werden also heute ihre Fahrt nach Wien antreten. Bis zum 18. werden auch die Parteienverhältnisse gänzlich geklärt sein. Die, Christlich soziale Partei wird die Regierung wieder übernehmen müssen: ein undankbares und schweres Geschäft, wenn man bedenkt, daß sie schwächer als zuvor in den Natio nalrat einzieht und wenn man bedenkt, daß die Gegenpartei, die Sozialdemokratie, nur ein Ziel sich vorgesetzt hat, ihr das Leben möglichst sauer zu machen, wie Dr. Bauer bereits angekündigt hat. Die Sozialdemokratie
versteht das bekanntlich mei sterlich. Entweder es wird jede ersprießliche Arbeit in den Ausschüssen, wo ja die eigentliche Arbeit ge leistet wird, verhindert. Es ist das der sozialdemo kratischen Partei nicht schwer, sie ist ja infolge der Große ihrer Abgeordnetenzahl in den Ausschüssen io stark vertreten, daß sie durch ihre Abwesenheit einen Ausschußbeschlutz unfähig oder durch Dauer nden arbeitsunfähig machen kann. So hat sie es verstanden, zum Beispiel eine Regelung des Mie tergesetzes
große Reden und bringt der Partei neue Mitglieder. Die Sozialdemokratie sehnt sich darnach, in die Regie rung zu kommen oder, was ihr noch lieber wäre, selbst die Regierung des Staates zu übernehmen. Sie hat es auch für diesmal beabsichtigt. Mit gro ßer Schlauheit warf sie ihren Köder aus, um den Landbund und womöglich auch die Großdeutfchcn lLiberalen) einzufangen. Der Köder hieß Reform des Eherechtes, Schulreform, Abänderung des § 144 ! in liberal-sozialistischem Sinne. Die Sozialdemo kratie weiß
gut, daß auch in den Reihen der Groß- I deutschen und des Landbundes gar manche sind, die mit diesen Forderungen einverstanden sind. Sie hofft daher, daß es ihr auf diese Weise gelingen werde, die zwei genannten Parteien auf ihre Seite Zu bringen und mit denselben die Regierung zu bilden. Gewiß, die Christlichsoziale Partei hätte flch können auf die Seite stellen und sagen: Gut, probiert einmal euer Können, wir werden euch Wn zeigen, daß wir auch noch da sind. Gewiß, l'e könnte manches verhindern
mit aus die Reise nach Wien. Das Volk versteht es gar wohl, daß die Lage unse rer Partei gewiß keine rosige ist. Gegen sich hat sie die große sozialdemokratische Partei mit ihrer Rücksichtslosigkeit und Gewissenlosigkeit, aber auch mit ihrer Zähigkeit, mit der sie ihrem Ziele Tag für Tag einen Schritt näher zu kommen sucht, als Bundesgenossen und Mitarbeiter hat sie zwei Par teien, die in ihren Grundsätzen liberal sind. Wir * dürfen also grundstürzende Aenderungen zum Bes seren weder in religiös-sittlicher