Christliche Kunst in Tirol : anläßlich der Ausstellung »Tiroler Künstler« in Westfalen-Rheinland
allgemeiner als in der christlichen Kunst. Die Erscheinung läßt sich heute leicht erklären, hat aber doch viel fach den Vorwurf gebracht, daß die Kirche, früher Führerin in der Abfolge aller Kunst epochen, in den letzten Jahrzehnten keine wesentliche, bestimmende Auswirkung der letzten Entwicklungsrichtung genommen hat. In dem Streben nach Vergeistigung, Verinner- lichung, im Suchen nach dem Gedanklichen im Bilde kommt der neuesten Kunst wieder ein Charisma zu, das sie für den Gottesdienst prädestiniert
r as von jenem hin gebenden Geiste der Nazarener in neuer Form und neuer Aussprache lebendig aus dem Herzen der Künstler kommt, dann wird die beiderseitige gespannte Erwartung zwischen Künstler und Kirche sich in verständnisvoller Zusammenarbeit die Hände reichen. Die nazarenische Richtung in Tirol, eingeführt durch Georg Mader, Franz Plattner, Friedrich Waßmann, Gebhart Flatz, die noch unmittelbar in lebendigem Zusam menhange mit den großen Hauptmeistern jener Kunst standen, wurde von Alb recht von Felsburg, Edmund
von Wörndle, Franz Hellweger u. a. fortgesetzt, bis sie in einer Reihe von Epigonen sich verlebte. In der Bildhauerei vertraten J. Trenk- wader, J. Wasler und J. Winkler die Richtung, die dann leider in den Grödner Schnitzer werkstätten in Industrieerzeugnissen erstarrte. Die Architekten kopierten alle Stile der Reihe oder dem Auftrage nach. In der kirchlichen Malerei war die Richtung, die von Ludwig Seitz, Martin Feuerstein ausgehend durch Emanuel Raffeiner (Kirche in Roppen, Arzl, Mals, Berg-Isel
-Kapelle), durch Franz Fuchs (Kirche in Breitenbach, Franziskanerkirche in Hall, Andreaskirche in Salzburg) und Rudolf Margreiter (Kirche in Reit, Totenkapelle in Ziri) und Philipp Schumacher seine tüchtigen Vertreter fand, eine erfreuliche Belebung der fast seelenlos gewordenen Schemen der spätnazare- nischen Malerei. Im Altarbau und in der Plastik wirkte trotz des engen Anschlusses an gotische Vorbilder Josef Bachlechner neu belebend und nahm das Verdienst mit ins Grab, daß er durch seine Werkstätte