¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
einen italienischen Namen getragen hatte. Die Endi gung des Namens mit a oder o genügte, um die Familie als italie nisch abzustempeln, und so wurden zahlreiche Familien, in denen kein Wort italienisch gesprochen wurde, gezwungen, ihre Kinder in italienische Schulen zu schicken. Insbesondere das sogenannte Unterland war von der Maßnahme betroffen. Mit einem Schlage wurden die deutschen Schulen in Leifers, Platten, Rranzoll, St. Jakob und Laag in italienische ver wandelt, und obschon für die Durchführung
sich die Lehrerschaft als völlig unzulänglich erwies, wurde an der Verordnung festge halten. Vergebens erhoben die Gemeindevorsteher Einspruch, ver gebens forderten sie eine Nachprüfung durch eine gemischte Kom mission, vergebens protestierte die Elternschaft, vergebens bemüh ten sich die Abgeordneten. In Rom gab die Regierung zwar freund liche Worte, aber an der Maßnahme wurde nichts geändert. Selbst Gewalt wurde angewendet, um deutschsprachige Kinder zum Be such der italienischen Schulen zu nötigen
, und bis nach Meran wirkte sich die Italianisierungsverordnung aus. Mehr als tot Kin der traten sogleich von deutschen in italienische Schulen über. Das Dekret legte außerdem den Gemeinden die Sorge für zureichende Volksschulgebäude auf, während der Staat die für die Räume der Mittelschulen übernahm. Allerdings suchten zumal die großen städ tischen Gemeinden der Anordnung einen zähen passiven Widerstand entgegenzusetzen, und es wurde zu einem Hauptklagepunkt der Ita- liani&simi, daß die Stadt Bozen sich weigerte
, den 4oo bis 5oo italienischen Volksschülern hinreichende Räumlichkeiten zur Ver fügung zu stellen. Noch durchgreifender war das Dekret in den ladinischen Gebie ten, die als italienisch in Anspruch genommen wurden. Mit dem 3. November wurde dort die italienische Sprache als die alleinige