38 L DAS VORFASCHISTISCIIE ITALIEN Schriftsteller der von ihm recht eigentlich zuerst entflammten Be wegung haben die ganze Vergangenheit, die sieh auf dem italieni schen Boden abgespielt hat, wieder ins Bewußtsein der Gebildeten hinaufgehoben. Neben die neuerwachende Idee vom ersten Rom, trat das Bild des mittelalterlichen Rom. Der Kulturglanz, der unter den kunstsinnigen Päpsten vom Tiber ausging, verband sich im Geiste der italienischen Romantiker mit dem christlichen Schimmer der ewigen
Stadt und dem Wissen von der politischen Macht der voraufgegangenen großen Päpste, und sie schufen die Idee des zweiten Rom, das auch ein Mittelpunkt des Abendlandes und die Trägerin einer universalen, geistigen und einer — wenn auch an deren als im Altertum — politischen Macht gewesen war. Anfäng lich wurde nun ganz nüchtern nach wissenschaftlicher Art die Frage erörtert, 1 ob, wo doch andere Länder zumeist nur eine Blüte aufzuweisen hätten, dem zweimal zur Blüte gekommenen Lande Italien
nach menschlicher Überlegung überhaupt ein drittes Rom beschieden sein könnte, ob nicht vielmehr die Zeit des Abstiege^ weiteres, unentrinnbares Schicksal wäre. Aber die Zweifel legten sich. Das dritte Rom wurde immer stärkeres Wunschziel und da mit eine politische Forderung, die jedoch die Möglichkeit der Lö sung noch nicht in sich schloß. 2 Unterdes begann in Europa eine neue Zeit heraufzudämmern ; die Bewegung stieg auf, die in der französischen Revolution zum Aus bruch kam und ihre Wellen bekanntlich
S. 215 ff., über „Magliabechi, Muratori und Leibniz' zu nachdem}^ liehen Betrachtungen darüber führen, wie verschieden bei den einzelnen VOlk er Einfluß geistiger Führer auf die VolksgestaHung und die politische Entwicklung 1 Nach dem genannten Buche von Marietti. - Vincenzo Gioberti, Del nuovamente civile d'Italia, Torino 1851 Bd. II S. 199; Das neue Rom ist jenes dor Zukunft; weit^ und herrlicher als seine Erscheinungen in der Vergangenheit soll es die Zusammen^ Fassung und die Harmonie aller werden.