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Schlern
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Page 196 of 215
Date: 01.01.1993
Physical description: 215
durch Namens- und Formanalogie zu verstehen sind, hauptsächlich als Opfergaben gegen venerische Krankheiten deponiert wur den. Solche Fischopfergaben in Metall sind etwa aus der St.-Josephs-Kirche am See bekannt, wo allerdings obige Deutung durch die karpfenähnliche Gestal tung und die Nähe des Kälterer Sees in Richtung Fischervotiv relativiert werden mag. Zudem schließen sie Reliquien von Katakombenheiligen mit ein.’ 40 ) Zunächst die Vorgeschichte, die aus der Aktenlage rekonstruiert werden muß

. Noch im Jahre 1782 muß das Stift in Vorahnung der Sperrung der Kirche, das ge samte Vermögen der Kapelle eingezogen haben, da in einem Schreiben vom 8. Jänner 1783 Kreisamtmann Joseph von Ingram auf Anregung der Gemeinde Jenesien beim Kapitel in Gries anfragt, „aus welchen Grund von ihn ehemals der Pfarr-Kirche zu Jenesien einverleibten St. Cosman und Damianfilialkirche das Vermögen löbliches Stift eingezochen, sofort auch die jährliche gefallene ergiebige Opfer Gelder und die Interessen von den Capitalien

sich zugeeignet habe“."') Als Antwort auf diesen Brief liegt ein Entwurf vom Stiftsdekan Ignaz Ferrari vor.' 4 -) Die Gemeinde Jenesien trachtete nämlich selbst danach, in den Besitz der Kirche zu kommen. Das Kreisamt gebot ihr nach Erhalt der Antwort aus Gries Still schweigen. 143 ) Im Jänner 1784 soll das Stift Rechenschaft über den Verbleib der hölzernen Opfergerätschaften und die zugehörige Truhe beim Kreisamt abgeben. 344 ) Das In teresse des Kreisamtes verlagerte sich alsbald auf die kostbareren

Gegenstände unserer Kirche, nämlich auf die silbernen Opfergaben. Eine entsprechende An frage vom 1. Juli 1784, gerichtet an den Stiftsadministrator August Nagele, soll über folgende Punkte Auskunft geben: 1 mo auf wessen befelh und wann eigentlich die Pretiosen Opfer in der Kirche zu St. Cosmann und Damian hieweg genommen; 2do Wohin solche übertragen; 3tio ob sie zu einem anderren und allsfalls zu welchem Gebrauche bestimmt worde; endlich aber 4to In welchem Spezifizierlichen Stücken solche bestehen

und welchen ei gentlichen Werth jedes Stücke habe. 3ii ) Das Antwortschreiben ist uns nicht erhalten geblieben. In einem geschichtli chen Rückblick gibt aber Nagele an, er habe folgendermaßen erwidert: Die Op fergaben sind Eigentum der dem Stifte einverleibten Kapelle. Administrator Na gele habe diese Opfer verkauft und mit dem Erlös die Kirche ausweißen lassen. Eine genaue Liste hätte guten Aufschluß geboten über die im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts in die Kapelle gestifteten Opfergaben. Etliche Stücke sind schon

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Schlern
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Page 67 of 215
Date: 01.01.1993
Physical description: 215
. Denn die Mehrfachbestattung und das Ziegelplattengrab selbst sprechen für einen Romanen. Und der Romane erhielt keine Waffe mit ins Grab. Hauptargument für Datierung der Kirche in das 6. Jahrhundert ist das Patro zinium der heiligen Ärzte Cosmas und Damian, denen nach der Pest von 541-544 (genannt die „Pest des Justinian“) im gesamten Imperium Kirchen geweiht wur den. In dieser Zeit eroberte Ostrom, nach dem Üntergang der Ostgoten, das Etschtal von den Franken zurück. Quellen aus dieser Zeit fehlen, es gibt nur In dizien

für die Präsenz der Byzantiner: die Umfassungsmauer in Casteifeder, viel leicht den Festungsbau von Perdonig mit den winzigen vorspringenden Bastio nen, einen Grabstein aus der abgegangenen Kirche von San Cassiano von 539 (heute in Riva del Garda) und eben das Patrozinium Cosmas und Damian auf dem Doss Trento und in Siebeneich (H. Nothdurfter, Das spätantike und früh mittelalterliche Bozen und sein Umfeld aus der Sicht der Archäologie, in: Bozen. Von den Anfängen bis zur Schleifung der Stadtmauern. Bolzano

. Dalle origini al- la distruzione delle mura [1991] 105 ff.). Eine weitere Kirche mit diesem Patrozi nium, die Alte Pfarrkirche St. Cosmas und Damian in Mon, Graubünden, ist ein Rechtecksaal mit eingezogener flacher Apsis ohne frühmittelalterliche Elemente (Alfons Raimann, Gotische Wandmalerei in Graubünden [ 1985"] 297 ff.). Archäo logische Befunde sind nicht bekannt. Auf dem Doss Trento, der Fluchtsiedlung von Trient, wurde eine Cosmas- und Damiankapelle an die bestehende Kirche angebaut

. In Siebeneich erbaute man den Ärzteheiligen eine neue Kirche - an einer Stelle, an der einst ein römischer Bau gestanden hatte und an deren Umfeld eine möglicherweise viel ältere Tradi tion des heilenden Wassers haftete. Ob die Anregung von byzantinischen Militärs ausging oder ob das von Natur aus befestigte Areal zeitweise als Stützpunkt der Byzantiner genutzt war, bleibe dahingestellt. Damit ist die Frage, weshalb fernab von jeder Siedlung in unwegsamem Gelände die große Kirche St. Cosmas und Damian steht

, weitgehend beantwortet: An dieser Stelle stand schon immer eine gleich große Kirche - seit dem 6. Jahrhundert. Über die fast sechs Jahrhunderte der ersten Kirche wissen wir freilich nur, daß in der frühen Zeit bestattet wurde. In der Zeit der Romanik wurde die Kirche weitgehend erneuert und mit einer halbrunden Apsis ausgestattet. 300 Jahre später erforderte das Raumgefühl der Gotik den hohen Dreiachtelchor mit Gewölberippen und die Erhöhung des Schif fes sowie einen hohen Turm mit Spitzhelm

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Schlern
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Page 65 of 215
Date: 01.01.1993
Physical description: 215
für das Aufstellen von Vortragskreuzen oder Wall fahrtsfähnchen zu interpretieren sein (z. B. Säben, Kreuzkirche, 2. Hälfte 17. Jahrhundert). Südseitig der Kirche wurde eine neue Sakristei erbaut und wie das Schiff mit einem Kreuzgratgewölbe versehen, die Rechtecktür in Sandstein gerahmt. Die Verlegung der Sakristei steht möglicherweise mit den Terrassierungsarbeiten in Zusammenhang, die ebenfalls 1604/05 durchgeführt und von Paul Delai geleitet wurden. Der Bau der talseitigen Stützmauern, die im Südosten 10,40

m hoch sind, führte zur Verbreiterung der Terrasse südseitig der Kirche. Bei dieser Gele genheit wurden wohl der Südmauer des Schiffes aus statischen Gründen Stütz mauern vorgeblendet. Nordseitig setzt heute die obere Terrasse direkt an der Kir che an, ein Teil der nordseitigen Sakristei ist darunter verschüttet. Es könnte sein, daß in Zusammenhang mit den südseitigen Terrassierungsmaßnahmen die obere Terrasse zur Kirche und zum Berg hin verbreitert und dabei die alte Sakri stei aufgegeben

und zum Teil einplaniert wurde. Eigenartigerweise blieb sogar in dieser frommen, aber nicht unbedingt traditionsträchtigen Zeit der große Fels block zwischen Kirche und Baumannhaus unberührt. Er behauptet noch heute seinen Platz. Der Brunnen in der Mitte des Platzes zwischen Baumannhaus und Kirche könnte von der Mauertechnik her noch durchaus zu den Maßnahmen von 1604/05 gehören. Ergebnisse Die Kirche St. Cosmas und Damian steht jahrhundertelang im Zeichen der Wallfahrt. Die großen Einnahmen an Opfergeld

und gelblich (kein einziger ließ sich intakt bergen), von zwei verschiedenen Formaten (29x19 cm und 24x24 cm, Stärke in beiden Fällen 5 cm) und nicht in Reihe verlegt. Hier ist nicht nur Niedergang des Handwerks, sondern wohl auch Nachlassen des Interesses (und der Wallfahrt?) zu spüren. Das Ende ist unrühmlich. In weiser Vorausah nung zieht Stift Gries das Kirchenvermögen an sich und verkauft die kostbaren Votivgaben. 1786 wird noch das Kirchweihfest begangen, dann die Kirche ge schlossen. Es ist das Ende

einer über 1000 Jahre alten Wallfahrt. Nicht erst die gotische Kirche stand im Zeichen der Wallfahrt. Auch die roma nische Kirche war Wallfahrtskirche von Anfang an. Bereits die Weiheurkunde von 1230 legt die Aufteilung der Opfergaben fest, als Besoldung des Provisors die eine Hälfte, als Altaropfer für den Pfarrer von Jenesien die andere Hälfte. Man rechnete also mit erheblichen Einnahmen, woraus bereits Atz-Schatz eine Tradi tion ableitete (K. Atz, A. Schatz, Der deutsche Anteil des Bisthums Trient

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Page 53 of 215
Date: 01.01.1993
Physical description: 215
Lage West-Ost mit Schädel im Westen (mündlicher Bericht einer Lehrperson über einen Aufsatz „Das schönste Sommererlebnis“), um 1980 angeblich syste matisch freigelegt. Dokumentation nicht vorhanden. Für die Bestattungen in und an der frühmittelalterlichen Kirche gibt es ei gentlich keine Erklärung. Sicher ist nur, daß sie nach 800 nicht mehr möglich wa ren. Ob das erst 1992 angetroffene Grab 8 in der Terrasse nördlich der Kirche und das nur mündlich eruierte Grab 9 südlich der Kirche

verfügbar gewesen, das heißt, noch produziert worden sein - was bereits im 5. Jahrhundert selten ist. Die Mehrfachbestattung aber weist, genauso wie die gemauerten Grüfte, auf Romanengräber. Die romanische Kirche Der romanische Kirchenbau, wohl mit der Weihe von 1230 zu verbinden, ist als Neubau anzusehen. Er erhält eine Rundapsis, folgt aber den Strukturen der Vorgängerkirche, benutzt die Süd- und die Westmauer und übernimmt die Größe des Schiffes - mit einer gewissen Unsicherheit hinsichtlich

der Breite, da ja die Nordmauer des Vorgängers nicht bekannt ist. Selbst noch für die Romanik verblüfft die Größe dieser isoliert stehenden Kir che: Das Schiff mißt in der Länge 14,80 m, in der Breite 8,20 m, der Einzug der Apsis beträgt beachtliche 2 m. Die Gesamtlänge der Kirche ist innen 17,60 m. Die Südmauer der Vorgängerkirche wurde weiterverwendet - bis zu welcher Höhe konnte nicht festgestellt werden -, der Seitenannex abgebrochen. Der 0,60 m starken frühmittelalterlichen Mauer wurde romanisches

Mauerwerk außen vorgeblendet, so daß eine Mauerstärke von nun 0,75 m erreicht wurde. In der geöffneten Fläche außen an der Kirche hob sich die frühe Mauer mit dem röt lichen Mörtel (in feuchtem Zustand, in trockenem Zustand weißlich) deutlich von der Verstärkungsmauer ab, die noch ganz an das 12. Jahrhundert erinnert: Hand quader, also sehr kleinformatig zubehauene Steine in horizontalen Lagen mit weißem, sehr hartem Mörtel gemauert. Die Westmauer hingegen ist nach innen um ca. 15 cm verstärkt

. Die Mauerstruktur konnte unter den Putzschichten zwar nicht festgestellt werden, doch weist die Mauerstärke von 0,75 m auf ein ähnli ches Verfahren wie bei der Südmauer. Die Nordmauer der romanischen Kirche wurde dagegen von Grund auf neu erbaut, unabhängig davon, ob an ihrer Stelle die Nordmauer des Vorgängers stand oder nicht. Zum einen ist die Mauer im Auf gehenden noch über die nordseitige Terrasse hinaus durchgehend 0,80 m, im nach Norden vorkragenden Fundament bis 1,30 m stark, zum anderen weisen

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Page 33 of 215
Date: 01.01.1993
Physical description: 215
zuschließen, ebenso wie andere nicht näher bestimmte römerzeitliche Funde aus dem Bereich von Großkarne] 1.”) Die archäologische Datierung der ersten Kirche weist ins 6. Jahrhundert '), wofür auch deren Patrozinium spricht, zumal der oströmische Kaiser Justinian, auf die Fürbitte der Ärztebrüder geheilt, zu einem besonderen Verehrer von Cos- mas und Damian wurde und seine Generäle und Comites zur Zeit der Gotenkrie ge überall den beiden Heiligen Kirchen und Kapellen erbauten, so auch die linke

Seitenkapelle der Kirche auf dem Doss Trento, die um 530 von Bischof Eugippius eingeweiht wurdet 7 ) Eine nicht näher bestimmte Kupfermünze vom südlichen Vorplatz der Kirche“) und eine Bronzemünze (Mittelbronze) des Kaisers Maxi- mianus Herculius (286-305) von der Ruine Greif enstein'") sind, abgesehen von der Kirchenanlage mit den zugehörigen Gräbern, bislang die einzigen (spät)römisch- frühmittelalterlichen Funde am oberen Greifensteiner Hang. Für den Nachweis eines castrums

m ) wird man doch auch entsprechende Baureste profaner Bauten fordern müssen. Und so bleibt für die außergewöhnlich große erste Kirche von Cosmas und Da mian weiterhin ein Bezug zum ,uralten* Kult mit dem heilsamen Wasser im Heili gen Winkel zwischen Siebeneich und Moritzing wahrscheinlich, der, zunächst schon von einem römischen Tempel überschichtet, dann wohl unter Kaiser Justi nian christianisiert und mit einer Kirche überbaut worden sein dürfte." 1 ) Und letztlich sollte nichts dagegen sprechen, daß in spätrömisch

-frühmittelalterlicher Zeit - zeitweise? - mit diesem Kultplatz aufs engste eine kleine Militäranlage, ein castrum, verbunden war, wie sie so zahlreich gerade aus der näheren Umgebung bekannt sind. Zu deren Ausstattung zählte seit der Christianisierung des römi sches Heeres in besonderer Weise auch eine Kirche. Für dessen Nachweis aller dings bedarf es, wie gesagt, weiterer archäologischer Spuren. Anschrift: Dr. Paul Gleirscher, Landesmuseum für Kärnten, Museumgasse 2, A-9021 Klagenfurt ") Meyer (Anm. 15), 1 (Kupfermünze

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Page 37 of 215
Date: 01.01.1993
Physical description: 215
Abb. 3: Siebeneich, St. Cosmas und Damian. Platz zwischen Kirche und Baumannhaus mit dem seltsamen Felsklotz. Zustand 1978. Foto: LDA Nr. 4900 höher der kleine gepflasterte Hof zum Baumannhaus liegt. Ein offenbar als wich tig erachteter mächtiger Felsblock blieb dort allerdings stehen, unter dem von Toni Ebner jun. 1985 ein bronzener Zapfhahn geborgen wurde. Nördlich des Kir chenschiffes konnten 1992 die obertägig abgeschroteten Felsen und die bergsei tige Begrenzung des planierten Platzes

durch eine alte Mauer beobachtet werden. Die Abarbeitung des Felsens reicht also etwa 2 bis 3 m über den Bereich der Kir che nach Norden weiter. Heute ist mit neuen Mauern eine zweite, stark erhöhte Terrasse angelegt und neuerdings zum Berg hin verbreitert. Über diese obere Ter rasse erfolgt, wohl schon seit dem 19. Jahrhundert, der Zugang zum Haus. Früher führte hier nur ein schmaler Steg bergauf, zum Teil als gepflasterter Weg, zum Schloß Greifenstein. Im Südbereich der Kirche brauchte nicht Felsen

künstlich aufgebracht und nicht von Natur aus abgelagert ist. Süd lich der Kirche konnten wir den Planierlehm noch im Bereich des Seitenannexes der ersten Kirche beobachten. Wie weit die Planierung nach Süden reichte, bleibt unbekannt. Durch den späteren Bau von riesigen Stützmauern, im Durchschnitt von 8 m, im Südosten gar 10,40 m Höhe (um 1604, wie Leo Andergassen eruierte), ist der ebene Platz südlich der Kirche heute etwa 6 m breit. Ein niedriges Brü- stungsmäuerchen mit durchlaufender Sitzbank

bildet die Begrenzung, am Bau mannhaus vorbei ebenfalls. Zwischen Haus und Kirche aber ist die Stützmauer unterbrochen. Hier führte einst der Weg herauf und mündete am Platz vor dem Westportal der Kirche. Auf dem gesamten planierten Areal fanden wir eine schwarze Kulturschicht mit viel Kohle und Ziegelbruch und auf dieser Brandschicht anplanierten Bau schutt aus Mörtelbrocken, Steinen und wiederum Ziegelbruch. Im nördlichen Kirchenbereich und nach Norden darüber hinaus lagen die Schichten direkt

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Page 34 of 215
Date: 01.01.1993
Physical description: 215
Ilitns Nothdurfter Der Kirchenbau von St. Cosmas und Damian Archäologischer Befund Die Kirche St. Cosmas und Damian, einsam über dem Etschtal am steilen Greifensteiner Hang gelegen, war 1971 noch so sehr zugewachsen, das Areal ringsum verwildert, daß es kaum gelang, an sie heranzukommen. Das üppige Kli ma und der mediterrane Pflanzenwuchs hatten das bewirkt, nachdem die Wall fahrt aufgehoben, die Kirche verlassen war. Nur am Bau selbst hatte die Natur noch keine Schäden angerichtet. Heute

ist die Wildnis verschwunden, das Areal eingezäunt, der Zugang endgültig versperrt. Als die neuen Hausherren sich auf Cosmas und Damian im Baumannhaus nie derließen, kümmerten sie sich nach der baulichen Sanierung des Wohnhauses bald auch um die Kirche. 1984 genehmigte das Denkmalamt die Erneuerung des Fußbodens. Damit wurde eine Kirchengrabung erforderlich, um vielleicht, über mögliche Vorgänger, eine Erklärung zu finden für die Größe der Kirche in so iso lierter Lage. 1985 konnte das gesamte Kircheninnere

mit Ausnahme der Sakristei unter sucht werden, 1986 wurden die Grabungsergebnisse vorgelegt, ohne Pläne aller dings (Hans Nothdurfter, Kirchengrabung in St. Cosmas und Damian in Sieben eich. In: Denkmalpflege in Südtirol 1985 [1986] 253-264). Als 1992 im Zuge von Kanalisierungsarbeiten die Terrasse bergseitig der Kirche geöffnet, die Nord mauer zur Gänze freigelegt und eine Betonziegelwand vorgeblendet wurde, konn- Abb. 1: Siebeneich, St. Cosmas und Damian. Westfassade 1978 vor Beginn der Bauarbeiten

. Sichtbar hier die obere Ter rasse und die untere Terrasse rings um die Kirche. Portal 15. Jahrhundert (?). Rosette um 1520, linkes Seitenfenster 1538. Dachsituation um 1900 nach ei nem Brand. Foto: LDA Nr. 4901

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Page 201 of 215
Date: 01.01.1993
Physical description: 215
an seine Frau Martha Brigl verehl. Brigl am 2. März 1939 über. Am 8. Februar 1956 erwarb Fritz Brigl, Sohn des Friedrich, die beiden Bauparzellen und den zugehörigen Grund. Mit Kaufvertrag vom 29. Dezember 1977 erwarb Dr. Michl Ebner das Eigentums recht. 8.2. Bauliche Veränderungen an der Kirche 1907 In den Mitteilungen der k. k. Zentralkommission für Erforschung und Erhal tung der Kunst- und historischen Denkmale von 1908 erscheint folgende Notiz: „Siebeneich bei Terlan, Kirche zu den h. Kosmas und Damian

. Konsarvator Atz berichtet, daß die kunstgeschichtlich wertvolle, malerisch gelegene Kirche, wel che im Privatbesitze steht und zu profanen Zwecken verwendet wird, ein entstel lendes Notdach aus Brettern erhielt. Die Z K. pflegt weitere Erhebungen. “ M ) Den baulichen Zustand vor der Neueindeckung gibt die Bleistiftzeichnung von Richard Wolf wieder, die 1922 im „Schiern“ veröffentlicht wurde."' 9 ) Der Ver gleich mit dem heutigen Zustand ergibt, daß nicht nur die Dachhaut verändert wurde

Jahrhunderte nach der Aufhebung der Kirche und der Veräuße rung durch das Stift gelangte die Kirche wiederum in eine engere Beziehung zum Stift Gries. Mit dem Kloster Muri war 1841 auch das Benediktinerinnenstift Hermet- schwil aufgehoben worden, später jedoch wieder geöffnet mit der Auflage, keine Novizinnen aufnehmen zu dürfen, was einem langsamen Aussterben gleichkam. Mit Hilfe des Abtes von Muri-Gries Augustin Grüniger (1887-1897) gelang es der Klostergemeinschaft, das ehemalige

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Page 118 of 215
Date: 01.01.1993
Physical description: 215
Die Kirchweihen von San Lugano und Lengmoos können mit Parallelen auf warten: Beide beziehen sich auf Gotteshäuser, die in einer engen Beziehung zum Hospitalwesen stehen. Leider haben sich vom Originalbestand an beiden Bauten nur mehr die Kirchtürme erhalten, allerdings dürfte die Breite beider Sakralräu me durch den hochmittelalterlichen Neubau um 1225 bestimmt worden sein. Der St.-Lukanus-Kirche war ein Hof beigestellt, der dazu verpflichtet war, Reisen den, die ins Fleimstal zogen

durch eine Bruderschaft verwaltet wurde, die dann in den 30er Jahren - zwischen 1234 und 1237 - dem Deutschen Ritterorden beitrat, welcher effizienteren Schutz bot. In Lengmoos wird noch das romanische Rundbogenportal, das beim gotischen Neu bau der Kirche sekundär versetzt wurde, in die Zeit der ersten Weihe datiert. 34 ) Spärlich sind die Indizien, die den hochmittelalterlichen Besitzer der Kapelle ausweisen. Die Zugehörigkeit zur Pfarre Jenesien läßt sich anhand des Urkun denmaterials im ersten Jahrtausend

, so daß sich ab dem späten 12. Jahrhundert - auch zum Zeitpunkt des Kirchenbaues und der Weihe - die Kirche in Trienter Händen befand. Im Schutzbrief Kaiser Friedrichs I. für das Kloster Au vom 1. Mai 1189 wer den Besitzungen des Klosters in der Pfarre Jenesien angeführt. Ausdrücklich wird hier jedoch auf Eigentum der Kirche von Trient verwiesen, allerdings nicht näher beschrieben. Die Vogtei über das Kloster Au übten die Herren von Eppan aus. 35 ) Es fällt auf, daß bei der Ortsangabe der Kapelle die hoch aufragende

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Page 91 of 215
Date: 01.01.1993
Physical description: 215
mehr Wasser in der Grube." 1 ) Erstmals wird auch eine Bauanalyse versucht, wo bei Atz den gotischen Kirchenchor mit der Altarweihe 1457 in Verbindung bringt, das Sternrippengewölbe jedoch später ansetzt. Letztgenannte Diözesanbeschreibung bildet die Voraussetzung zu Josef Wein gartners Kunsttopographie, die ausführlich diese Kirche untersucht und die ein zelnen Bauphasen klar voneinander trennt.") Ein ei'stes Mal scheinen hier die am Bau selbst angebrachten Jahreszahlen auf, wodurch

dieser Kapelle streifen bzw. Einzeldokumente veröffentlichen. Zusammen mit einer Zeichnung von Richard Wolff, die die Kirche noch mit dem steilen Spitzturm zeigt, wird im Schiern 1921 in einem Kurzartikel auf diese Kirche verwiesen. 1 ') Eine Literaturkompilation bietet Otto Kostenzer in seinem Beitrag zur Cos- mas-und-Damian-Verehrung in Tirol. Erstmals werden die Steinmetzzeichen am Südportal veröffentlicht. 11 ) Anneliese Wittmann berücksichtigt 1967 dem Wall fahrtsort in ihrer breitangelegten Studie

Tirols, Passau 1922, S. 86; Vgl. K. ATZ, A. SCHATZ, wie Anm. 10, S. 277. '") Hingewiesen sei in diesem Zusammen hang auf das alte Zenopatrozinium in Missian, der Burg der Greifensteiner ge nau gegenüber. Vgl. K. F. ZANI, St.-Ze no- oder St.-Apollonia-Kirche zu Mis sian, in: Der Schiern 63, 1989, S. 503-505. “) A. GAISBÖCK. Über Wallfahrten und Wallfahrtsorte in Tirol, in: Tiroler Hei mat, Jahrbuch für Geschichte und Volkskunde, hrsg. von H. WOPFNER und F. HÜTER, 1956, Bd. 20, Inns bruck-Wien 1957, S. 7-27, S. 23.

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Page 88 of 215
Date: 01.01.1993
Physical description: 215
im Kultgeographischen das Phäno men der breiten Verehrung der beiden Wunderheiler zu umreißen, denen im alten Tirol eine Reihe von Heiligtümern geweiht ist. Dabei bleiben ikonographische Aspekte im Blickfeld; gewiß ließe sich noch manches zur engen Verbindung mit dem Volksleben sagen, was aber hier deutlich an den Rand gedrängt wird: Zu deutlich ist der Kult mit der Medizingeschichte verwoben. Nur wenige Jahrzehnte nach der ersten archivalisch nachweisbaren Weihe handlung auf St. Cosmas und Damian wird die Kirche

in die Hände des Klosters Gries gespielt, dessen wechselvolles Schicksal sie bis zur Sperre 1786 teilt. Die enge Beziehung zu den Chorherren von Gries bestimmt nachhaltig das religiöse Leben der Wallfahrt, die eher karge Aktenlage der Kirche rekonstruiert das Bild eines florierenden Wallfahrtsortes, der nach seiner Aufhebung ein Weiterleben in Glaning erfahren konnte. Heute gilt die Wallfahrt für erloschen. Geblieben sind jedoch die bildhaften Zeugnisse einer einstigen Heiligenverehrung, die im spe ziellen

hinaus läßt sich dies auch durch steigende Opfergelder an * Die vorliegende Arbeit wurde vom heu tigen Besitzer der ehemaligen Cosmas- kirche Dr. Michl Ebner im Frühjahr 198!) in Auftrag gegeben. Ein herzlicher Dank gebührt an dieser Stelle P. Plazidus Hungerbühler für die bereitwillige Hilfe beim Auffinden von Archivalien zur Geschichte der Kirche, ebenso Altabt P. Dominikus Löpfe für die Erlaubnis, über einen längeren Zeit raum hindurch in Muri-Gries Nachfor schungen zu St. Cosmas anzustellen

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Page 66 of 215
Date: 01.01.1993
Physical description: 215
zwischen der Partei um den Bischof von Trient einerseits und der Grafen von Tirol andererseits. Da erreicht Graf Meinhard II. 1265 die Übergabe von Burg Greifenstein durch den Trientner Ministerialen und Inhaber der Burg. Anstatt der vom Bischof geforder ten Rückgabe läßt Meinhard die Burg 1276 zerstören. Sie bleibt Ruine bis 1334. Mehrere Schiedssprüche befinden über die Situation. Die Weihe der Kirche St. Cosmas und Damian von 1310 scheint mir der Versuch, bischöflichen Einfluß links der Etsch nocheinmal

zu demonstrieren. Dann greift die Ablaßverleihung von 1323: der größte Teil der in der Kirche verlorengegangenen Münzen stammt aus dieser Zeit (Beitrag Münzfunde in diesem Heft), was Aufblühen der Wallfahrt und große Spendenfreude dokumentiert. 1328 erhält das Kloster in der Au, mächtiger Parteigänger des Bischofs, die Pfarre Jenesien und damit die Wallfahrtskirche St. Cosmas und Damian. Nicht lange dürfte die Blütezeit der Wallfahrt gedauert haben. Es folgt die Pest von 1348, und es folgen kriegerische Wirren

auch die Erneuerung von Boden und Wandputz sowie die teilweise Ausstattung mit Fresken zu dieser Zeit anzusetzen. Für die Anfänge der frühmittelalterlichen Kirche ist die Frage nach dem War um noch zu stellen. Über das Ziegelplattengrab konnte der Bau der ersten Kirche aufgrund der noch vorhandenen römischen Ziegelproduktion oder -lager einer seits und der Silberplättchen im Grab anderseits eingegrenzt werden auf das 6. Jahrhundert. Die Silberplättchen sind Versteifungen von Stoffgürteln, die in

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Page 192 of 215
Date: 01.01.1993
Physical description: 215
6.2. Die Inkorporation an das Stift Gries „ad portam clausam“ 1632 Zu den für unsere Kirche ausschlaggebenden Aktionen, die der am 25. März 1621 als Nachfolger von Propst Nikolaus Schueler gewählte, aus Weilheim stam mende Prälat Balthasar Baur (1621-1628) setzte, zählt die Inkorporation der Cos- maskirche an das Grieser Stift.“ 5 ) Der Vollzug der Inkorporation gliedert sich in zwei Teile: Zuerst erfolgte die Erlaubnis von seiten der kirchlichen Diözesan- behörde, danach beschloß

) Im folgenden sei genauer auf das klösterliche Bittgesuch eingegangen, da dort eingehender die Gründe für die Notwendigkeit einer baldigen Inkorporation ge nannt sind. Die Kirche liege „engst bey dem Closter Grieß“. Der Prälat übte seit her das Vogteirecht über die Kirche aus und ließ eine Wochenmesse lesen, „weil- len dan zu mer gesagten Capellen nit ain schlechte Anzal der Kürchfarter kho- men, durch dero Opfer die Capelle zimblich aufgenomben“. Die Vorgänger des Prälaten hätten einige Bauersleute

die Kirche besuchen, holte er den Rat des Herrn Landeshauptmanns ein (das Schrei ben des Landeshauptmanns lag dem Gesuch bei). In Zukunft sollen die Kirchen pröpste weiterhin dem Amtmann des Stiftes die jährlichen Abschlußrechnungen vorlegen. Weiters - so der Prälat - „will ich mich, sambt meinem Convent, für uns unnd all unnser nachkhomen zu ewigen Zeiten obligiert unnd recurriert haben, sollich Capellen, so wol alß unser anvertrauts Closter mit allen notwendigkhai- ten, nicht außgenomben, ohne abgang

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Page 64 of 215
Date: 01.01.1993
Physical description: 215
und zwischen den Stufen Ziegelsplitt ver mauert ist. Da für 1605 die Empore datiert ist, ist auch die Treppe damit zu ver binden. Daß man nach dem aufwendigen und technisch perfekten Bau von Chor und Turm auf Steinrollierung und überhaupt auf einen qualitätvollen Boden nicht nur im Schiff, sondern sogar im Chor verzichtete, kann zum Teil wohl damit er klärt werden, daß die Mittel erschöpft waren, zum anderen Teil aber auch mit un terschiedlichem handwerklichen Können im Bauhandwerk. Die Höhe der neuen Kirche

mit den abgesetzten Steildächern über Schiff und Chor und mit dem Spitzhelm des Turmes muß wahrhaft eindrucksvoll gewesen sein (Einen guten Eindruck vermittelt die Zeichnung von Richard Wolff, in: Der Schiern: 1921, S. 287. Der niedrige Sakristeibau ist zunächst noch wegzuden ken.). Erst lange nach Aufhebung der Kirche, nach einem Brand um die Jahrhun dertwende, erhielt die Kirche die heutigen, entstellenden Dachschrägen. Frühbarocke Baumaßnahmen Aus den Jahren 1604/05 sind größere Baumaßnahmen überliefert

. Sie betref fen den Einbau des Gewölbes im Schiff, den Bau einer südseitigen Sakristei und, wie es scheint, umfangreiche statische Sicherungs- und Terrassierungsarbeiten (siehe Beitrag Andergassen in diesem Band). Als 1604 die Holzdecke im Schiff der Kirche entfernt und ein Gewölbe einge baut wurde, war bereits eine neue architektonische Welt hereingebrochen. Die aus Mailand in Bozen eingebürgerte Familie Delai baute überall im Land in frühbarocken Formen. In St. Cosmas und Damian wurden vier Pfeiler

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Page 204 of 215
Date: 01.01.1993
Physical description: 215
. Restaurierungs- und Sanierungsmaßnahmen Mit den Sanierungsarbeiten am heruntergekommenen Bau wird bald nach der Übernahme der Kirche und des Mesnerhauses durch Dr. Michl Ebner begon nen. 3 " 4 ) 1979 führte Roland Mumelter eine Dachreparatur am Mesnerhaus durch. Zimmermann Karl Aster aus Jenesien erneuert den Söller und das Geländer. Maurerarbeiten führte Benedikt Egger aus Jenesien durch, das Streichen der Fas saden erledigte Maler Chiusole aus Bozen. Die Herstellung der neuen Fenster- und Türstöcke

besorgte Josef Egger aus Montan. Das Mesnerhaus (Bp. 358, Einle- gezahl 499/11 Katastralgemeinde Jenesien) wurde mit dem Landesausschußbe schluß Nr. 8636 vom 17. 12. 1979 unter Denkmalschutz gestellt. Aus demselben Jahr datiert eine Planskizze im Archiv des Landesdenkmalamtes, die eine Rekon struktion des lim hohen Spitzhelmes vorsieht. 1980 wurde der Weg unterhalb der Kirche geringfügig verbreitert, um die oh nehin einspurige Zufahrt zu erleichtern. Die Fassadenflächen der Kirche wurden mit Kalkmörtel

ausgebessert, die Flickstellen anschließend mit Kalkmilch lasie rend übergangen und den restlichen Flächen angepaßt. Maler Chiusole reinigte zudem die gekalkten Natursteine. An der Südwand der Kirche entdeckte man die ältere Freskoschichte, die allerdings bis zum heutigen Tag noch nicht freigelegt werden konnte. 1981 besserte Maler Chiusole die Dekoration an den Gewölberip pen des Chores aus, das Fresko im Chorscheitel wurde freigelegt und restauriert (Restauro Dipinti, Bozen). 1982 wurden

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Page 147 of 215
Date: 01.01.1993
Physical description: 215
an Ostern, Pfingsten und am Patrozi nium eingesammelt wurden (auf Abweichungen komme ich später zurück), die regulariter unter den Einkünften aufscheinen, zu denen natürlich auch die Zins erträge der zur Kirche gehörigen Höfe und Grundstücke kamen. Die Auswertung der Rechnungen erfolgt nach Themenbereichen. Dabei wird Sorge getroffen, daß alle in den Raittungen auch nur gestreiften Bereiche berührt werden, was ein recht buntes Bild eines aufstrebenden Wallfahrtsortes zur Zeit der beginnenden

präsentiert. 121 ) Was die finanzielle Potenz der Kirche angeht, so muß hervorgehoben werden, daß in den behandelten Jahren niemals negative Summen aufscheinen. 1 ') Auch ist anzumerken, daß mittels der eingegangenen Gelder nicht in erster Li nie teures Kirchengerät angeschafft wurde, sondern notdürftige und dringende Arbeiten zur Ausführung kamen. Die „Modernisierung“ im Bereich der Liturgie wurde deutlich auf den zweiten Platz verwiesen. Aufgrund dieses an sich positi ven Tatsachenbestandes

ist es nicht ganz verständlich, warum das Stift beim An suchen um die vollständige Inkorporation der Kirche die schlechte Geschäfts führung der Kirchpröpste geißelt. Auf der anderen Seite ist zu bedenken, daß das Kloster sich wohl kaum um eine Kirche bemüht hätte, die keine Erträge abwirft. Die Kirchpropstrechnungen wurden regelmäßig im Laufe des Jänner oder Fe bruar vom KirchVerwalter dem Propst des Klosters Gries persönlich in seiner Funktion als „ Colator des auch würdigen Gottshauß Sanct Margrethen Pfarrkhy

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Page 198 of 215
Date: 01.01.1993
Physical description: 215
hatte. Wenn die Gemeinde diese aber nicht behalten wolle, so soll der Erlös aus einem Verkauf zum besseren Unterhalt des Kooperators zufallen. 355 ) Das heute aufgestellte Instrument kam kurz nach dem Erweiterungsbau der Kirche 1915 auf die Empore und wurde durch Meister Josef Behmann aus Schwarzach gefertigt (16 Register). 356 * ) Die josephinischen Beweggründe für das Auslöschen von traditionsreichen Wallfahrten, das nicht nur regionale Orte betraf, sondern in gleicher Weise große Wallfahrtsorte wie etwa Maria Zell

, als gut abzufertigen“. 351 ) Mögen diese einzelnen Punkte auch nicht für die im Spätbarock sicher nur mehr lokale Wallfahrt zu den heiligen Ärzten genau zu treffen, so spiegeln sie doch die Einstellung der Mehrheit wider. Der Wallfahrts zuzug hatte allerdings in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von selbst ab genommen, was die Einnahmen aus dem Opferstock beweisen. 7.2. Der Verkauf der Kirche und des Mesnerhauses Im April 1788 läßt das Kreisamt den Abbe Commendataire Roger Schranzho fer

(November 1787 bis Oktober 1790) 358 ) in Gries wissen: „Zufolge hohen guberl. Erlasses von 3ten und Empfang 12ten April wird kein Anstand genommen, daß nicht die gesperrte kleine St. Cosmas und Damian Kirche nebst dem daranstos- Ma ) St. A. Gr., D. 40. Verzeichnus derjenigen Geräthe, welche bey Sperrung der dem Chorherren Stift zu Gries einverleibt, und mit allen übergebenen in Gericht Jenesien liegenden Koßman und Dami an Kirche sich vorgefunden haben. Der Administrator Augustin Nagele be scheinigt

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Page 199 of 215
Date: 01.01.1993
Physical description: 215
senden Meßnerhaus dem H. Graf Paris von Wolkenstein gegen baaren Erlag von 200 fl. Landkurrent und gegen Übernahme aller darauflastenden was immer...ha ben mögenden Oblagen und Steuern als ein Eigenthum überlassen werden mö ge.“™') Der Verkauf wird endlich am 9. September 1788 durch den Wolkensteini- schen Verwalter Anton Felix Wenser um 200 fl abgeschlossen, der den Vertrag besiegelt.'“ 0 ) Im Kaufkontrakt werden auch die übrigen Wolkensteinschen Besit zungen aufgeführt. Die St.-Cosmas-Kirche

wurde es dann zum Bozner Landgericht geschlagen; 1810 kam es zum Königreich Italien und wurde 1817 dem Landgericht Karneid mit Sitz in Bozen einverleibt. 1849 schloß man es an das Bezirksgericht Bozen. 362 ) 8. Das Heiligtum nach seiner Profanierung 8.1. Zur Besitzerabfolge nach dem Verkauf der Kirche von 1788 Im Steuerkataster von Jenesien, der 1777 angelegt wurde, ist für das Mesner haus bei St. Cosmas das Stift Gries als Besitzer eingetragen: „Die bei löblicher S: Cosma und Damiani Kirch

190, die Kirche die Nummer 189. Ein späterer Eintrag beim Mesnerhaus weist dieses als der gnädigen Ge richtsherrschaft zugehörig aus. Mit dem Verkauf vom 9. September 1788 waren Kirche und Mesnerhaus in den Besitz des Grafen Paris von Wolkenstein gekom men. 3 “) 1846 nennt Johann Jakob Staffier die Cosmaskirche in den Händen der Grafen Wolkenstein, die sie als Wirtschaftsgebäude nutzten. 36 ') Durch die Lehen-Allodialisierungs-Erkenntnis der hohen k. k. Lehen-Allodia- lisierungs-Landes-Commission

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Page 191 of 215
Date: 01.01.1993
Physical description: 215
. Hier steht er wieder im Verbund mit St. Sebastian, weiters den Heili gen Jakobus d. Ä., Anton Abt und der Madonna. 314 ) Auslösender Faktor für das Anbringen der Gesundheitspatrone waren sicherlich die in der ersten Jahrhun derthälfte grassierenden Pestwellen. 6. Die Beziehungen der Kirche zum Augustinerchorherrenstift Gries 6.1. Die Übernahme des Patronates der Pfarre Jenesien durch das Stift in der Au 1328 Spätestens seit der Weihe der Cosmaskirche Ende Juli 1230 durch Bischof Gerhard wird die überaus

enge Beziehung zum Stuhl des hl. Vigilius in Trient deutlich, was ebenfalls in den erhaltenen Weiheurkunden des Jahres 1310 und im Ablaßbrief von 1323 unmißverständlich zum Ausdruck kommt. Die Kirche gehört zwar zur Pfarre Jenesien, wird aber vom Bischof einem Geistlichen verliehen, der seine Unterkünfte aus einem Benefizium bezieht. Vor der Weihe 1230 findet die Kirche zwar keine Erwähnung, darf aber doch als existent angenommen werden. Die Wallfahrtstradition wird 1230 nur fortgeführt

. Bischof und Domherren haben sich jedoch das Recht der freien Einkehr und Bewirtung im Widum Vorbehalten. Die Visitationen werden wie gewohnt durch den Bischof durchgeführt. Das Kloster hat 15 Pfund Pfennig jährlich am Vigiliusaltar in der Bozner Pfarrkirche zu op fern. 324 ) 1 ) Baudenkmäler in Südtirol, Bozen 1991, S. 181. 3n ) L. ANDERGASSEN, in: Kirche in Kal tem, Kaltem 1992, S. 120. 3U ) L. ANDERGASSEN, wie Anm. 293, S. 145. “) J. OBERKOFLER, wie Anm. 28, S. 14-15. 32 ‘) M. COLTORTI. La sequenza

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Page 41 of 215
Date: 01.01.1993
Physical description: 215
Abb. 6: Siebeneich. St. Cosmas und Damian. Im Hintergrund links das römische oder spätantike Mäuerchen von einer vor-kirchenzeit- lichen Bebauung. Links die gemauerte Gruft Grab zwei, davor Estrich D, der älteste Kir chenboden. Rechts rezente Gruben im Kirchenboden. den sich, doch wesentlich dünner, im Apsisbereich der Romanik und teilweise im gotischen Chor, hier über die Lehmplanierung hinausgreifend. An der Stelle der späteren Kirche hatte also in früherer Zeit ein gemörtelter Steinbau

gestanden, ungefähr so groß wie die heutige Kirche, doch nordseitig et was weiter, ostseitig nicht ganz so weit reichend. Von diesem Bau stammt der Bauschutt, in dem Bi-uchstücke von rotem Trentiner Marmor, Tuff und die vielen römischen Ziegelbi’uchstücke auffallen. Es gehöi'en aber auch die Spolien dazu, die im Fundament des gotischen Chores vermauert und vor dem rechten Seitenal tar im Boden verwendet sind (eine Säulentrommel aus rotem Trentiner Marmor, L. 42 cm, Dm. 17,5-22 cm), sowie die 1,80

könnten allenfalls in den 0,60 m starken Mauerteilen der fi’ühmittelalterlichen Kirche vei'mutet werden, zumindest weisen die Maße auf Kontinuität. Einen Sinn gibt ein großer und aufwendiger römischer Bau an dieser Stelle nur dann, wenn er als Tempel interpretiert und in der Kontinuität eines vorrömi schen Heiligtums gesehen wird. Unter den reichen eisenzeitlichen Funden vom „Heiligen Winkel“ Moritzing-Siebeneich, über die letzten 150 Jahre ohne Fund zusammenhang aufgelesen und nur zu einem kleinen

von Cosmas und Da mian planiert und auf dem ebenen Platz ein gi'oßer Bau aufgeführt wurde. Der Bau wurde durch Brand zerstört. Der Bauschutt diente dann als Planiermaterial für die Kirchenbauten, zunächst als Unterlage für den Estrich der ersten Kirche.

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