mit keinem Wort an diese Lebensfrage des deutschen Volkes rührte, obgleich nicht nur die deutschen Katholiken, sondern die Katholiken der ganzen Welt eine Stellungnahme erwartet hätten, mußte die Kirche einen neuen schweren Schlag erleben. Es ging an diesem Tag um die Erziehung der Jugend, um die Seele der katholischen Kinder. Bei der Schulein schreibung, die an diesem Tag und am folgenden Sonntag in den meisten Orten Deutschlands stattfand, fiel die Ent scheidung zwischen „Bekenntnisschule" und „deutscher
Gemeinschaftsschule". Die Bekenntnisschule, um die es sich hier handelt, hat den ganzen Unterricht aufgebaut aus christlichen Grund sätzen. Er wird nicht nur Religionsunterricht erteilt, son dern auch die andern Fächer, z. B. Geschichte, Natur geschichte usw. werden nach der christlichen Weltanschau ung behandelt. Die katholischen Kinder sind in der katho lischen Schule und werden dort katholisch erzogen, die evangelischen Kinder entsprechend in der evangelischen Schule. Diese Bekenntnisschule, deren Bestand
sind in diesen Schulen katholische, pro testantische, deutschgläubige, neuheidnische Kinder alle untereinander. So ist es zu begreifen, daß sich nicht nur die Protestan ten, sondern auch die Katholiken um ihre Bekenntnis schule wehren. Die Kirche und die Eltern wollen. daß ihre Kinder im Glauben der Väter erzogen werden, daß sie nicht ohne Religion in einem neuen Heidentum aufwachsen. Daß es tatsächlich so weit kommen wird, wenn sich die Gemeinschaftsschule vollständig durchsetzt, hat man bereits
, durch Zeitungsaufrufe, Plakate und Flugblätter, durch Rundfunk und schließlich durch wiederholten Einsatz der höchsten Autorität, kurz mit * allen Mitteln einer schrankenlosen Werbung, wobei ins besondere die gesetzliche Bestimmung tausendfach verletzt wurde, daß sich die Lehrer jeder Beeinflussung der Eltern hinsichtlich ihrer Willenserklärung zu enthalten haben. Demgegenüber war die Kirche, abgesehen von einer Ver kündigung von der Kanzel aus, jeder Möglichkeit völlig beraubt, die Eltern in der Oeffentlichkeit
, die zur Gemein schaftsschule gezwungen wurden. In Stuttgart gibt es über haupt keine Bekenntnisschule mehr, weil nur 57 Kinder eingeschrieben waren. Die Kirche will gegen diesen Zwang auf die Gewissen der Eltern bei den höchsten zuständigen Reichsstellen Pro test einlegen. Es ist wohl sehr fraglich, ob dieser Protest einen Erfolg haben wird. Mit schweren Sorgen sieht das Christentum in Deutsch land seiner Zukunft entgegen. Wer die Jugend hat, hat die Zukunft, so sagt man. Wenn Christus die deutsche Jugend