Stichproben : ein historisch-politischer Beitrag zur Geschichte Tirols der letzten Jahre
legen suchen, daß gerade in dieser „Beziehung' zur kirchlichen Autorität die Berechtigung einer politischen Partei liegt, sich den Namen einer „katholischen Partei' beizulegen. Wenn die „Chronik' ausruft: „Nein, man kann nicht etwas so Persönliches, Individuelles, wie es die politische Ansicht (Z!) des jeweiligen Bischofs ist, als Programmpunkt einer poli tischen Partei bezeichnen,' so kann man ihr Recht geben, denn um das handelt es sich nicht im gegenständlichen Streite. Wer im Stande
soll sich nach der „Chronik' diese „Führung' erstrecken? Kurz, auf alles! — „Was ist es doch für ein ungebührliches Verlangen,' ruft sie aus, „daß eine politische Partei für den ganzen Umfang dieser Fragen (gemeint sind ,die ganze staatliche Gesetzgebung, die rein politischen Fragen, Verfassungsfrageu, Verwaltungsangelegenheiten, Rechtspflege^, Wehrkraft u. s. w/) die bischöfliche Führung programmäßig anerkennen und annehmen soll?' Das alles soll also „der politischen Ansicht des Bischofs' unterworfen
sein? Das soll notwendig sein, uni die Rechte der Katholiken und der Kirche zu wahren? Risurrl tsusatis -mài. Wir fragen: Wo hat je ein Bischof einem katholischen Abgeordneten nur im entferntesten so etwas zugemutet oder je Vorschriften gegeben über Fragen, die mit dem kirchlichen oder religiösen Interesse weder direkt noch indirekt etwas zu tun hatten? Oder soll das etwa der Standpunkt der konservativen Partei in Tirol sein? Nein;'die konservative Partei will nichts anderes, als dem Bischof, genauer der kirchlichen
Autorität, den gebührenden Einfluß auch aus eine politische Partei gewahrt wissen, den die Interessen der Kirche und der Re ligion nnd des katholischen Volkes notwendig fordern, und zwar aus dem ein fachen Grunde, weil sie der Ansicht ist, daß im katholischen Osterreich und insbesondere im katholischen Tirol eine „katholische politische Partei' möglich ist und die Unterwerfung unter die kirchliche Autorität in dem dargelegten Sinne das unterscheidende Merkmal einer wirklich „katholischen Partei' bildet
. Was versteht man unter einer „katholisch-politischen Partei?' Die Chronik sagt: „Man kann auch von einer katholischen Partei sprechen, wenn man darunter versteht, daß eine Partei nur aus Katho-