Tiroler Volkstypen : Beiträge zur Geschichte der Sitten und Kleinindustrie in den Alpen
machen, freilich nicht mehr, denn da eS keine Thalwiesen gibt und das Winter- fvtter oft mühsam zwischen den Felsen abgemäht und auf dem Rücken heimgeschleppt werden muß. so beschränkt sich der Bichstand des Selrainer auf wenige Stücke, oft nur auf ein paar Ziegen. Ebenso schlimm steht eS mit dem Ackerbau. Man sieht allerdings an den steilen Halden man chen Fleck Gerste, Hafer oder Erdäpfel. Aber, lieber Him mel, welche Mühe kostet der Anbau? Den Pflug kann man da nicht gebrauchen, sondern mit dem Spaten muß
das Land hergerichtet werden, nachdem man Erde und Dünger in großen Körbe« hinaufgetragen und ausgebreitet hat. Fast jeden Winter rutscht bei Gelegenheit von Lawinenstürzen, Muhrbrüchen und FelSabrutschungen der ganze HumuS mit, und wenn eS im Frühjahr „ausapert' (schneefrei wird), starrt dem àndmanne, wo er im vorigen Herbst Hafer geschnitten, eine kahle Steinfläche entgegen. Wahrlich es gehört ein fast übermenschliches Maß von Ausdauer dazu, um diese Sisy phusarbeit stets wieder auf's Nene