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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 207 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
, das deutsche Axiom muß einen rein völkischen Charakter behalten.' Die italienische Regierung habe in feierlicher Weise zugesichert, die völkische Eigenart der Südtiroler deutschen Stammes zu achten und den politischen und wirtschaftlichen Son derinteressen in weitestem Maße entgegenzukommen. Demgegen über solle Deutschland keine Irredenta nähren. Das werde einen italienischen Gegendruck erzeugen zum Schaden Südtirols, aber auch Italiens unci Deutschlands. Südtirol müsse seine Aufgabe er füllen

, ein wirtschaftliches und kulturelles Bindeglied zwischen Deutschen und Italienern zu bilden, wozu es seine geographische Lage v ora vi sliest i m m t habe. Das waren Ione, die man bis ins natio nalistische italienische Lager hinein würdigle. Der Regierung nahe stehende Blätter, wie „II Tempo' und „l'Epoca', gaben ihrer Ge nugtuung über diese nüchternen Ausführungen Ausdruck und speit chen die Erwartung aus, daß dies die allgemeine deutsche Auffas sung sein möchte. Im Zusammenspiel dieser Bekundungen einlen kender

DEUTSCHES EINLENKEN M SÜDTIROL Betrachtungsweise des Südtiroler Problems das Wort redeten. Ar tikel, wie die des Korrespondenten Fred Hardt, der mehrere deut sche Zeitungen in Rom vertrat, empfahlen (Mitte Mai) der deut schen Öffentlichkeit, die italienische Formel, daß es keine Siid- tiroler Frage gebe, mit der gleichen Formel zu erwidern, denn die beiden Anschauungen seien nicht unvereinbar, sobald man sie auf ihre Wurzeln zurückführe: „Das italienische Axiom hat einen poli tischen Charakter

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 225 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
einen italienischen Namen getragen hatte. Die Endi gung des Namens mit a oder o genügte, um die Familie als italie nisch abzustempeln, und so wurden zahlreiche Familien, in denen kein Wort italienisch gesprochen wurde, gezwungen, ihre Kinder in italienische Schulen zu schicken. Insbesondere das sogenannte Unterland war von der Maßnahme betroffen. Mit einem Schlage wurden die deutschen Schulen in Leifers, Platten, Rranzoll, St. Jakob und Laag in italienische ver wandelt, und obschon für die Durchführung

sich die Lehrerschaft als völlig unzulänglich erwies, wurde an der Verordnung festge halten. Vergebens erhoben die Gemeindevorsteher Einspruch, ver gebens forderten sie eine Nachprüfung durch eine gemischte Kom mission, vergebens protestierte die Elternschaft, vergebens bemüh ten sich die Abgeordneten. In Rom gab die Regierung zwar freund liche Worte, aber an der Maßnahme wurde nichts geändert. Selbst Gewalt wurde angewendet, um deutschsprachige Kinder zum Be such der italienischen Schulen zu nötigen

, und bis nach Meran wirkte sich die Italianisierungsverordnung aus. Mehr als tot Kin der traten sogleich von deutschen in italienische Schulen über. Das Dekret legte außerdem den Gemeinden die Sorge für zureichende Volksschulgebäude auf, während der Staat die für die Räume der Mittelschulen übernahm. Allerdings suchten zumal die großen städ tischen Gemeinden der Anordnung einen zähen passiven Widerstand entgegenzusetzen, und es wurde zu einem Hauptklagepunkt der Ita- liani&simi, daß die Stadt Bozen sich weigerte

, den 4oo bis 5oo italienischen Volksschülern hinreichende Räumlichkeiten zur Ver fügung zu stellen. Noch durchgreifender war das Dekret in den ladinischen Gebie ten, die als italienisch in Anspruch genommen wurden. Mit dem 3. November wurde dort die italienische Sprache als die alleinige

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 145 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
DIE AUTONOMIE SÜDTIROLS ALS ZIEL 133 mußte Credaro wie die Deutschen in ihrem Verhallen bestärken, und es wurden nunmehr die notwendigen Vorbereitungen getroffen, um eine Verständigung zwischen der Regierung und den Vertretern der deutschen Bevölkerung herbeizuführen. Daß sich diese in der Richtung einer Autonomie bewegen mußte, darüber bestand bei den Reteiligten keine Unklarheit, aber ihrer Einführung stand, unab hängig von allem guten oder schlechten Willen, von vornherein als eine große

, und zwar bei den Versuchen, das italienische Schulwesen auszubauen. Die Schulabteilung des militärischen Gouvernements hatte ein Programm vorbereitet, das Gredaros Zustimmung fand und nun verwirklicht werden sollte. Danach sollten in den Orten, wo eine erhebliche Anzahl italienisch sprechender Kinder sich befand, italienische Schulen errichtet werden. Zur Durchführung wurden 15o deutsche und ladinische Lehrer zur Erlernung der italienischen Sprache nach Florenz entsandt, während einige fünfzig italienische Lehrer

zu den im deutschen Sprachgebiet schon vor handenen dreißig verteilt wurden. Indessen, die italienischen Eltern zeigten wenig Neigung, ihre Kinder in diese Schulen zu schicken, und es war charakteristisch, daß in dem kleinen Orte Laag bei Neu markt sich die gesamte italienische Elternschaft dagegen wehrte, die Kinder aus den deutschen Schulen wegzunehmen. Alle Verschleie-

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 246 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
234 IX. DER SIEG DES ITALIENISCHEN NATIONALISMÜS brück war zunächst nicht mehr die Rede, wohl aber wurden immer wieder Versuche gemacht, um die italienische Wirtschaft, der es insbesondere um die Holzschätze und die Wasserkräfte zu tun war, nördlich des Brenner zu verankern. Kreditbedürftige Industrie- und Handelsunternehmungen, die in Wien kein Geld fanden, erhielten es aus Italien, und tatsächlich ist allmählich eine Reihe wirtschaft licher Unternehmungen im Inntal in italienische Hände

übergegan gen. Der italienische Konsul in Innsbruck erklärte öffentlich, daß für Nordtirol jederzeit Kredite in unbeschränktem Maße zu haben seien, und ein englischer Journalist, der lange in Rom gelebt hatte, äußerte sich später gelegentlich eines Besuches in Nordtirol: „Von euch müssen die Italiener viel wollen, weil sie mit euch so freundlich sind.' Mit dem Projekt der wirtschaftlichen Durchdringung ver band sich der Versuch einer Expansion mit kulturpropagandistischen Mitteln. Seit Anfang 1922 gab

der frühere italienische General stabsoffizier Degasperi eine Zeitschrift „Uxama' heraus, die ihren eigentlichen Zweck zunächst geschickt zu verschleiern wußte und auch auf deutschem Boden Leser und Mitarbeiter fand, bis die wahren Absichten klarer hervortraten. Dem keltischen Titel ent sprach das Programm : es handelte sich um die Werbung für einen Alpenstaat unter italienischer Führung auf Grund der Gemeinsam keit der kulturellen und wirtschaftlichen Interessen aller Alpen bewohner, wobei

geblieben war. Das Minderheitenproblem trat in das Bewußt sein des bedrängten deutschen Volksstammes, und Ende März rollte ein erstes Mal eine Artikelreihe der „Südtiroler Landeszeitung' k } über den Tageskampf und die volkstümlichen Forderungen hinaus gehend, von hoher Warte die Frage auf. Der Verfasser, der unter den Abgeordneten zu suchen sein wird, griff auf die Verhandlungen der Vorjahre mit der Regierung zurück, wies auf das Nichtzu-

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 83 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
KOMMISSARIAT UND MILITÄRVERWALTUNG 71 man kam überein, sofort dreißig italienische Schulen einzurichten. Aber die formelle Zustimmung des Ministerpräsidenten traf nicht ein, und Tolomeis Erfolg blieb auf dem Papier. Im Hinblick auf diese Zwischenfälle dachte die Regierung zeitweilig daran, die ver antwortliche Verwaltung der besetzten Gebiete selbst in die Hand zu nehmen. Im Januar 1919 wurde der ausgezeichnete Verwaltungs beamte Giuseppe Paratore, unter Ernennung zum Unterstaatssekre tär

trat ihm hinsichtlich dieses Punktes auch der italienische Touring-Club entgegen. Umgekehrt konnte er eine dem Deutschtum günstige Neugestaltung der kirchlichen Verwaltungsgrenzen ver hindern. Sogleich nach dem Zusammenbruch Österreichs hatte der Vatikan insofern den neuen staatlichen Verhältnissen Rechnung ge- tragen, als er das Bistum Trient aus der Abhängigkeit vom Erzbis- | tum Salzburg gelöst und unmittelbar Rom unterstellt hatte. Dieser Vorteil drohte aber durch eine andere Maßnahme

aufgehoben zu werden, die die Abtrennung der zehn nördlichen, dem deutschen Sprachgebiet angehörigen Dekanate von dem Bistum und ihre Ver selbständigung in einer Diözese Bozen vorsah, wie das die öster reichische Regierung während des Krieges bereits betrieben hatte. Durch seinen Einspruch erreichte Tolomei, daß von diesem Schritte ■ abgesehen wurde. Gleichzeitig trat ein Dekret in Kraft, das einen tiefen Eingriff in den Unterrichtsbetrieb der deutschen Schulen dar stellte, indem die Entfernung

des Religionsunterrichts als obligatori scher Lehrgegenstand, die Ersetzung des österreichischen Geo graphie- und vaterlandskundlichen Unterrichts durch italienische Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Befreiung Ita liens von der österreichischen Fremdherrschaft im neunzehnten Jahrhundert verfügt und italienisch als „zweite Unterrichtssprache' zu dem weiter geduldeten deutschen Unterricht obligatorisch ge-

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 118 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
Geschäftsträger, Fürst Bor ghese, dem Staatssekretär Bauer, daß die italienische Regierung nicht in der Lage sei, sich auf eine Diskussion einzulassen, die die vollständige Souveränität des Königreiches über das Oberetschgc- biet in Frage stellen würde, und am folgenden Tage ergriff Nitti in der Kammer zu einer Programmrede das Wort, die gegenüber allen Illusionen hier wie dort aufklärend wirken sollte. Der Mi nisterpräsident legte einerseits die Nöte und Lasten dar, die das italienische Volk zu tragen

106 IV. DIE SODTIROLER FRAGE AUF DER FRIEDENSKONFERENZ tiing der italienischen Politik übernahm, überreichte die österreichi sche Regierung ihre Gegenvorschläge bezüglich der zukünftigen Staatsgrenzen. Ihre Hauptforderung war die Feststellung des Volks willens durch Abstimmung in den abzutretenden Gebieten deut schen Charakters, Bezüglich Südtirols nahm man das Plebiszit bis zur Salurner Klause sowie in den über die Sprachgrenze hinaus greifenden deutschen Sprachinseln als berechtigt

in Anspruch, und man gab sich der Hoffnung hin, daß die neue demokratische Re gierung in Italien für ein solches Verlangen das volle Verständnis besitzen würde. Nochmals griff eine lebhafte Erörterung zwischen den Völkern Platz. Um die Wende Juni/Juli tauchten ein letztes Mal jene Zwischenlösungen auf, die man im Sinne einer gerechten Regelung der strittigen Staatsgrenze für möglich erachtete. Aber ebenso schnell schwanden alle diese Voraussetzungen wieder dahin. Am 8. Juli eröffnete der italienische

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 69 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
DEUTSCHER CHARAKTER DES LANDES 57 Wie die historische Betrachtung, so zeigt auch diese statistische, daß die deutsch-italienische Sprachgrenze, trotz der nach beiden Seiten .verstreuten Sprachinseln, klar zu ziehen ist. An deutschen Sprachinseln in Welschtirol bestanden vier Gemeinden am Nons- berge (St. Felix, Laurein, Unsere liebe Frau im Walde und Proveis), zwei Gemeinden im Bezirk Cavalese (Altrei und Truden), drei Ge meinden im Bezirk Persen (Floruz, Gereut und Palai) und die Gemeinde

noch allein eine kleine italienische Mehrheit besaßen, war diese seit der Volks zählung von 1890 im Rückgang, während in St . Jakob undLeifers (bei Bozen) wie in Laag (bei Neumarkt) die Italiener aus der früheren Mehrheit verdrängt worden waren. Gerade die südlichsten Gemein den des deutschen Sprachgebietes zählten nur einen geringen Pro zentsatz von Italienern. Vielfach war die italienische Bevölkerung erst in jüngster Zeit zugewandert, teils in Verbindung mit tech nischen Anlagen des Staates, teils

in künstlicher Ansiedelung. Die italienische Minderheit betrug im gesamten Deutsch-Südtirol 2 3/4 0/0» in Bozen und dein Unterlande knapp 61/2o/ 0 der Bevölkerung; ein schließlich der deutschen Sprachinseln in Welsch tir ol zählten die Deutschen im gesamten Südtirol vom Brenner bis Ala ungefähr aSoooo Menschen. In dieses deutsche Land rückten nach dem 3. November die italie nischen Truppen ein. Noch am Tage des Waffenstillstandes wurde — neben Triest — Trient besetzt, und in jubelnder Begeisterung be grüßte

das italienische Volk die Erfüllung des eigentlichen irreden- tistischen Programms. Der weitere Vormarsch erfolgte jedoch nur sehr langsam, denn noch standen die bayerischen Truppen in Nord tirol, die — wie bemerkt — erst am 11. November nach Deutsch land zurückkehrten. Auch der Bitte der Stadt Bozen, die am /j. No vember beim italienischen Kommando auf der Mendel wegen einer

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 38 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
. Aber dieses entschied gegen ihn mit der zum geflügelten Wort gewordenen Begründung: „die italienische Halbinsel endet bei Ala und nicht am Brenner'. Wohl griff der Irredentismus dieses Urteil mit Protesten auf, das auch Welschtirol Italien aberkannte, aber Tolomeis Appell an die italienische geographische Gesellschaft, von der er einen wissen schaftlichen Einspruch erhoffte, hatte keinen Erfolg, da sich diese scheute, allzu offen österreichfeindlich Stellung zu nehmen. Im Zu sammenhange damit mußte er sich gefallen

lassen, daß die Karte, die den Umschlag der Zeitschrift zierte und die in roter Farbe das fur Italien reklamierte Deutsch- und Welschsüdtirol abhob, be seitigt wurde. An der offiziellen Haltung der italienischen Regierung, die trotz allen Schwankens an dem Dreibundvertrag, d. h, an dem Bündnis mit der Donaumonarchie, festhielt, hatte Tolomeis Aufklärungswerk seine Grenze. Aber auch die nationalen Kreise übten eine vorsichtige Zurückhaltung. Die „Lega nazionale', die Organisation

, die der weitgreifenden Tätigkeit der deutschen Schutzverbände mit den glei chen Mitteln entgegentrat, griff zwar in die italienischen Sprachin seln nördlich der Salurner Klause hinüber, sah das Gebiet jedoch als deutsch an. Ebenso beschränkte der italienische Touring-Club bei allen irredentistischen Nebenzielen sein Interesse auf das Tren tino. Trotzdem setzte der Fanatiker unbeirrt seinen Weg fort. Die

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 341 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
DEUTSCHE KUNDGEBUNGEN UND ITALIENISCHE UNRUHE 329 reichischem Boden in Kufstein stattfinden sollte. Zugleich jedoch war anzunehmen, daß sie bei der Beteiligung der Österreicher und zumal der Tiroler auch nicht stillschweigend an der Südtiroler Frage vorbeigehen würde, und es entstand die große Gefahr, daß bei der engen Verknüpfung dieser politischen Probleme schädliche Rück wirkungen nach der einen oder anderen Seite eintreten würden. Schon ließ eine Meldung des deutschunfreundlichen Korrespon

denten der „Tribuna' in Berlin, Morandi, vom 5. Februar erkennen, in welcher Richtung diese Kombination ausgenutzt werden sollte. Noch deutlicher sprach die Erklärung, die die „Agenzia di Roma' in Anknüpfung an diese Mitteilung abgab. Die italienische Regie rung werde diese Tagung, der „pangermanistischen Organisationen', die auch im Oberetsch eine große Tätigkeit entfalteten, mit Auf merksamkeit, aber ohne Besorgnis, verfolgen. Die italienische Poli tik gegenüber der deutschstämmigen Bevölkerung sei

geweckt, und deutlich ließ sich erkennen, daß von Paris her eifrig geschürt wurde, um die „pangermanistische Gefahr' möglichst groß erscheinen zu lassen. Vor allem entfaltete der Andreas Hofer-Bund in München eine ge steigerte Tätigkeit. Nicht nur, daß er immer wieder bei der Reichs regierung vorstellig wurde, die Südtiroler Frage mit den Handels vertragsverhandlungen zu verbinden: einen besonders ungünstigen

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 408 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
nicht gebe, und nach seiner Rückkehr schilderte er im „Giornale d'Italia' jenes „ur~ italienische Land', das von Österreich gewaltsam entnationalisiert sei, und er berichtete mit bombastischen Worten, daß Mussolini von den Südtirolern mit der größten Ergebenheit und Bewunderung empfangen werden würde. Das alte Wort Tolomeis, daß man nicht entnationalisiere, sondern entnationalisierte Volksteile ihrem ur sprünglichen Volkstum wieder zurückgewinne, wurde nun zum amt lichen propagandistischen Schlagwort

gemacht: mit politischer Be rechnung kommentierte das „Giornale d'Italia' den Bericht des Mi nisters dahin, daß die italienische Arbeit in den Schulen somit keine Verletzung internationaler Rechte anderer Völker, sondern eine Wie derherstellung der nationalen Gerechtigkeit bedeutete. Abwechselnd wurde dabei in der Folge einmal die Völkerwanderung, ein ander mal die österreichische Herrschaft als die Epoche der nationalen Entfremdung bezeichnet. Zur weiteren Bekräftigung des Programms aber wurde

am Brennergrenzstein eine Tafel aufgestellt, die die ita lienische Inschrift trug; „Den 600000 Gefallenen im großen Kriege, die diese ewige und unverletzliche Grenze eroberten. Die faschisti sche Regierung.' Der Besuch Fedeles, der drei Wochen später unter Entfaltung des gleichen Apparates stattfand, brachte die neue Verfälschungspropa ganda nicht weniger entschieden zur Anwendung. Er lehnte ab deutsche Abgeordnete zu empfangen, die ihm an Ort und Stelle die Beschwerden der deutschen Bevölkerung unterbreiten

wollten. Statt dessen verkündigte auch er die Lehre von der ursprünglichen Ita- lianitat Südtirols: „Es ist nicht wahr, daß wir entnationalisieren. Auf italienischem Boden ist das Recht, italienische Bürger in der Sprache Dantes zu erziehen, nicht bestreitbar .... Die Ideen und die Worte des Faschismus sind für alle Regionen vom Brenner bis zum äußersten Ende von Sizilien gleich.' Der Lärm diesseits und jenseits

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 292 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
280 XL TOLOMEIS YERWELSCHUNGSPROGRAMM altgeschichtlichen Tiroler Überlieferung. Die Eingabe blieb unbeant wortet und nachdem Ende Mai auch der Parteitag der Tiroler Volks partei eine entsprechende Resolution gefaßt hatte, entschloß man sich Ende Juni, den Wortlaut der Öffentlichkeit zu übergeben, um vielleicht auf diese Weise die Regierung zum Einlenken zu bewegen. Indessen dieser Schritt hatte gerade die umgekehrte Wirkung, und man darf vermuten, daß auch ein Dringlichkeitsantrag

, der am 8. Mai einstimmig im Nordtiroler Landtag angenommen und durch den die österreichische Regierung aufgefordert wurde, von den üb lichen diplomatischen und völkerrechtlichen Mitteln zugunsten der Südtiroler Bevölkerung Gebrauch zu machen, an der neuen Wen dung der Dinge nicht unbeteiligt war. Mussolini schwieg, aber Tolo- mei antwortete. Am i5. Juli fand im Bozener Stadttheater die Kundgebung statt, an die alle weiteren Entnationalisierungsmaßnahmen anknüpften. In Gegenwart zahlreicher behördlicher

Vertreter, aber einer sonst nicht großen Zuhörerschaft, entwickelte Tolomei in einer ausführ lichen Rede das Programm, nach dem das Entnationalisierungswerk in Südtirol zur systematischen Durchführung gebracht werden sollte und das er ausdrücklich als das Programm der Regierung bezeich nete. Von dein Beschlüsse des „Großen Rats' der faschistischen Par tei ausgehend, stellte er alle Mittel und Wege zusammen, durch die die Italianität gegenüber dem widerspenstigen Deutschtum zum Siege geführt

werden sollte. Es waren jene Forderungen, die er selbst zuerst in mehrmaliger Wiederholung formuliert hatte und die dann in die lokalen und allgemeinen Programme der faschistischen Verbände übergegangen waren. In kurzer Aufzählung lauteten diese etwa folgendermaßen. Vereinigung des gesamten annektierten Tirol in einer einzigen Provinz mit der Verwaltungsspitze in Trient und Ausschließung jeder Sonderverwaltung für das deutsche Sprachgebiet; Ersetzung der deutschen Gemeindesekretire durch staatlich-italienische; Re vision

aller bereits von der Regierung genehmigten Optionen und sofortige Ausweisung aller jener Personen über den Brenner, deren Optionsanträge abgewiesen worden waren ; Paßbeschränkung für die deutschen. Bewohner und Aufenthaltsbeschränkung für deutsche Reisende; Erlaß eines Ausnahmegesetzes, das die Einwanderung

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 271 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
ABWARTENDE HALTUNG DER DEUTSCHEN 259 deutschen Abgordneten das Kabinett Mussolini mit Äußerungen der hoffnungsvollen Erwartung. Dr. von Walther gab in der „Südtiroler Landeszeitung' der Meinung Ausdruck, daß die Deutschen, wie überhaupt alle Minderheiten in fremdem Staatsverbande, nicht grundsätzlich gegen die jeweilige Regierung ihres Staates Stellung nehmen könnten, sondern sich in gesetzlichem Kampfe mit der regierenden Partei des Mehrheitsvolkes auseinandersetzen müßten

. Er wollte in der neuen Regierung einen Faktor der Erleichterung erblicken, weil die illegale Macht, die seit mehr als einem Jahr auf allen Gebieten des italienischen Staatswesens bestimmend geworden war, nunmehr die gesetzliche Verantwortung übernommen habe. Graf Toggenburg war zwar weniger optimistisch, meinte aber auch, daß Italien froh sein könne, endlich eine Regierung zu haben, und daß von dem Herrschaftswechsel eine Besserung der wirtschaft lichen Verhältnisse unter Betonung der Außenpolitik erhofft wer

den dürfe. Es hatte einen programmatischen Sinn, wenn er schließ lich eine deutsch-italienische Annäherung in Südtirol als möglich bezeichnete. Nicht nur taktische Erwägungen waren der Grund für so freundliche Äußerungen. Wie in Italien, so war man auch in Südtirol geneigt nach den Jahren eines ungeregelten öffentlichen Lebens im Faschismus das System der nationalen Kraft und Ord nung zu sehen, und bis auf den Tiroler', der sich weiter ablehnend verhielt, nahm die Südtiroler Presse in dieser Richtung

vom verantwortungslosen und oppositionellen Parteiführer zum realpolitischen Staatsmann. Noch im Oktober, als die österreichische Presse und Öffentlichkeit den faschistischen Zug nach Bozen mit scharfer Kritik überschüttete, hatte er an die damalige Regierung Facta-Schanzer die Anfrage ge richtet, ob sie es nicht für nötig halte, die Gewährung der zweiten 17*

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 444 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
. 1 Die Frage führte im Dreibundlager zu heftigen Auseinandersetzungen, denn weder die deutsche noch die italienische Regierung glaubte, daß sich diese Verbindung verhindern lasse, 2 und in Rom wurde sogar die Rücksicht auf die dynastischen Beziehungen zurückgestellt. 3 Auch ein vermittelnder Vorschlag des Grafen Tisza, auf Grund eines geschlossenen Auftretens des Dreibundes und unter Hinzuziehung Rumäniens durchzusetzen, daß das innere Gebiet Mon tenegros Serbien überlassen, das Küstengebiet jedoch

mit Albanien vereinigt werde, um Serbien nicht an die Adria gelangen zu lassen, wurde von der italienischen Regierung zurückgewiesen, da sie die direkte Nachbarschaft Albaniens mit Österreich-Ungarn als uner träglich ansah und erst recht eine etwaige Inbesitznahme des Lowcen, des beherrschenden Grenzberges über der Bucht von Cattaro, seitens der Donaumonarchie. 4 In den nächsten Wochen und Monaten ver knüpfte sich die montenegrinische Frage immer enger mit der al banischen, und die Auseinandersetzungen

zwischen den beiden Neben buhlern an der Adria nahmen Formen an, die von einem Bundesver hältnis nichts mehr erkennen ließen. Wenn der italienische Außen minister Marquis di San Guiliano sich schließlich, Anfang Juli, zu Kriegsdrohungen verstieg, die die Perspektive eines Zusammen gehens Italiens mit Serbien und Rußland aufzeigten,® so war das ein Beweis dafür, in welche schiefe Lage Österreich-Ungarn mit der starren Abwehr des südslawischen Nationalismus geraten war. Immerhin trug die scharf ablehnende

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 331 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
ERÖRTERUNGEN DES SÜDTIROLER MINDERHEITENPROBLEM S 319 Monal auf der Konferenz der Interparlamentarischen Union in Bern stattfand. Hier wies der Führer der italienischen Delegation Stefano die Beschwerden der deutschen Vertreter mit der Erklärung zurück, seine Regierung und sein Land kennten nur gleiches Recht für alle. Das waren Vorgefechte, bei denen es natürlich nicht sein Be wenden hatte. Auf deutscher Seite war man sich wohl darüber klar, daß — wenn überhaupt — nur in langwieriger

und mühsamer Ar beit gegen die gepanzerte italienische Front anzukommen war, aber ihr Entschluß stand fest, den Sturm mit moralischen Waffen immer wieder zu erneuern, und ihre Rechnung war, daß allmählich das Weltgewissen wach werden und gegen den Kulturskandal, der sich in Südtirol abspielte, Einspruch erheben würde. Schon mehrten sich zumal in den angelsächsischen Ländern die Stimmen auffällig, die die Südtiroler Verhältnisse als ungeheuerlich brandmarkten, und Männer wie Robert Dell und C. H. Herford

gingen fast noch über die Kritik hinaus, die von deutscher Seite gegen das terroristische System gerichtet wurde. Würde Italien auf die Dauer dieser sich bildenden moralischen Front widerstehen können? In Südtirol selbst nahmen schließlich auch die Deutschen in di rektem Appell an die Regierung das Wort. Am 11. November kamen mehr als 200 Vertrauensmänner aus allen Gegenden Deutsch-Süd tirols in Bozen zusammen und legten Verwahrung ein „gegen die Verletzung der elementaren Grundrechte

der Minderheiten, welche in der Unterdrückung unseres Schulwesens liegt', und in einer Re solution erklärte die Versammlung, „daß unter voller Anerkennung der Nützlichkeit und Notwendigkeit, auch die italienische Sprache zu erlernen, die Muttersprache die Grundlage des Unterrichts bildet und die deutsche Schule wieder hergestellt werden muß'. In ein zelnen Orten wiederholte sich dieser Vorgang während der nächsten Wochen • die Antwort waren immer nur Vertröstungen auf die höhe ren Stellen und das Parlament

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 143 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
ITALIENISCHE VERSPRECHUNGEN IM PARLAMENT 131 der Anfangszeit, Meinungsunterschiede und Eifersüchteleien hier und da empor, aber die Entwicklung selbst wirkte dazu mit, daß alle Parteigegensätze wie etwas Kleines und Unbedeutendes vor dem beherrschenden Ziel dahinschwanden: das bedrohte Volkstum zu sichern. Was der Verband dabei zunächst trieb, hat Graf Toggen burg später als „Qffensiv-Politik' bezeichnet; anders ausgedrückt: man forderte in aktiver Politik die beschleunigte Einlösung

der ge gebenen Versprechungen. In der gleichen Zeit traten auch von Italien her die Dinge in ein weiteres Stadium. Nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags war die Regierung in die Notwendigkeit versetzt, die Zustimmung des Parlaments einzuholen, und es konnte nicht ausbleiben, daß sie sich im Zusammenhang damit über die Wege äußerte, die sie zur endgültigen Ordnung der Verhältnisse in den neuen Gebieten be schreiten wollte. Am 27. September gab Tittoni, der als Außen minister die Friedensbedingungen

vor der Kammer zu vertreten hatte, eine vielsagende Erklärung ab. Es werde viel von der Behand lung abhängen, ob bezüglich der 180000 in das italienische Gebiet einzuschließenden Deutschen eine neue irredentistische Bewegung entstehen werde. Italien habe nicht, wie Polen, die Tschechoslowa kei, Rumänien und Serbien, gesetzliche Verpflichtungen bezüglich der nationalen Minderheiten, „aber nach meinem Empfinden be steht wegen der liberalen Traditionen, die sein Ruhm und Vorzug sind, eine große moralische

und willkürlicher Herrschaft, der die Istrianer und Trentiner unter der österreichischen Regierung so viele Jahre unterworfen waren.' In der gleichen Richtung bewegten sich die Äußerungen der par lamentarischen Berichterstatter. Der hochangesehene demokratische Finanzpolitiker und Minister in zahlreichen Kabinetten Luigi Luzzatti erklärte als Vorsitzender der 24er-Kömmission in der Kammer:

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 251 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
VERSCHLECHTERUNG DER LAGE FÜR DIE DEUTSCHEN 239 Mai und Juni in Innsbruck stattfanden, und der Appell, den der Andreas IIofer-Bund bezüglich der Südtiroler Verhältnisse an Lloyd George richtete, wirkten zusammen mit der Erregung, die diese Vorgänge in Italien hervorriefen, dahin, daß die Regierung, soweit sie überhaupt noch innerlich der deutschen Selbstverwaltung ge neigt war, nun erst recht nicht den Mut fand, die Deutschen zu be friedigen. Indessen entschloß sich die Regierung

denn 1 il— gung bestehe, als der italienische Staat seine Zinszahlung noch nicht aufgenommen habe. Sie wandten sich schließlich durch die Ver mittlung der Behörden wie der deutschen Abgeordneten an die Re gierung mit der Bitte, entweder einen Vorschuß auf die Kriegs anleiheeinlösung zu bewilligen, oder durch andere geeignete Maß nahmen dem unhaltbaren Zustand ein Ende zu machen. Tatsäch lich gab man in Rom diesen Vorstellungen nach, und im Juni 1922 wurde ein Moratorium erlassen, demzufolge die gerichtliche

erlitten, und so erwies sich die endlich durchgesetzte Maßnahme zum Schutze der Schuldner als ein zweischneidiges Schwert, weil die er gänzende staatliche Stützungsaktion unterblieb. Die Lage gestaltete sich für die Deutschen ungünstiger und un günstiger. Am 1. Juli wurden das italienische Strafrecht und der

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 94 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
um so notwendiger, als die Trentiner Bevölkerung nun nach erfochtenem Siege die Ein beziehung des deutschen Etschgebietes keineswegs mit Freude be grüßte, Der skeptischen Haltung Concis ist bereits Erwähnung ge tan, und es hieß in jenen Wochen, daß dieser angesehene italientreue Trentiner in Gemeinschaft mit dem im italienischen Interesse be währten Bischof Endrici die Mahnung an die italienische Regierung gerichtet habe, jeden Gedanken an eine Einverleibung Deutsch-Süd- tirols in den italienischen Staat

82 IV, DIE SÜDT1R0LBR FRAGE AUF DER FRIEDENSKONFERENZ missariat und der nationalistischen Presse, den schlechthin verfäl schenden Gesichtspunkt in die Öffentlichkeit, daß das ursprünglich italienische Land erst in jüngster Zeit, wesentlich innerhalb der letzten fünfzig Jahre, durch Österreich germanisiert worden sei, daß Bozen, Meran und Sterzing fast ganz italienisch gewesen und erst durch deutsche Gasthofbesitzer undHandelsleute entnationalisiert worden seien. Ein solches Eingreifen schien

, als mit den nationalen Interessen des Königreiches nicht vereinbar, aufzugeben. In der Tat bestand hinsichtlich des weitgreifenden irredentistischen Programms zu nächst durchaus nicht die Einheitlichkeit, die Tolomei und sein Kreis wünschen mußte. Das kam insbesondere Ende Dezember anläßlich des Austritts des reformsozialistischen Ministers Leonida Bissolati aus der Regierung zum Ausdruck. Dieser überzeugte Demokrat, der trotz seiner pazi fistischen Grundgesinnung in den Kriegs jähren zur Stärkung der nationalen

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Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 413 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
402 V. Die Balkänstaatm. /. Die Balkankriege 1912-1 $1} ihrerseits auf Regierung und Parteien terroristisch einwirkte, um das Land an der Seite des verbündeten Griechenland in den Krieg gegen den treulosen Verbündeten zu zwingen, behielt er die Führung der Dinge in der Hand. Entgegen der Stimmung des ganzen Volkes und des Heeres setzte er durch, daß die Entscheidung der Peters burger Regierung hingenommen wurde. 1 So blieb es bei einem An trag Serbiens in Sofia auf eine Revision

der Vertragsbestimmungen des Vorjahres. Aber wie zu erwarten war, lehnte Bulgarien ab. In Sofia steigerte sich Ende Mai noch die Herrschaft des intransigenten Chauvinismus, indem der bisherige Kammerpräsident Danew, die Seele der unversöhnlichen Richtung und schon längst der eigentliche Leiter der bulgarischen Außenpolitik, die Regierung übernahm. Damit war die Stunde fur den russischen Schiedsrichter gekommen. Da er neute Mahnungen nichts fruchteten, lud der Zar am 17. Juni die Ministerpräsidenten in gleichlautenden

Überfall, der mehr auf das Konto der Heeresleitung als der schwankenden Regierung ging, am 28. Juni den zweiten Balkan krieg zum Ausbruch. 2 Bulgarien nahm allein den Kampf auf. Während die serbischen und griechischen Armeen den erschöpften bulgarischen Truppen ent gegentraten und bald auch eine türkische Armee gegen Adrianopel marschierte, griff keine Großmacht zu seiner Hilfe ein. Es hatte sich mit seiner Maßlosigkeit und Selbstüberschätzung völlig isoliert. Dabei hätte die Regierung

, wenn nicht im Sinne militärischen Beistandes, so jedenfalls in Form starken politischen Drucks Österreich-Ungarn 1 Marko, Hartwig a.a.O. 757fr. 2 Die Vorgänge der letzten Junitage in Sofia bedürfen noch einer genauen Unter suchung. Der Vorstoß der Opposition, der Beschluß der Regierung zugunsten einer Reise Danews nach Petersburg, zu der es dann nicht mehr kam, und die Entscheidung für den militärischen Angriff : das alles ist nach der tatsächlichen Seite wie hinsichtlich der kau salen Zusammenhinge

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Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 189 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
respektieren werde, wie es seine Feinde tun würden.® Nach Kriegsbeginn ging die deutsche Regierung noch weiter. In einer feierlichen Versicherung gegenüber der hollän dischen Regierung verpfändete sie ihr Wort, daß das Reich die Neutra lität der Niederlande genauestens achten werde. 4 Das war das sehnlichst erwartete Stichwort für die endgültige Entscheidung im Haag. Hatte die Regierung bis dahin immer wieder versucht, mit Belgien eine Gemeinsamkeit zustande zu bringen, so tat sie nunmehr das Gegenteil

. Sie war entschlossen, aus der deutschen Erklärung alle Folgerangen im Sinne einer unbedingt neutralen Haltung zu ziehen, und als die belgische Regierung nach Ablehnung des deutschen Ulti matums ihrerseits mit den militärischen Stellen in Maastricht wegen gemeinsamer Maßregeln Fühlung nahm, begegnete sie im Haag derselben Zurückhaltung, die sie selbst bisher beobachtet hatte.® Die Interessen der beiden benachbarten Staaten hatten sich völlig ge trennt. Am 6. August erklärte die holländische Regierung formell

die Neutralität mit dem Zusatz, daß sie unerschütterlich sei. Die Kammer nahm die Verkündigung einstimmig mit einem Vertrauensvotum für die Regierung an. 1 Oers, an Viviani. Haag, 31. Juli 1914. Ebenda Nr. 422. 2 Foerster a.a.O. 53, 3 Entwurf Jagou--Bethmann über die dem englischen Botschafter Jeu gebende Er klärung vom 29. Juli >914. D. D. zum Kriegsausbruch Nr. 373. 4 Jagow an Lichnowsky. Berlin, 4. August 1914. Ebenda Nr. 810. Das direkte Zeugnis ist in die Aktenveröffentlichung nicht aufgenommen worden

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