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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1941
Deutschland und die europäische Ordnung.- (Weltpolitische Bücherei)
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Seite 192 von 219
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: Berlin
Verlag: Deutscher Verl.
Umfang: 217 S. : Kt.. - 2. durchges. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Deutschland ; s.Politisches System ; g.Europa ; z.Geschichte
Signatur: II A-19.111
Intern-ID: 75703
hatte sich damit abgefunden. Jahrzehntelang waren die Mündungen der großen deutschen Ströme der Beherrschung durch das Reich entzogen und unter standen fremdem Einfluß, Dieser Konjunktur verdankte es das vom Reich gelöste kleine Holland, daß es über mehrere Generationen hin die Rolle des Frachtführers Europas spielen konnte, bis ihm England diese wirt schaftliche Machtstellung entriß. Nun wurde London zum größten Stapel plate der überseeischen Waren auch für das kontinentale Europa, und erst das Zweite Reich konnte

seiner großen Handelsflotte auf das britische Wohlwollen angewiesen glaubte. Aber die Wandlung der Machtverhältnisse in der Nordsee und die günstigen Aussichten» die die Anlehnung an das Groß- deutsche Reich für das norwegische Wirtschaftsleben eröffnet, bereiten einen Umschwung der Verhältnisse vor, der geschichtlich kaum wieder rückgängig zu machen ist. Überhaupt dürfte die stärkere Berührung der gesamten nordischen Kleinstaaten mit der Welt der geschichtlichen Aktivität die Folge

haben, daß sich auch bei ihnen neue schöpferische Kräfte auslösen, die in der Atmosphäre satter Behaglichkeit und lähmender Neutralität nicht aufkommen konnten und die in einer engeren Verbindung mit dem germanisch bestimmten großdeutschen Raum die Gewähr für einen neuen, Aufstieg ihrer Länder 'erblicken werden. An der Nordsee, an den Toren zum Weltmeer, waren dem deutschen Gel- tungswillen von den Siegermäcbteo des Dreißigjährigen Krieges besonders hohe Schranken gesetzt worden, und die deutsche Kleinstaaterei

dem weiteren britischen Vordringen Einhalt tun. Noch aber blieben die Tore rheinabwärts versperrt. Die Lebensbedürfnisse der Menschen im mitteleuropäischen Raum fordern jedoch eine Ordnung, die den natürlichen Voraussetzungen entspricht. Eine ganz anders geartete Bedeutung für den deutschen Volksraum hat die Landbrücke, die ihn donauabwärts mit dem weiten Gebiet des europä ischen Südostens verbindet. Seit den Tagen, da die Nibelungen in das Land

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1941
Deutschland und die europäische Ordnung.- (Weltpolitische Bücherei)
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Seite 111 von 219
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: Berlin
Verlag: Deutscher Verl.
Umfang: 217 S. : Kt.. - 2. durchges. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Deutschland ; s.Politisches System ; g.Europa ; z.Geschichte
Signatur: II A-19.111
Intern-ID: 75703
seines österreichischen Kaiser- staats und als Haupt des wiedererstandenen Deutschen Bundes gleichsam der letzte Repräsentant des mittelalterlichen Kaisertums, Auf dem Schlacht feld von Königgrätz zerrissen endgültig die Bande, die das deutsche Volk jahrhundertelang zusammengehalten hatten. Das kleindeutsche Reich, das im gemeinschaftlichen Kampf von Nord und Süd gegen den französischen Erbfeind erstand, bildete zwar fortan das Schwergewicht der deutschen Entwicklung, aber der österreichische Kaiserstaat ging

mit den abgetrennten deutschen Außengliedern seine eigenen Wege, im Gefolge der Niederlage von 1866 sogar in der Form eines dualistischen Österreich-Ungarn, dem die deutsche Führung mehr und mehr verlorenging. Demgemäß kam der Sinn für die Raumeinheit Mitteleuropas eine Zeitlang völlig abhanden. Auch dem inneren Wesen nach trug das neue Reich den Stempel seiner Entstehungszeit auf der Stirn. Wohl verrichtete Bismarck persönlich sein Werk ohne Anlehnung an die Ideale der Französischen Revolution und in

Bedeutung für die künftige Gestaltung des kleindeutschen und schließlich großdeutschen Reiches nicht bestritten werden kann, scheiterten an den innerdeutschen Gegenkräften selbst, die im damaligen Entwicklungsstadium unüberwindlich waren. Aber die Widerstände des übelwollenden Auslands, das die nationale Einigung des gesamten deutschen Volkes in der Mitte Europas als unerträglich ansah, spielten keine geringere Rolle und hätten in jedem Falle gegen das Zu standekommen des großdeutschen Reiches

den Ausschlag gegeben. Was unter Bismarcks genialer Führung ins Leben trat, war weder ein Großdeutschland noch ein mitteleuropäisches Staatsgebilde, sondern das kleindeutsche Reich. Der große Staatsmann der Wirklichkeit schuf es als Meister des politischen Spiels von Preußen aus. Er tat es mit der ganzen geistigen und sittlichen Kraft seiner Persönlichkeit, und sein Ziel war allein der nationale deutsche Einheitsstaat unter preußischer Führung. Ihm gegen über war Kaiser Franz Joseph an der Spitze

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1941
Deutschland und die europäische Ordnung.- (Weltpolitische Bücherei)
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Seite 150 von 219
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: Berlin
Verlag: Deutscher Verl.
Umfang: 217 S. : Kt.. - 2. durchges. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Deutschland ; s.Politisches System ; g.Europa ; z.Geschichte
Signatur: II A-19.111
Intern-ID: 75703
Demokratie, die im Reich wie im Rumpf-Österreich die Führung an sich gerissen hatte, verbanden sich mit dem reinen nationalen Ziel von vornherein bestimmte politische Ten denzen, die der kleinen deutschen Wirklichkeit jener Tage entstammten und den hohen Gedanken vielfach diskreditierten. Denn es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die von der Weimarer Regierung ver körperte Anschlußbewegung ideen- und wesensmäßig antipreußisch ge richtet war und deshalb im Sinne westeuropäischen Ideengutes Wege

Die Herrschaß der Demokratie Zusammengehörigkeitsgefühl zu neuem Leben erstehen. Der großdeutsche Gedanke nahm wieder Gestalt an und suchte in seinem weiten Siedlungs raum Verwirklichung. Aber wie er das tat, war nicht weniger bezeichnend. Gewiß erfüllte damals die reine Idee des Volksdeutschen Zusammenschlusses in Mittel europa manchen Deutschen mit der Hoffnung, daß Deutschland von da her wieder gesunden und zu neuer Herrlichkeit erstehen werde. Aber in der politischen Praxis der deutschen

Be strebungen erhielt sie noch ihre besondere Note. Es warf ein helles Licht auf die bestehenden Verhältnisse, daß in derselben Zeit aus dem Schöße des gleichen deutschen Volkes auch Separatismus und Partikularismus emportauchten und ein letztes Mal ihre verhängnisvolle Rolle spielten. Den Ausschlag aber gab, daß die Anschlußbewegung sowohl nach der nationalen wie nach der politischen Seite dem entschiedenen Widerspruch der Siegermächte begegnete. Von der Erklärung des österreichischen Rest staates

vom 12. November 1918, die Deutsch-Österreich zu einem „Be standteil der deutschen Republik' machte, bis zu dem gemeinsamen Be schluß der deutschen und österreichischen Regierung vom März 1931 zur Herstellung einer Zollgemeinschaft zwischen den beiden deutschen Ländern wurden alle Versuche eines deutschen Zusammenschlusses von den fran zösischen und englischen Machthabern zurückgewiesen. Und nicht genug

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 317 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
schen Hause eingeschlossenen Deutschen behandelt werden? Ein Ir- redentismus und eine Verbindung der deutschen Bevölkerung mit dem deutschen Reich sei nicht zu dulden. „Wenn aber diese Deut schen sich damit begnügen, ihre eigene Sprache, ihre Kultur, ihren deutschen Charakter, die eigenen Überlieferungen zu verteidigen, so kann und muß das ihnen zugebilligt werden, denn es ist in keiner Weise schlecht.' Mißtrauen in einen zukünftigen Irredentismus sei unangebracht und Unterdrückung

Feststellung, wenn der mutige Mann dahin der Wahrheit die Ehre gab, daß Südtirol seit i3oo Jahren von Deut schen beherrscht und bevölkert sei, daß die vorangegangene römi sche Herrschaft wenig tiefe Spuren hinterlassen habe und daß Italien heute mit Deutschen in seinem Hause rechnen müsse. Die Brenner grenze erklärte auch Guerrini aus strategischen Gründen für erforder lich, aber dadurch würden völkisch-politische Fragen in keiner Weise berührt und noch weniger beseitigt. Wie sollten nun die im italieni

im österreichischen Sinne sei dem italienischen Ansehen schädlich. Er sage vielmehr : „Solange die Deutschen im Etschlande geistig und kulturell Deutsche bleiben, braucht Italien kriegerischen Angriff vom Brenner wenig zu fürch ten. An dem Tage jedoch, da diese Deutschen Italiener an Gesin nung, Herz und Willen werden, wird der Brenner uns gefährlicher, weil ein eventueller deutscher Einbruch durch jenes alte Einfalltor ein gewaltiges Hindernis weniger vorfände.' Im weiteren kam der General auf den Zusammenhang

von Volkstum und Politik zu spre chen, und er bestritt, daß insbesondere zwischen Sprache und Politik ein notwendiger Zusammenhang bestehe, wobei er auf das Beispiel Preußen contra Österreich und das Gegenbeispiel der Zuneigung der französischen Bewohner des Aostatales zu Italien hinwies. Daraus seien klare Schlußfolgerungen zu ziehen; „Nach meiner Auffassung wird die gegenüber den deutschen Etschländern einzuschlagende Po- Ii er re, Südtirol 20

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1941
Deutschland und die europäische Ordnung.- (Weltpolitische Bücherei)
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Seite 209 von 219
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: Berlin
Verlag: Deutscher Verl.
Umfang: 217 S. : Kt.. - 2. durchges. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Deutschland ; s.Politisches System ; g.Europa ; z.Geschichte
Signatur: II A-19.111
Intern-ID: 75703
Schrifttum IL Das abendländische Hegemonialsystem des hohen Mittelalters Fedof Schneider, Mittelalter bis zur Mitte des 13, Jahrhunderts. Wien 1929. (Hand buch föf den deutseben Geschiehtslehrer 3.) Karl Hampe» Das Hochmittelalter, Geschichte des Abendlandes von 900 bis 1250. Berlin 1932. Alexander Cartellieri, Die WcltstcUung des Deutschen Reiches 911 bis 1017, München 1932. Friedrich Schneider, Neuere Anschauungen der deutschen Historiker zur Beurteilung der deutschen Kai serpolitik

des Mittelalters. Weimar 1934. Vierte Auf lage 1940. Fedor Schneider, Rom und Romgedanke im Mittelalter. Die geistigen Grundlagen der Renaissance. München 1926. P. E. Schramm, Kaiser, Rom und Renovatio. Studien und Texte zur Geschichte des römischen Erneuerungsgedankens vom Ende des karolingischen Reiches bis zum Investiturstreit. Leipzig 1929. Bernhard Schmeidler, Deutschland und Europa im Mittelalter. (Preußische Jahrbücher 217,1929', auch selbständig Erlangen 1929,) Hermann Heimpel, Reich und Staat

im deutschen Mittelalter. (Archiv für öffentliches Recht, N. F, 27.) Hermann Heimpel, Deutschlands Mittelalter —■ Deutschlands Schicksal. Zwei Reden. Freiburg 1933. Walther Kienast, Die deutschen Fürsten im Dienste der Westmächte bis zum Tode Philipps des Schönen von Frankreich. Band 1 und 2,1. Utrecht und München 1924 und 1931. Rudolf Kötzschke und Wolfgang Ebett, Geschichte der ostdeutschen Kolonisation. Leipzig 1932. III. Die Völker- und Staatenwelt des späteren Mittelalters Bernhard Schmeidler

, Das spätere Mittelalter von der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts bis zur Reformation. Wien 1937. (Handbuch für den deutschen Geschiehtslehrer 4,1.) W. T. Waugh, A History of Europe from 1378 to 1494. London 1932. Walther Kienast, Die Anfänge dea europäischen Staatensystems im späteren Mittelalter. (Historische Zeitschrift 153, 1936.) G. Zeller, Les Relations internationales au temps de la Renaissance. (Revue bimensale des cours et conférences, Année 37, 1936 Sér. i—2.) Fritz Kern, Die Anfange

Auflage 1939. Kleo Pleyer, Die Reichweite der deutschen Reformation. (Historische Zeitschrift 153, 1936.) Walter Platzhoff, Geschichte des europäischen Staatensystems 1559 bis 1660. München 1928. (Handbuch der mittelalterlichen und neueren Geschichte, Abteilung 2.)

5
Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 278 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
Der Kriegsausbruch 267 unwürdig zurück. In leidenschaftlicher Hingabe und geradezu in eine Märtyrerrolle sich hineinbeißend, hielt Belgien an der Seite Englands und Frankreichs aus. Es sollte schließlich den Triumph erleben, daß der verhaßte Feind geschlagen das Land räumen mußte. 4. DAS NEUTRALISIERTE LUXEMBURG 1 Das Großherzogtum Luxemburg ist das Erzeugnis einer wechsel vollen Geschichte. Als Grafschaft und seit dem 14. Jahrhundert als Herzogtum hatte es dem alten Deutschen Reich

und nach dem Zwi schenspiel der französischen Revolution und Napoleons I. als Groß herzogtum auch dem Deutschen Bunde angehört, und zwar in Per sonalunion mit den Niederlanden. Bei der Neuordnung der nieder ländisch-belgischen Verhältnisse (1831) verlor es auf Grand einer internationalen Entscheidung die westliche Hälfte seines Gebiets an den neuen belgischen Staat, und daß der Deutsche Bund sich schwäch lich mit dieser Ablösung deutschen Bundesgebiets abfand, leitete die politische Entfremdung

ein, die seitdem in wachsendem Maße zwi schen dem luxemburgischen Stamm und dem deutschen Volkskörper Platz griff. 2 Für den territorialen Verlust sollte es durch den inter nationalen Vertrag vom 19. April 1839 entschädigt sein, der ihm seine Unabhängigkeit garantierte. Nicht so sehr aus Gründen nationaler Verbundenheit als aus wirt schaftlichen Motiven schloß sich Luxemburg dann durch den Ver trag vom 8. Februar 1842 dem Deutschen Zollverein an und verblieb darin unter mehrmaliger Erneuerung

du Grand -Duché de Luxembourg depuis sa separation de la Belgique en 1839 jusqu'à la guerre mondiale. Bruxelles et Paris 1919. - A. Calmes, Der Zollanschluß des Großherzogtums Luxem burg an Deutschland (1842-1918). 2 Bde. Frankfurt a. M. 1919. - Die auf den deutschen Einmarsch und die deutsche Besetzung bezüglichen Akten sind in einer luxemburgischen Staatsschrift zusammengestellt: Neutralité du Grand-Duché pendant la guerre de 1914- 1918. Attitude des pouvoirs publics. Luxembourg 1919. 2 W, von Fran

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 280 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
auch in Wirksamkeit, als dieses 1871 zum Deutschen Reich wurde. Das war nicht ohne Folgen hinsichtlich der internationalen Stellung des Landes, denn der neue deutsche Bundesstaat umfaßte keine souveränen Länder mehr und so wurde das Verhältnis allmählich, für manche Volksteile wider ihren Willen, zu einer Anlehnung des kleinen neutralisierten Staates an die deutsche Großmacht. Und die wirtschaftliche Verknüpfung drängte weiter in dieser Richtung. Auf Grund des Abkommens vom 11. Juni 187z ging, in Auswirkung

Das lg. Jahrhundert %t»y sie dieser Maßnahme entgegen, obschon das Bauerntum, der Träger des luxemburgischen Volkstums, mit der französischen Sprache gar nichts zu tun hatte und ihr auch heute fern steht. Aber seit der poli tischen Trennung vom deutschen Volkskörper öffneten die städtischen Elemente, allem nationalen Leben abgewandt, allerdings nicht ohne Gegenbewegungen, der französischen Sprache und Kultur immer weiter ihre Arme. Man begrüßte geradezu die Zwitter Stellung zwi schen

Deutschland und Frankreich als eine Gunst des Schicksals und sonnte sich in dem Gefühl, zwischen den beiden großen Nationen etwas Eignes zu sein. Die Schlußworte der Nationalhymne spiegeln das Wesen dieses behäbigen deutschen Grenzstammes wider: Mir wolle bleiwe, wat mir sin. 1 Aus wirtschaftlichen Gründen verblieb Luxemburg jedoch im Deutschen Zollverein und die Garantiemächte hatten nichts dagegen einzuwenden. Der Vertrag vom 8. Juli 1867 legte das neue Verhältnis zum deutschen Zollgebiet fest und blieb

des Frankfurter Friedens, die wichtigste Bahn des Großherzogtums, die Wilhelm-Luxemburg-Eisenbahngesell schaft, in deutschen Besitz über. Der damalige Staatsminister Servais erkannte vor der Kammer selbst an, daß dieses Abkommen eigentlich mit der Unabhängigkeit und Neutralität des Landes nicht in Einklang stehe, bezeichnete es aber als Im Interesse Luxemburgs notwendig, 2 und wieder gaben die Garantiemächte, die ausdrücklich befragt wurden, ihre Zustimmung. 3 Wenn England dabei den Zusatz machte

7
Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 374 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
362 XIV. VERWELSCHUNGSF AN ATISMUS U. ITAL .-'DT. ZUSAMMENSTOSS setzte sich in einer Zuschrift an den „Popolo d'Italia' für die Zwei sprachigkeit der deutschen Zeitungen Südtirols ein und richtete ge gen diese wegen der Vergiftung der öffentlichen Meinung heftige Angriffe. In der italienischen Presse regte sich kein Widerspruch mehr. Völlig unfrei, wie sie unter den scharfen Zcnsurdekreten Mus solinis geworden war, ließ sie die Dinge hingehen oder stimmte ihnen lebhaft

zu, so daß das italienische Volk über die wahren Vor gänge an der Nordgrenze in voller Unkenntnis blieb. In welchem Maße auch ruhige Blätter sich der intransigenten Richtung des Fa schismus einordneten, zeigte das Beispiel der „Stampa', die in einem ungewöhnlich gehässigen Briefe ihres Berliner Berichterstatters Mo nelli aus Meran gegen die deutschen Südtiroler wetterte, die noch immer mit Sammethandschuhen angefaßt würden, und zumal die „Preußen' mit böser Kritik bedachte, während sie die eleganten Österreicher

freundlich und die ,,sportstinkenden Bayern ironisch behandelte. So war der Weg für ein verschärftes Entdeutschungs- system frei, und hageldicht sausten nun die Schläge auf die betäubte Bevölkerung nieder. Von Verständigung und Entgegenkommen war keine Rede mehr; es galt nur noch krasse Unterdrückung und Ver gewaltigung. Die große Verwelschungsaktion begann mit der Ausmerzung der deutschen Sprache aus dem Gerichtswesen. Ein königliches Dekret vom i5. Oktober verfügte die einheitliche italienische

Gerichts sprache in allen Zivil- und Strafsachen, so daß den Deutschen fort an jede Möglichkeit genommen war, in der Muttersprache Eingaben zu machen und vor dem Gerichte zu sprechen. Den deutschen Rich tern wurde streng untersagt, deutschen Parteien in der Mutter sprache Auskunft zu erteilen, und sie wurden angewiesen, sich ge gebenenfalls eines Dolmetschers zu bedienen, weil nur diese Form deutschen Sprachverkehrs im Gerichte noch zugelassen war. Dazu wurde von den Geschworenen die Kenntnis

der italienischen Sprache gefordert, so daß — zumal in dem rein deutschen Sprachgebiet — die Deutschen von dem Amt des Geschworenen ausgeschlossen wurden. Ja, Anfang Dezember erhielten sämtliche deutsche Richter des Bozener Landgerichts die Aufforderung, einen Ort in Alt-Italien als weiteren Amtssitz zu wählen, auf den sie versetzt werden sollten. Das bedeutete die Italianisierung des Richterpersonals in Südtirol

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1941
Deutschland und die europäische Ordnung.- (Weltpolitische Bücherei)
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Seite 58 von 219
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: Berlin
Verlag: Deutscher Verl.
Umfang: 217 S. : Kt.. - 2. durchges. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Deutschland ; s.Politisches System ; g.Europa ; z.Geschichte
Signatur: II A-19.111
Intern-ID: 75703
Die Anfänge eines Staatensystems Ordnungsprimdpien durchaus widersprach, denn sie erfolgte einseitig auf Kosten der deutschen und der italienischen Stellung in Europa, Das Reich wurde seiner staatlichen Autonomie beraubt. In rechtlicher Hinsicht, indem es der Garantie der Unterzeichiiermäclite ausgeliefert wurde. In tatsächlicher Hinsicht, indem fremde Großnächte durch Erwerbung deutschen Gebiets zu Reichsstinden wurden und als solche auf die Gestaltung der inner staatlichen Verhältnisse

des Reiches Einiuß ausüben konnten. Die Folge war, daß wertvolle Stucke aus dem deutschen Volkskörper gerissen wurden und das gesamte Verfassungsleben außerhalb der Territorien zum Still stand kam. Italien verblieb sogar völlig unter der Herrschaft fremder Mächte. Gewiß war das nach dem unerbittlichen Gesetz der Geschichte die Reaktion der Starken auf die deutsche und die italienische Zerrissenheit und Macht losigkeit, an der bei beiden Völkern der Partikularismus die Hauptschuld trug. Aber die Gefahr

war, daß dieser Zustand, der einer weitgehenden Ausschaltung der beiden Völker von der Leitung der europaischen ^Be schicke gleichkam, als ein wesentlicher und dauernder Bestandteil der Ordnung angesehen wurde, deren Aufrechterhaltung im Interesse Europas geboten sei. Die Wiederherstellung einer deutschen und einer italienischen Einheit, die einmal, parallel der Entwicklung der westdeutschen Nationen, kommen mußte, konnte dadurch in ungerechtfertigter Weise erschwert oder über haupt unmöglich gemacht

werden. Es ist kaum zu behaupten, daß die Konservierung dieses Zustandes den wirklichen Aufgaben eines europäi schen Ordnungssystems entsprach. Die Politik des Kardinals Richelieu, durch die der Staatsgedanke in Frankreich zum Siege geführt und ei gg weitgehende Einheit zwischen Staat und Volk geschaffen wurde, die sich aber auf der Zenisseahett Deutschlands aufbaute und aus der der fran zösische Chauvinismus den geschichtlichen Rechtsanspruch Frankreichs auf die ewige Zerstückelung des deutschen Volkes

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 260 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
war keine Rede mehr. 1 Ignatiew-Iswolski an Sasonow. Paris, 3. August 1914. R. D. I j Nr. 489. 2 Graf Montgelas in seinem Kommentar zu dieser Veröffentlichung. Berliner Monats hefte IX 878. 3 Die Mitteilung des Großfürsten Nikolai Michailowitsch zum deutschen Militär- bevollmächtigten in Petersburg, er höre, daß Belgien einen Bündnisvertrag mit Frank reich abgeschlossen habe (D. D. Nr. 505), brauchte also nicht nur rein humoristisch aufgenommen zu werden, wie Baron van der Eist meinte. (Ebenda Nr. 5Ei

NeutralifatsmdrigkeUen ip ijj 14 gegeben hatte, wandte sich am 3 . August, noch ohne Kenntnis des deutschen Ultimatums, in Gegenwart des russischen Militarattachés an General J offre und bat diesen, in Voraussicht der Verletzung der belgischen Neutralität durch die Deutschen, um Weisungen über die allgemeine Richtung und den Zeitpunkt für einen Schlag, den die belgische Armee gegen die Flanke der durch Belgisch-Luxemburg vorrückenden deutschen Korps führen sollte. 1 Wie selbst von wohl

wollender Seite festgestellt worden ist, 2 beweist diese Anfrage nicht nur, daß der belgische Generalstab ohne Wissen des Brüsseler Außen ministeriums den Militärattache angewiesen hat, sich wegen der Operationen der belgischen Armee gegen die einrückenden deutschen Truppen vom französischen Generalissimus Instruktionen geben zu lassen, sondern daß ihr schon Besprechungen über derartige, nach einem gemeinsamen Operationsplan zu regelnde Maßnahmen voran gegangen waren. 3 Das absolute Schweigen

10
Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 395 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
, so zeigte die Pra xis im krassesten Gegenteil, daß der Faschismus die Deutschen nicht ruhig Deutsche sein ließ, sondern sie mit den gewalttätigsten Mit teln zu entdeutschen suchte. Auch der früher schon genannte deut sche Journalist Wolfgang C. Ludwig Stein, der in Rom seit langen Jahren für ein enges Zusammenarbeiten Deutschlands mit Italien tätig war und dafür die Auszeichnung des italienischen „Commen datore' erhalten hatte, mußte von seiner Informationsreise nach Südtirol das Eingeständnis

heimbringen, daß das dortige Entnatio nalisierungssystem zu weit gehe und daß den Deutschen mindestens kulturelle Zugeständnisse gemacht werden müßten. Ebenso konnte der Schweizer Dr. Hermann Weilenmann, der sich in einem Buche über „die vielsprachige Schweiz' als ein ausgezeichneter Kenner des schwierigen Nationalitätenproblems erwiesen hatte, dem deutschen Standpunkt nur recht geben. „Uns Schweizern', so erklärte er in seiner Artikelreihe der „Neuen Zürcher Zeitung', „scheint es uner klärlich

, mit welchem Ingrimm, welchem Unverstand und welcher Verachtung der persönlichen Freiheit in manchen Staaten eine miß liebige, störende, fremde Sprache auszurotten versucht wird.' Und er schloß mit der warnenden Betrachtung : „Das Deutsche Reich als der mächtigste und größte deutschsprechende Staat beansprucht das Recht, kulturelle Beziehungen mit dem unsichtbaren Verbände der Deutschsprechenden in allen Ländern zu pflegen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß dieser Anspruch die Geschichte der nächsten Zukunft

, besonders auch innerhalb des Völkerbundes, stark beein flussen wird.' 1 Diese Frage war in der Tat aufgerollt, und daran knüpften sich stille Erwartungen, die die laute Sprache des deutschen Blätter waldes eine Zeitlang verstummen ließen. Auch die deutschen Südtiroler erfüllten sich mit solchen Zu kunftshoffnungen. In der Zeit der heftigen Auseinandersetzungen,

11
Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 19 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
genommen, so besaßen auch der Adel und die Städte des Südens in den Landständen das Überge wicht. Die kleinen Kommunen im Etsch- und Eisacktal waren reich und erfreuten sich einer ausgezeichneten Verwaltung. Der Südti roler Adel aber war besonders zahlreich und mächtig und Träger einer hochstehenden deutschen Kultur. Minnesang und ritterliches Leben blühten in den Burgen, die in dichtem Kranze die Lachenden Fluren umgaben. Das politische Leben Tirols hatte hier seinen Mit telpunkt

, und selbst als nach dem Aussterben des alten Grafenge schlechts die Regierung von Meran nach Innsbruck übersiedelte, blieb im Meraner Burggrafenamt das Schwergewicht des Landes. Inzwischen war die Besiedlung des Landes weiter vorgeschritten. In friedlichem Zusammenleben mit der räto-romanischen Bevöl kerung zogen die Deutschen, immer weiter in die Täler und Berge hinaufsteigend, die letzten Reste unbebauten Gebietes in die Kultur arbeit. Hatten die Räto-Romanen meist in Dörfern ihren Platz, so siedelten die Deutschen vorwiegend

in Einzelhöfen, und wie die Dorf- und Flurnamen demgemäß meist der räto-romanischen oder ladinischen Sprache angehören, so weisen die Hofnamen fast immer deutschen Charakter auf. Auch die Übernahme ladinischer Flur namen in die deutsche Sprache läßt darauf schließen, daß die vor dringenden Deutschen in friedlicher Expansion die ladinischen Ele mente in sich aufnahmen. So ergab sich als das Produkt einer mehr hundertjährigen Entwicklung, die in einzelnen Gebieten, wie im Vintschgau, erst im siebzehnten

12
Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1941
Deutschland und die europäische Ordnung.- (Weltpolitische Bücherei)
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Seite 193 von 219
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: Berlin
Verlag: Deutscher Verl.
Umfang: 217 S. : Kt.. - 2. durchges. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Deutschland ; s.Politisches System ; g.Europa ; z.Geschichte
Signatur: II A-19.111
Intern-ID: 75703
und bei den neu verselb ständigten Völkern an der Donau und auf dem Balkan fremden Einflüssen Zugang verschafften, kam es dahin, daß dort sogar die Fackel des Welt kriegs entzündet werden konnte, und das System der demokratischen Siegermächte drückte den Stempel auf «üe weitgehende Ausschaltung des deutschen Einflusses im Südosten. Durch die Rückgliederung der Ost mark ins Reich, an die sich die Auflösung der Tschecho-Slowakei und die Neuordnung der staatlichen Verhältnisse im Gebiet der unteren Donau

und auf dem Balkan wie die Glieder einer Kette angeschlossen haben, ist die Entwicklung in ihre natürlichen Bahnen zurückgelenkt worden. Eine intensive wirtschaftliche Zusammenarbeit und ein gesteigerter Güteraus tausch zwischen dem hochindustrialisierten Reich und den vorwiegend landwirtschaftlichen Gebieten zwischen Donau und Ägäischem Meer werden die jungen Völker des Südostens immer fester in das neue Europa deutschen Gepräges einfügen. Rein geschichtliche Bedeutung hat es nur noch, daß sich der deutsche

Das neue Europa König Etzels fuhren, ist das Schicksal der Donauvölker von Deutschland her, wenn nicht immer politisch, so doch stets kulturell und geistig, bestimmt worden. Auch in den Jahrhunderten habsburgischer Herrschaft hat sich so lange nichts daran geändert, als im österreichischen Kaiserstaat das deutsche Element die unbestrittene Führung hatte. Erst als die inneren Verwicklungen der Völker-Monarchie Bindungen auferlegten, die die Ost mark aus dem deutschen Volkskörper lösten

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 137 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
Nationalitäten; in dem gleichen Sinne nahm der bisherige Bozener Zivilkommissar Peter iongo Stellung, der sich wegen seiner versöhnlichen Haltung bei der deutschen Bevölkerung aufrichtige Sympathien erworben hatte und eben deswegen ins Generalkommissariat gezogen wurde. So fand eine Deputation der Meran er Deutschen in Trient ein williges Ohr, als sie gleich nach Credaros Amtsantritt die Öffnung der Sperre am Brenner, die staatliche Unterstützung der deutschen Mittelschulen und die Wahrung der im Gebrauch

befindlichen Selbstverwaltungs einrichtungen erbat. Ein Alpdruck fiel von der deutschen Bevölke rung, als der hermetische Abschluß ein Ende nahm, als Nordtiroler und andere Zeitungen wieder ins Land kamen und als in Südtirol selbst auch die deutsche Presse sich wieder frei und nahezu unbe schränkt äußern durfte. Den entscheidenden Schritt tat Credaro dann mit dem Entschluß, die italienischen Namen der Eisenbahn stationen zurückzuziehen und die alten deutschen Namen, wenn auch teilweise unter Hinzufügung

der italienischen Umbenennung, wieder einzusetzen. Auch sonst trat die deutsche Sprache in die frühere Geltung zurück. Das Generalkommissariat selbst bediente sich in seinen dienstlichen Schreiben und Weisungen an die Behörden im deutschen Sprachgebiet der deutschen Aufschrift. Die Post nahm wieder ein völlig deutsches Gesicht an und auch an dem deutschen

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 351 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
. In der glei chen Richtung dürfte die Rede, die der Außenminister Dr. Strese- mann am i8. Mài im deutschen Reichstag über die Beziehungen des Reiches zum Auslanddeutschtum hielt, miigewirlct haben. 'Es war für faschistische Ohren doch eine unerfreuliche Spräche, wenn der Leiter der deutschen Außenpolitik die Tatsache begrüßte, daß deut sche Tü chti g keit und deut scher ..Heiß... Schritt für Schritt den ver lorenen Boden wiedergewännen, wenn er hinsichtlich der Millionen abgetremtef Völksgenössen

feststellte, daß sie durch die Bande des, Blutes und der'gemeinsamen Kultur mit dem deutschen Volke un zertrennbar verbunden seien und daß Deutschland ihr Schicksal mit ; Teilnahme verfolge, ja wenn er schließlich der Hoffnung Ausdruck > gab, , ,daß das Beispiel Estlands, in dem zuerst der mutige und kühne Schritt der Gewährung kultureller Autonomien an die Minderheiten ! getan wurde, in den andern national gemischten Ländern Europas Nachahmung finde'. Und diese Äußerungen erhielten dadurch

noch eine Unterstreichung, daß Dr. Stresemann drei Tage später bei der Eröffnung des Hauses des Deutschtums in Stuttgart ähnlichen Ge danken Ausdruck gab und daß wieder einige Tage später der Reichs tagsabgeordnete Lobe als Vorsitzender des österreichisch-deutschen Volksbundes unte'r ausdrücklicher Zurückweisung der „Einmisch ung Mussolinis in die Angelegenheit des deutschen Volkes' für dieses das Selbstbestimmungsrecht in Anspruch nahm. Vollends dié Küfsteiner Tagung der deutschen Schutzverbände, die in der Pfingst

- woche programmgemäß stattfand, schien den italienischen Befürch tungen recht zu geben. Es war vom nationalen Standpunkt begreif lich, politisch aber ein Fehlgriff, daß die Versammlung das Be kenntnis zur Einheit des deutschen Volkstums mit dem lauten Ein treten für die deutschen Südtiroler verknüpfte und auf diese Weise den Anschlußgedanken belastete. Mussolini selbst war zwar bemüht, die italienische Presse zu einer ruhigen Behandlung des Vorganges 22*

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 289 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
FORTGANG DER ENTNATIONALISIERUNG 277 sächlich wurden einige Gasthöfe den deutschen Besitzern fortge nommen, doch gelang es der deutschen Regierung, für die bereits angeordnete Überschreibung des reichsdeutschen Eigentums auf den italienischen Staat einen Aufschub zu erwirken. Demgemäß wurde eine Kundgebung, mit der die vier deutschen Abgeordneten Süd tirols auf der Basis der eingeleiteten Verständigungsaktion hervor traten, zu einer Handlung, die dem Deutschtum nicht nützte, son dern schadete

. Sie sprachen Mitte Februar dem deutschen Volke ihr Mitgefühl an der Bedrückung des Ruhrgebietes durch franzö sische Truppen aus und machten sich damit in den Augen der Ita- lianissimi zu geheimen Irredentisten. Mussolini selbst freilich rückte mit der zunehmenden Verschärfung des französischen Herrschafts systems im rheinisch-westfälischen Gebiet mehr und mehr von der Gewaltpolitik Poincarés ab und vollzog im Sommer eine Schwen kung von großer Tragweite. So nahm, durch keine äußere Einwirkung gehindert

, die Ent nationalisierungspolitik in Südtirol ihren Fortgang. In schnellerem Tempo als ursprünglich vorgesehen war erfolgten die weiteren Schläge gegen das deutsche Schulwesen im Unterland und in den deutschen Sprachinseln. Vergeblich wurden die deutschen Abgeord neten, die von der drohenden Gefahr Kunde erhalten hatten, beim Unterrichtsminister Gentile wegen der geplanten neuen Maßnahmen vorstellig, die mit den bestehenden Nationalitätsverhältnissen un verträglich seien. Der Minister schien überzeugt

und ließ sich die deutschen Einwendungen in einem Memorandum schriftlich vor- legen. Trotzdem kam der Erlaß Anfang März zustande und wurde Anfang April veröffentlicht, der die Verordnung vom io. Januar auf die unterländische Hauptgemeinde Neumarkt und die völlig deutschen Gemeinden Truden, Altrei, St. Felix, Unsere Frau im Walde, Laurin und Proveis ausdehnte. Den Trienter Stempel machte der fälschende Zusatz erkennbar, die Umwandlung der deut schen Schulen in italienische sei nur ein Akt nationaler

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1941
Deutschland und die europäische Ordnung.- (Weltpolitische Bücherei)
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Seite 92 von 219
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: Berlin
Verlag: Deutscher Verl.
Umfang: 217 S. : Kt.. - 2. durchges. Aufl.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Deutschland ; s.Politisches System ; g.Europa ; z.Geschichte
Signatur: II A-19.111
Intern-ID: 75703
Umsturz uni Wiederherstellung staatlichen Kongreßakte einverleibt wurde, trat ex in eine enge Verbindung mit der gesamteuropäischen Ordnung. Obwohl der daraus hergeleitete Anspruch der nichtdeutschen Kongreßmächte auf die Ausübung eines Garantierechts von den beiden deutschen Großmächten niemals anerkannt worden ist, besagte es doch nicht wenig, wenn in der Einleitung der Bundesakte der Überzeugung Ausdruck gegeben wurde, „daß dieser Bund nicht nur die Sicherheit und Unabhängigkeit Deutschlands

, sondern auch die Ruhe und das Gleichgewicht Europas werde erhalten helfen'. Selbst deutsche Denker wie Arnold Heeren und Justus Thibaut, ab geschwächt auch Wilhelm von Humboldt, sahen bei der damaligen Un- fertigkeit des Nationalgefühls den Deutschen Bund in der Rolle einer Dienstbarkeit für das europäische Gemeinwohl, aber es war eine völlige Verkennung der staatlichen Wirklichkeit, wenn sie ihn zugleich als einen „Zentralstaat von Europa' feierten. Gerade das war er nicht oder jedenfalls nur in ganz äußerlichem

Sinne, und das unterschied ihn von Grund auf von dem hegemonialcn Staatswesen, das Deutschland unter dem mittel alterlichen Kaisertum gebildet hatte. Das europäische Kernvolk, das mit Gut und Blut die Hauptlast des großen Ringens gegen Napoleon getragen hatte, konnte sich nach wie vor nicht in staatlicher Einheit gegenüber den europäischen Lebensfragen geltend machen, und Bismarcks sarkastisches Wort von 1864, daß die beiden deutschen Mächte die Rolle des Glashauses spielten, das den Deutschen Bund

vor dem europäischen Zugwind schütze, bestand zu Recht. So blieb der vom deutschen Volkstum und von der deutschen Kultur bestimmte mitteleuropäische Raum ohne eine geschlossene staatliche Organisation, die sich in Europa hätte autoritativ geltend machen können, und seine Vertretung durch die beiden deutschen Großmächte im euro päischen Staatensystem krankte daran, daß diese in dualistischer Spannung zueinander standen. Das belastete das deutsche Schicksal um so schwerer, als das östliche Mitteleuropa gleichzeitig

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 277 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
DER NEUE PRÄFEKT GUADAGNIMI 265 einer vollen Einheit zusammen, und die Kundgebung, mit der er sich an die Bevölkerung wandte, und in der er sich auf „das italie nische Recht' als „die Garantie und den Schutz für alle',bezog, ließ für denjenigen, der faschistische Worte auszulegen wußte, an Deut lichkeit nichts zu wünschen übrig. Am 12. November nahm er ge legentlich eines Besuches in Bozen die Begrüßung der deutschen Gemeindevorsteher entgegen, die ihm in einer Denkschrift ihre Wünsche

wird ; Unterdrückung aller deutschen Schulen in den ge mischtsprachigen Gebieten; moralische und materielle Unterstüt zung zur Einrichtung italienischer Kindergärten, Weiterentwicke lung des italienischen Schulwesens ; Einführung des obligatorischen italienischen Unterrichts in allen deutschen Schulen ; Erhebung der italienischen Sprache zur Hauptunterrichtssprache; Abschaffung eines Gesetzdekrets, das die ausländischen akademischen Titel für die Bürger des Oberetsch anerkennt ; Revision desUnterrichtsgegen

- standes in den deutschen Schulen zugunsten stärkerer Berücksichti gung der italienischen Geschichte ; Handhabung einer strengen Kon trolle der deutschen Schulen hinsichtlich der dort bestehenden Haß atmosphäre gegen Italien; Ergreifen staatlicher Schritte bei der Kurie zur Anweisung der deutschen Geistlichen, sich der italien feindlichen Propaganda zu enthalten; Einrichtung von Spezial kursen in deutscher Sprache für die italienischen Beamten, damit die deutschen in baldigster Zeit entlassen

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 168 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
156 VI. DIE ANNEXION Sowohl der Deutsche Verband wie Tolomci und sein Kreis zeig ten sich von dem Ergebnis der Verhandlungen wenig befriedigt. Während der Verfechter der Italianität den Trienter Unterhändlern wegen ihrer Nachgiebigkeit gegen die Deutschen heftige Vorwürfe machte, erklärte insbesondere die klerikale deutsche Presse das Pro visorium der gemeinsamen Autonomie für unannehmbar, da es deutlich erkennen lasse, daß es den Trientern darauf ankomme, bei dem Liquidationswerk die Deutschen

noch gründlich auszu saugen, und mißtrauisch mutmaßten sie, daß das Provisorium nur als das Vorspiel eines Definitivums gedacht war. Auch wurde es beanstandet, daß die Verwaltungsautonomie nur den Deutschen, nicht aber den Ladinern eingeräumt werden sollte. Es ist begreif lich, daß nun erst recht die entgegenstehenden Meinungen aufein- anderplatzten, und angesichts der wachsenden Erregung im natio nalen Lager glaubte Credaro schärfere Maßnahmen gegen die in geschlossener Abwehrfront stehenden Deutschen

ergreifen zu müs sen, um so seine nationale Zuverlässigkeit zu erweisen. Obschon so eben am 24- Mai das königliche Dekret in Kraft getreten war, das jede Zensur in Italien aufhob und das den letzten noch verbotenen Zeitungen, insbesondere Nordtirols, den Weg nach Südtirol frei machte, nahm er die deutsche Presse unter eine scharfe Kontrolle und verwies mehrere Persönlichkeiten des Landes. Es steigerte seine Verärgerung, wenn die Deutschen bei einem Besuch deutscher und deutschamerikanischer Journalisten

Landesteilen bei weitem schärfere Formen annahmen als im deutschen Sprach gebiet. Für das Verhältnis der deutschen Bevölkerung zu den ita lienischen Verwaltungsbehörden waren sie trotzdem nicht unwesent lich, weil sie diese nervös und den nationalen Äußerungen gegen über noch empfindlicher machten. Umgekehrt bestärkte es die Deut-

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