15 (Gewerkschastshaus). — Telephon Nr. 399. und zwar am Dienstag, Donnerstag und Samstag mit dem Dalum des daraussolgenden Tages. > Nr. 19 Sonntag, den 13. Juni 1920 1. Jahrgang , j eine Regierung ohne und gegen die Sozialdemokratie zu bilden. Am entschiedensten lehnen die Demokraten jede Regierungsbildung ohne die Sozialdemokratie ab. Sie halten, bisher wenigstens, daran fest, das) sie in keine Regierung eintreten wollen, an der die Rechtssozialisten nicht teilnehmen. Und die Weigerung der Demokraten allein genügt
, die Bildung einer bürgerlichen Regierung beinahe unmöglich zu machen; denn ohne die Demokraten wird eine bürgerliche Mehrheit auch im neuen Reichstag nicht vorhanden sein. Aber viel interessanter als die Haltung der Demokraten ist die der Deutschen Volkspartei. Die Parteider Schwerindustrie, die Partei des extremsten Nationalismus, die Partei des U-Boot-Krieges und der Annexionen, die Partei, die sich offen zur Wiedereinsetzung der Hohen- zollern bekennt, steht zur Sozialdemokratie im denkbar schroffsten
zu verdreifachen, ist ihr erstes Wort — die Bitte an die Rechtssozialisten, doch mit ihr zusammen eine Regierung zu bilden! Die Bitte — denn wie sonst soll man es nennen, dass die Natipnalliberalen nun dreimal täglich chre Bereitschaft, zu einer Regierungsbildung mit der Sozialdemokratie versichern, obwohl die Rechtssozialisten öffentlich und nachdrücklich erklärt haben, daß sie jede Koalition mit der Partei, die geradezu die Verkörperung des großkapitalistischen Imperialismus ist, unbedingt ab- lehnen
zu gebrauchen. Aber was nützt das? Mit Maschinengewehren und Flammenwerfern allein kann man einen großen, kapitalistischen Industriestaat nicht re gieren. Es wäre einer rein bürgerlichen Regierung schon im Reichstag verdammt schwer, sich gegen die beiden sozialdemokratischen Parteien, die beiden größten Fraktio nen des Reichstages, zu behaupten. Denn die Hoffnung der Bourgeoisie auf einen großen Wahlsieg über die Sozialdemokratie hat ja getrogen. Die beiden sozialdemo kratischen Parteien haben im neuen
Reichstag 41 Prozent der Mandate besetzt, während Pie in der Nationalver sammlung 43 Prozent hatten; die zwei Prozent Einbuße machen natürlich nichts aus. Aber wenn es selbst im Reichstag ginge, wie würde es außerhalb des Reichsta ges gehen? Die Macht des Proletariats beruht auf seiner Stellung im Produktionsprozeß, auf seiner Macht über die Fabriken, die Bergwerke, die Eisenbahnen, die Bureaus; wie könntet .sich gegen diese Macht noch eine bürgerliche Regierung- behaupten