¬Der¬ Volkskrieg in Tirol.- (¬Das¬ Kriegsjahr 1809 in Einzeldarstellungen ; Bd. 2)
als drei Bataillone ihres Regiments den Schwerbedrängten zu Hilfe kommen. Die Tiroler zögern, einige ihrer Abteilungen weichen. Um sie völlig- zu verwirren und einzuschüchtern, läßt der feindliche Kommandant vier ihrer gefangenen Brüder auf offener Straße unter den Augen ihrer Landsleute auf den Bergen — erschießen ! Unglückseliges, heilloses Mittel, das ein starkes Volk nur immer mehr gestärkt hat, ein Mittel, das vom Passe Strub über Waidring und' Söll bis Schwaz und im Pustertal, dem Lande
nur immer ein Signal zum wildesten Aufruhr gewesen ist ! Dieser unsinnige Mord wurde den Sachsen verderblicher als die stürzenden Felsen der Eisackklüfte. Heulend vor Wut erneuerten die Tiroler den Kampf, welchem endlich die Nacht und der zürnende Himmel selbst mit einem schrecklichen Gewitter halt gebot. General Rouyer, dessen Verbindungen mit Sterzing durch neue Tirolerscharen bedroht waren, führte seine Division zurück und in schrecklicher Einsamkeit' blieb das eingeschlossene Regiment unter Blitz
, Sturm und Regengüssen am brausenden Eisack, überwacht von den drohenden feindvölleri Bergriesen, Die ganze Nacht bis zum Morgen des 5, hindurch lagert das Regiment auf der Straße zwischen den Weilern Unterau und Oberau, — am 5. morgens greifen die Tiroler von neuem an. Speckbacher im Rücken, Mayr bei Unterau, Haspinger von Aicha gegen Oberau, in welchem Ort sich bald alle drei Bataillone zusammengedrängt finden und unter furchtbaren Ver lusten gegen die drei Häuser des einsamen Weilers zurückgehen
. Noch wehrensich die Sachsen. Ein Bote nach dem andern wird um Hilfe gesandt, — es kehrt keiner mehr zurück. Zwar gelingt es dem Kommandanten, Oberst Egloffstein, mit der kleineren Hälfte des Regiments und zwei Geschützen nach Sterzing durch zubrechen, der zurückgebliebene Teil aber, seit zwei Tagen ohne Nahrung, kämpft weiter. Die Tiroler schneiden die Holz- röhrenleitung nach dem Weiler durch, — nun fehlt den Schwerbedrängten, ja selbst den Verwundeten das Wasser, Die fast verschmachtenden Sachsen finden
endlich ein Faß mit Wein und drängen sich haufenweise über dasselbe. Erbarmungslos schlagen die Kugeln der Tiroler in den Klumpen, das Getränk rötet sich vom Blute der Er-