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Bücher
Jahr:
1861
Neue Fragmente aus dem Orient.- (Gesammelte Werke ; 1)
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Seite 170 von 449
Autor: Fallmerayer, Jakob Philipp ;
Umfang: XLVIII, 408 S.
Anmerkungen: In Fraktur
Signatur: II 101.947 ; II 39.856/1
Intern-ID: 124974
Vier Wochen in Jerusalem III. 125 die hainbekränzten Höhen, Lustgärten mit dunkelrother Granaten- blüthe, von Buschwerk eingerauktes Rebgelände, unter Laubdickicht Bersteckte Maierhöse, frischen Quellensprudel, oder den noch zu König Ezechias Zeiten mitten durch die Heilige Stadt rauschen den perennen Wasserbach sucht natürlich heute Niemand mehr in Jerusalem. Leicht ist es aber dennoch nicht ein treues Sommer bild der Steindürre, der Verlassenheit und Oede dieser einst so wonnevollen Stadt

zu malen, Sichem (Nabolus), die schmutzigste — aber zweitgrößte und verhältnismäßig wohlgebauteste Stadt Palästinas mit ihren hohen Steingebäuden und schiefergrauen Dachkuppeln, liegt in einem quellenreichen, üppig grünen, mit Gärten angefüllten Hochthale, und die lustigen Berggipfel der Nachbarschaft sollen eine Höhe von dritthalbtausend Fuß über dem Wasserspiegel des Mittelmeeres erreichen, nebenher aber doch das Thal- Niveau um kaum achthundert Fuß überbieten, so daß zwei merkwürdige Städte

des Erdbodens, Sichem in Palästina und Derwischabad im Bojerlande, verwandt an Frömmigkeit und conservativem Sinn, auch ungefähr von gleicher Bodener höhung über dem Mittelmeere sind. Sagt man nun, der lustige, von der Stadt Jerusalem durch eine rasch abfallende enge Tief schlucht getrennte Höhenzug, den man in Europa den Oelberg nennt, sei gerade ebenso hoch wie die kahlen Berggipfel von Sichem und nur um etwa hundertundfünfzig Fuß höher als die sanft anlaufende, Jerusalem tragende Hügelschwellung Zion

, so müßte auch ein zahlenscheuer und mehr nach Unterhaltung als nach trockener Belehrung strebender Leser deutlich genug erkennen, daß die Heilige Stadt beinahe zweitausendundvierhundert Fuß über dem Wasserspiegel des Mittelmeeres liege, und daß man folglich von allen vier Weltgegenden, wie die Schrift sagt, nach Jeru salem „hinaufgehen' müsse. Aber in einer Landschaftsschilderung viel von Algebra und Pariser Fuß zu reden, wäre ohne Frost

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Bücher
Jahr:
1861
Neue Fragmente aus dem Orient.- (Gesammelte Werke ; 1)
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Seite 213 von 449
Autor: Fallmerayer, Jakob Philipp ;
Umfang: XLVIII, 408 S.
Anmerkungen: In Fraktur
Signatur: II 101.947 ; II 39.856/1
Intern-ID: 124974
168 Palästina. ihren jüdischen Parteigenossen in Jerusalem selbst belagerten Königs Herodes berichtet wird. Der Ausfall geschah vom Thurme PhafM, „durch die Borstadt', d. i. gerade in der Gegend un serer Heilig-Grabkirche, gegen das feindliche Heer. Eben dieser Herodes, meldet Josephus weiter, hat bei seinem Angriff auf das rebellische Jerusalem nach dem Fall der Vorstädte, der „zweiten Mauer' und sogar des Tempels selbst zuletzt erst noch „die Stadt' mit stürmender Hand genommen. Ferner

bei einem der zahlreichen Borspiele des großen Aufstandes , sagt Josephus, flohen die Rebellen, vom Prätor Cumanus aus allen Stellun gen und sogar aus der Tempelfestung hinausgeschlagen, „in die Stadt' hinüber. Endlich unter Titus, beim letzten Act der furchtbarm Tragödie, als die dritte und zweite Mauer mit allem, was dazwischen lag/ gefallen und zerstört, die Felsenburg An tonia geschleift und die Tempelfestung selbst nach verzweifelter Gegenwehr eine rauchende Ruine war, zog sich die Besatzung ungebrochenen Muthes

erst „in die Stadt' zurück, wo sie der Gesammtmacht des Imperators,, obgleich beinahe ohne Lebens mittel, noch einen vollen Monat widerstand. Titus, von Natur mensthenfreundlich und/prachtliebend, wollte nach diesen grauen vollen Seenen doch noch die „Stadt' verschonen, mußte sie aber nach Berwerfung aller seiner Anträge durch die bethörten, auf die Stärke ihrer IM,g-Mauern trotzenden, Aufrührer endlich ihrem Verhängniß überlassen. Zuletzt freilich, wie unter den zermalmenden Stößen

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Bücher
Jahr:
1861
Neue Fragmente aus dem Orient.- (Gesammelte Werke ; 1)
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Seite 133 von 449
Autor: Fallmerayer, Jakob Philipp ;
Umfang: XLVIII, 408 S.
Anmerkungen: In Fraktur
Signatur: II 101.947 ; II 39.856/1
Intern-ID: 124974
W Aegypten und Syrien. Eroberer an Stadt und Umgegend von Haleb einige Aehnlichkeit mit Beröa in Macedonien finden wöllten. Aleppo auf der Stelle, wo es heute steht, ist nicht älter als etwa 740 Jahre. Früher lag es drei Stunden südöstlich an einem See, wo noch jetzt die Ruinen der alten Stadt zu sehen smd. Fünfzig Jahre lang durch Erdbeben geplagt, sei der alte Ort vöMg eingefallen und für unbewohnbar und für unwieder- herstellbar erklärt 'worden. Die übrig gebliebenen Einwöhner wanderten fort

und legten Neu-Haleb, größer und schöner als die verlassene'Heimat an^). Mas ^Schönheit ^betrifft, kann sich keine Stadt des Orients mit Aleppo meffek. An Umfang steht sie im türkischen Reiche nur Konstantinopel ^ und Kairo nach. Brusa, Adrianopel und Damascus mögen vielleicht ebenso viel, oder auch mehr Häuser Zahlen, einen ^ gnßern Flächenraum decken sie aber nicht. Der Boden auf anderthalb Stunden in der Runde ist steinig und uneben, mit einer Menge wellenartiger Schwellungen, deren Aleppo

mit seinen Borstädten etwa acht umschließt. Der bedeu tendste dieser Hügel,, ohne Zweifel durch Menschenhand künstlich zugerichtet, ragt abgesondert im Mitielpunct der Stadt weit über die höchsten Gebäude empor, ein schön gerundeter, konisch Zu laufender, oben kmterartig abgestumpfter Erdkegel von ungeheurer Dimension- Hoch auf der Plattform ist Raum für 250 Wohy- gebäude, jetzt großentheils durch Erdbeben eingefallen; am Rande herum eine Mauer mit Thürmen, sammtlich aus gehauenem Siein. Zwei tiefe Brunnen

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Bücher
Jahr:
1861
Neue Fragmente aus dem Orient.- (Gesammelte Werke ; 1)
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Seite 136 von 449
Autor: Fallmerayer, Jakob Philipp ;
Umfang: XLVIII, 408 S.
Anmerkungen: In Fraktur
Signatur: II 101.947 ; II 39.856/1
Intern-ID: 124974
Aleppo. 91 Für Thore, Pfeiler und Pflaster der bessern Gebäude dient ein gleichfalls in der Nachbarschaft gebrochener gelber Marmor, der gute Politur annimmt, und des Schmuckes wegen künstliche Färbung erhält. Um die Stadt und alle ihre Vorstädte herumzugehen, braucht man in gewöhnlichem Schritte nicht weniger als drei Stunden. Die Zahl der Gebäude, verfallene und unversehrte zusammenge rechnet, schätzt man auf ungefähr 14,000, in welchem vor sechzig Jahren

die Pest und 10,000 im Sommer von 1632 die Cholera weg. Wie allezeit und überall trugen auch in Aleppo die Handelsrevolutionen am meisten zur Verarmung und Entvölkerung der Stadt bei. Be sonders schwer wird der Verlust des Shawlhandels empfunden, dessen Hauptniederlage zwischen Persien und dem ganzen Occident früher Aleppo war. Der neue Handelsweg über Trapezuni, be haupten sie, habe die meiste Schuld an ihrem Ruin. Man kann leicht denken, daß das englische Project, den indischen Han del mittelst

Dampfschiffen auf dem Euphrat aus dem persischen Golf über Aleppo in das Mittelmeer Zu lenken, in keiner andern Stadt des Orients wärmere Vertheidiger findet als hier. Aleppo, wie es heute ist, kann einem feindlichen Angriff mit Artillerie nicht mehr widerstehen. Die Citadelle auf dem Kegel plateau ist eine Ruine, die Ringmauer um die Stadt fammi den

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Bücher
Jahr:
1861
Kritische Versuche.- (Gesammelte Werke ; 3)
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Seite 289 von 567
Autor: Fallmerayer, Jakob Philipp ;
Umfang: VI, 559 S.
Anmerkungen: In Fraktur
Signatur: II 39.856/3
Intern-ID: 124976
Geschichte der Stadt Kempten. 283 Heer, meistens aber durch Undisciplm der Menge, durch Uneinig keit und'offenen Verrath der eigenen Führer auseinandersiel, und nachher ebenso unbarmherzig bestrast, als er Zuerst von den einen muthwillig hervorgerufen, und von den andern wild und verheerend begonnen wurde. Dm größten und bleibendsten Gewinn aus dem Ruin des Stifts und der Landschaft hat die freie Reichsstadt Kempten allein gezogen, da sie die ganze Summe der Lasten und Ver bindlichkeiten

, von welchen sich die Bürgerschaft weder durch wie derholte Acten, Gnadenbriefe und Gunstbezeugungen kaiserlicher Majestät, noch durch mehrhundertjähriges Werben und Unter handeln mit dem Convent selbst zu befreien vermochte, dem be drängten, flüchtigen und ausgeplünderten Abt in wohlbestelltem Kauf endlich abgerungen hat. Um die Summe von 30,000 Goldgulden verzichteten widerstrebend, nach langer und bedäch tiger Unterhandlung, Abt und Convent auf alle Obrigkeit, Rechte, Güter, Nutzungen, Zinse und Gilten in der Stadt, deren

Reichs-- freiheit erst durch diese wichtige, von Clemens VII. und Carl V. bestätigte Urkunde eine wirkliche Thatsache und volle Wahrheit wurde. Der Inhalt selbst, wie ihn der Verfasser bündig zusammen stellt, zeigt uns am klarsten, wie viel fädig, wie fein und enge das Geflechte war, mit welchem die Feudalherrn des Mittelalters die untern Volksclasftn überhaupt und das aufstrebende Bürger thum insbesondere zu umgarnen und niederzuhalten wußten. Um den Riß zwischen Stift und Stadt zu erweitern

und die Eman cipation ja vor Aller Augen deutlich auszudrücken, nahm die Stadt das verbesserte Kirchenthum nach Luthers Lehre an. Im Landgebiete selbst war es nach dem Aufruhr freilich übel genug bestellt: mehrere hundert Unterthanen waren im Gefechte gefal len, viele durch das Schwert des Nachrichters umgekommen;

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Bücher
Jahr:
1861
Neue Fragmente aus dem Orient.- (Gesammelte Werke ; 1)
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Seite 296 von 449
Autor: Fallmerayer, Jakob Philipp ;
Umfang: XLVIII, 408 S.
Anmerkungen: In Fraktur
Signatur: II 101.947 ; II 39.856/1
Intern-ID: 124974
Titus Tvbscrs dritte WaàriMsi »ach Palästina. 25 l des Titels vielleicht besorgt. In Sachen über Palästina ist vr. Tobler eine Instanz, die man nicht mehr umgehen kann. Bon den sieben, zum Theil dickleibigen Werken, die er feit I84S über Jerusalem und Judäa propria bekannt gemacht, hat man der Reihe nach kurz und wohlmeinend alles in der Allgemeinen ' Zeitung angemeldet. Nur die Besprechung über eine Plano- graphie der Heiligen. Stadt wurde verwichenm Jahres dem Publicum vorenthalten, obwohl

aller Parteien —> Tobler nicht ausgenommen — mechanisch fortgeerbt, und selbst bei , den scharfsinnigsten Topographen der Heiligen Stadt ein unentwirrbares Labyrinth von Jrrthum und Unzukömmlichkeiten zu Tage gefördert hat, aus welchem Labyrinth die bisher ver folgte Methode keinen Ausweg hoffen läßt — wir meinen die grundfalsche Vorstellung, die man sich bis zu dieser Stunde noch in Europa über die Art und Weise macht, wie man einst in Jerusalem und im Orient überhaupt die Todesurtheile vollzogen

hat und heute noch vollzieht. Im christlichen Abendland hatte und hat bekanntlich bis auf die neueste Zeit jede Stadt ihren gesetzlich bestimmten Platz, ihre Richtstatte, ihren „Gaigcnberg', wo das Verbrechen seine Strafe und die irdische Gerechtigkeit ihre Versöhnung findet. Diese Borstellung eines einzigen be stimmten Richtplatzes, wie es noch immer geschieht, auf Palästina übertragen, heißt die ersten Anfangsgründe der morgenländischen

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Bücher
Jahr:
1861
Neue Fragmente aus dem Orient.- (Gesammelte Werke ; 1)
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Seite 135 von 449
Autor: Fallmerayer, Jakob Philipp ;
Umfang: XLVIII, 408 S.
Anmerkungen: In Fraktur
Signatur: II 101.947 ; II 39.856/1
Intern-ID: 124974
90 Aegypten und Syrien. des Libanon in scheinbar gerader Richtung, wie eine Mauer von Nord nach Süd streichen. Nördlich gegen Vir und Aintab entdeckt das Auge nur wie im Nebelsior den Höhenzug des Ama nischen Gebirgs, von welchem letzthin das türkische Heer auf die große Verbindungslinie von Edessa nach Haleb herabgestiegen ist. In der Stadt selbst sind die Straßen, wie es morgenlän- difche Architektur erheischt, der Mehrzahl nach enge, aber mei stens gerade und ohne Ausnahme mit gleichförmig

behauenen Steinwürfeln kunstreich gepflastert, reinlich gehalten und häufig sogar mit Hochpfaden für Fußgeher versehen, mit einer Sorgfalt und Eleganz , die man gewiß in keiner andern Stadt des tür kischen Reichs, selbst Stambul nicht ausgenommen, finden wird. Die Gebäude, sowohl private, als öffentliche, sind ohne Aus nahme auß Quadern erbaut und mit Plattdächern versehen, nicht von Holz und gedörrten Sandkuchen zusammengeklebt, wie in dem > paradiesischen Damascus, auch nicht enge, nicht schmutzig

. Das Ganze ist vorsichtig mit Mauer und doppeltem Tbore gegen die Gasse hin verschlossen. Ein weißer Sandstein, in unerschöpflichen Lagerungen zu- nächst an der Stadt, weich bei der Arbeit und in der Lust nach und nach sich verhärtend^ liefert den Aleppinern das Baumaterial. *) A-B. das der englischen Familie Barker gehörige, ebenso geschmack volle als sslkde Wohnhaus aus einer Höhe unweit des Schloßberges»

15
Bücher
Jahr:
1861
Kritische Versuche.- (Gesammelte Werke ; 3)
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Seite 286 von 567
Autor: Fallmerayer, Jakob Philipp ;
Umfang: VI, 559 S.
Anmerkungen: In Fraktur
Signatur: II 39.856/3
Intern-ID: 124976
2« I. B. Haggennckller: Kömgin Hildegard, derGem ahlin Karls des Großen, um zu beweisen, daß die Stadt ihnen zuständig sei und ihr Schicksal mit Gàld ertragen müsse. Unglücklicher Weift für die Be schwerdeführer war der Mann, der die Verwaltung des Stifts führte,- zugleich Kanzler des Kaisers und vermochte über diesen mehr, als die klagende Bürgerschaft. Die alten Kemptener waren aber à zähes Volk und haben fünfzehn Jahre spater, als der Abt-Kanzler abgetreten war, ihre Bitte, unmittelbar

an Kaiser und Reich zu komme», wenigstens theilweise mit besserem Erfolg erneut. Abt und Gotteshaus von Kempten, hieß es im ersten durch Rudolph von Habsburg ertheiltm Gnadenbrief (1289), sollm die Bürgerschaft weder beeinträchtigen, noch beschweren, noch verMnden vsn wegen rechimMger Schirmvogtei aus könig licher Gewalt. Hiermit, sagte der Verfasser, war der erste Schritt zur künftigen Freiheit und Reichsunmittelbarkeit gethan, zugleich aber ein Kampf zwischen dem Stifte und der Stadt begonnen

Oenützung der Conventsbedràgmsse das eiuemal die RinWauer um die Stadt vollenden, und das anders mal sogar die Thorschlüssel von der Abtei auf das Rathhaus bringen dursten. Mit einer Geduld und Ruhe, die nur mit der nachhaltigen Beharrlichkeit und Ausdauer der Kemptener Bürger selbst zu vergleichen ist, weiset der Verfasser histonsch nach, wie feine

18
Bücher
Jahr:
1861
Kritische Versuche.- (Gesammelte Werke ; 3)
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Seite 143 von 567
Autor: Fallmerayer, Jakob Philipp ;
Umfang: VI, 559 S.
Anmerkungen: In Fraktur
Signatur: II 39.856/3
Intern-ID: 124976
und Josaphat, meint er, genüge, um in Europa den Frieden herzustellen. Im Gefühle unbestrittener Überlegenheit zog Hr. Tischendes, Nil und Pyramiden verlassend, eiligen Rittes über den Isthmus und — wie man aus dem frühern Artikel weiß^- am „sterbenden Türkenschimmel' vorüber in die- heilige Stadt hinaus. Denn wie der weise Ritter von la Mancha meinte auch Hr. Teschen dorf, alle Roth, die aus seiner langem Zögerung, die hierosoly- mitanischen Zweifel zu lösen, für die christliche Welt erwachse, salle

ihm zur Last. Bedenken gegen die Aechtheit der seit Konstantins Zeiten gläubig verehrten und prachtvoll ausgeschmückten Sterbe- und Begräbnißstatte des Propheten von Nazaret sind in den Her zen europäischer Pilger schon vor länger als tausend Jahren aufgetaucht. Außerhalb, doch nahe bei der Stadt, schreibt der Evangelist, seien diese Scenen vorgefallen. Für einen morgen ländischen Christen genügt diese Nachricht, er glaubt ruhig was man sagt und forscht nicht weiter. Das Denken ist ihm eine Last

. Die Kritik, der Zweifel, der alles zersetzende, prüfende und läuternde Gedanke, die geistige Unzufriedenheit mit dem Gegebe nen, die unersättliche Wissensqual haben ihre Heimat im Occi dent. Die Oertlichkeit, wo heute die Heilig-Grabkirche steht, ist jetzt und war noch mehr Zu Christi Zeiten innerhalb, ja bei nahe mitten in der Stadt. Wie könnte sie also die wahre Stelle der Katastrophe sein? Nichts ist aber für die Menschen demüthi- gender und empfindlicher, als wenn sie entweder selbst entdecken

19
Bücher
Jahr:
1861
Kritische Versuche.- (Gesammelte Werke ; 3)
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Seite 147 von 567
Autor: Fallmerayer, Jakob Philipp ;
Umfang: VI, 559 S.
Anmerkungen: In Fraktur
Signatur: II 39.856/3
Intern-ID: 124976
sich Hr. Tischeudorf nicht vor deu^ berühmten Leipziger Orientalisten, die er durch falschen Schein weniger leicht bethörm wird als das ungelehrte Publicum? Hoffentlich sühnt Hr. Tischendorf diese kleine Windbeutelei durch das „Besondere' und Tüchtige seiner Terràstudieu in Je rusalem! Zuerst hatte Hr. Tischendorf den Robinson gelesen und — wie er selbst gesteht — durch die Triftigkeit und Energie der Be weisführung überwältigt, mir diesem berühmten Baukee-Theologen die Hinrichtungssccne außerhalb der Stadt

auf die Landstraße nach Ia fa oder Damaskus verlegt. Diese aus Smith und Robinson entlehnte Ansicht war so fest, so blind und fanatisch eingedrungen, daß sich Hr. Tischendors nach seinem Geständnis sogar durch Localansicht und „Terrainstudien' in Jerusalem selbst ihrer uicht mehr erwehren konnte. Vergesse es der Leser ja nicht? Hr. Tischendorf verließ die heilige Stadt als strenger Discipel Robinsons und kam nach Sachsenland Zurück, innig über führt, daß die Christenheit in ihrer Heiliggrabandacht seit 1500

Jahren im Jrrthum ist. Schon im Begriff seinen Reisebericht in diesem Sinne abzufassen, verfiel Hr. Tischendorf noch recht- Zeitig auf die beiden neuen und vortrefflichen Abhandlungen des preußischen Consuls Dr. Schultz und des englischen Caplans Williams, die als vieljährige Bewohner und eifrige Durch- forscher der heiligen Stadt, Robinsons Beweisgründe in einem wesentlichen Puncte des Irrthums überführen und für die A echt-

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