhelm / J. W. Mannhardt
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XII, 411 S.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Literaturverz. S. [395] - 400
Schlagwort: g.Europa ; s.Faschismus ; z.Geschichte
Signatur: II A-15.391
Intern-ID: 116246
. 1 Er fürchtete im Herbst 1914 von ihm eine Aufrollung der römischen Frage. 2 Man darf wohl zusammenfassend sagen, daß sich Mussolini damals im wesentlichen in der Richtung früher Mazzinischer Ge dankengänge bewegte. Als besonders charakteristisch sollen endlich zwei Bemerkungen in dem genannten Buche hervorgehoben werden, die sich beide auf die liberal-nationale Partei in Welschtirol beziehen und den künf tigen Mussolini schon erkennen lassen : „Ich kann nicht, wie es ver sucht wird, diese Lakaiensprache

entschuldigen, auch nicht, wenn sie aus taktischen oder auch opportunistischen Gründen geführt wird. Eine Partei, die sich in diesem Punkte erniedrigt, gibt sich nach meiner Meinung, der ich über alles ein aufrechtes Rückgrat schätze, selbst den Tod.' 3 „So geht es allen Parteien, die keine Be wegung haben und sich auf die passive Anbetung von Idealen be schränken.' 4 Das Buch zeigt die saubere und fruchtbare Arbeit, die Mussolini in seinen Lehr- und Wander jähren an seinem Wissens- und Erfah rungsschatz

und besonders an seinem Urteilsvermögen vorgenom men hat. Er ist dem Ideal seiner Jugend, dem Sozialismus treu geblieben. Aber er hat ihm nichts von seinen ihm eigenen vorsozia listischen Werten geopfert und sich von ihm keine Scheuklappen anlegen lassen. Er hat in der Fremde jenes tiefe Verständnis für die Italianità und ihre Forderungen gewonnen, wie es sonst nur außerhalb seiner Partei geteilt wurde. Als er nun auch aus Öster reich ausgewiesen wurde, kehrte er, ohne daß er sich darüber völlig klar

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