und Anzeigen werden ent gegengenommen in der Buchdruckerei I. G. Mahl in Lienz, wohin auch Briefe und Gelder zu adressieren find. — Jedes Inseraten-Bureau des In- und Auslandes nimmt Austrage entgegen. Nr. 17 Lienz, Freitag, den Ä7. Februar 1N1A. 27. Jahrg. vie Hesmnung in Aaklen. Die Wähler der Städte Oesterreichs haben 'im.-Juni 1911, wie ein unartiges Kind, das seines Spielzeuges überdrüssig wurde, ihre christ- uchsozialen Lieblinge von gestern zertrampelt und das soll für eine Partei, besonders mora
lisch, recht schmerzhaft sein. Die großösterrei chische Partei von annodazumal hat sich be scheiden in die Täler der Alpen zurückziehen müssen, aber sie hat auch aus ihrer Nieder- Zage nichts gelernt. Mit der Pose des Schau spielers schreckt sie die Bauern vor der roten und liberalen Gefahr und stellt sich als jene Mauer hin, an der die Angriffe der Feinde zerschellen müssen. In letzter Zeit arbeiten die Herren besonders in Habsburger Treue und man will den Eindruck erwecken, als ob der Bestand
Oesterreichs mit dem der Partei innig Zusammenhinge. Welch' Ironie, geradein Tirol, angesichts der Freundschaft mit den reichsfeind lichen Italienern. Der Umstand, daß 98 Prozent der Deut schen Katholiken sind, scheint auf christlichso- Ziale Parteiführer besonders faszinierend zu wirken, denn allwo diese zerschmetterte Partei ihr Haupt erhebt, spricht sie im Namen der 93 Prozent der Bevölkerung. Die zwei ersten Wahlen auf Grund des „gleichen' Rechtes geben aber einen Schlüssel zur Beantwortung der Frage
, in welcher Richtung sich die Ent wicklung der Gesinnung des deutschen Volkes vollzieht. Im Jahre 1907 wurden 1,772.418, 5m Jahre 1911 1,739.469 deutsche Stimmen abgegeben. Im Jahre 1907 haben 719.549, im Jahre 1911 nur mehr 618.478 deutsche Ka iholische Männer sich für die Politik der christ- lichsozialen Partei entschieden. Ueber 100.000 deutsche katholische Männer sind in der kur zen Spanne Zeit von 4 Jahren jener Partei überdrüssig geworden, die in ihrer Bescheiden heit sich als den einzigen Hort gegen Umsturz
And Revolution anpreist. Die Christlichsozialen haben aber noch eine weitere „Tugend'. Sie zerfließen aus Hoch achtung vor den sozialdemokratischen Organi sationen und strafen jene der Nationalen mit ätzend sein sollendem Spotte, ob ihrer Klein heit und Zerrissenheit. Wie wenig Ursache diese Partei hiezu jedoch besitzt, zeigen nicht nur die letzten Wahlen in Oesterreich, sondern auch in Deutschland. Weder hier noch dort haben sich die Klerikalen als Schutzwall gegen die rote Sintflut bewährt