ab, bei welcher die wichtigsten und dringendsten Angelegenheiten der Kirche beraten wurden. Insbesondere wurde auch beraten, ob es gut sei oder nicht, wenn in dieser aufgeregten Zeit Priester als politische Führer auftreten. Tie Meinung der Bischöfe über diesen Punkt ist soeben der Öffentlichkeit bekanntgegeben worden. Diese Veröffentlichung hat folgenden Wortlaut: „Nach reiflicher Ueberlegung, ob es günstig oder ungünstig sei, daß katholische Geistliche unter den gegenwärtigen, besonders heiklen politischen Ver hältnissen
ist ganz klar. Seit Jahren haben die Sozialdemokraten das Schlagwort ge braucht: „Tretet aus der Kirche aus als Protest gegen die von Geistlichen geführte christlichsoziale Pariei und die von dieser gestützte Regierung!" Neuestens wird besonders in Kärnten und Steier mark von den Nationalsozialisten in die gleiche Kerbe geschlagen. Als im Jahre 1929 die Absalls- der Sozialdemokraten einen nicht mehr zu überbietenden Höhepunkt erreichte, legte der da malige Bundeskanzler Prälat Dr. Seipel ganz plötzlich
die Regierung zurück. Er begründete das damit, daß er den Abfallshetzern jene Zielscheibe nehmen wolle, auf die sie am liebsten ihre Ge wehre richteten. Sie sollten nicht mehr sagen kön nen: „Der Seipel, also der Vertreter der katho lischen Kirche, ist der Arbeiterfeind! Darum müßt ihr aus der Kirche austreten, wenn ihr mit Seipel unzufrieden seid." Was Seipel im Jahre 1929 für sich — als führender Staatsmann, als Bundes kanzler — vollzogen hat, das haben die Bischöfe nunmehr für alle Abgeordnete
und Mandatare des geistlichen Standes angeordnet. Es war ein großer Verlust für den Staat und für die christlichsoziale Partei, als Dr. Seipel damals sein Amt nieder legte und es ist ein großer Verlust, den die christ lichsoziale Partei heute durch das Ausscheiden namhafter Führer erleidet. Der Kirche aber voran dgs Heil der Seelen und das Bemühen, Aergerniste zu vermeiden. Warum sind dann die Geistlichen überhaupt in die Politik eingetreten? % Die Antwort ist einfach: ebenfalls aus Rücksicht
für das geistliche und leibliche Wohl des Volkes. Als in Oesterreich das Parlament entstand, ent fachte der Liberalismus oder der Freisinn, wie wir ihn heute nennen, den Kampf gegen die Rechte der Kirche. Das katholische Volk hat sich unter Füh rung seiner Oberhirten zur Wehre gesetzt. Um sich wehren zu können, mutzte es sich auch auf jenen Boden begeben, auf dem gekämpft wurde, das heißt, es inußte im Parlament vertreten fein und es mußte die besten Männer geistlichen und welt lichen Standes auf diesen heißen