hat, daß ihr vor der Ablegung eines falschen Zeugnisses gar nicht mehr erschreckt? Ist es wahr, daß in unserm Land „die tiefste Versunkenheit in Sünde und Laster herrscht', wie die Jnnsbrucker Zeitung behauptet? Urtheilt jetzt selbst, ihr Männer des Landes, ob der Freund der Schwurgerichte, welcher dieses Alles geschrieben, und der Herr Redacteur, welcher es in seine Zeitung aufgenommen hat, nicht selbst falsches Zeugniß wider euch abgelegt und das tiro- lische Volk aufs Gröbste verleumdet
haben. Was wird die Welt von den Frauen und Töchtern unsers Landes denken, wenn sie in der Jnnsbrucker Zeitung liest: „ Vor den Schranken des Gerichts erscheint kaum eine Zeugin, von der nicht bekannt wird, daß sie der Welt ein Kind ihrer Sünde gab?' Versteht ihrs wohl, wofür man nach einer solchen Behauptung eure Weiber und Töchter halten muß? Bedankt euch bei dem Herrn Redacteur der Jnnsbr. Ztg., daß er euch vor aller Welt so schlecht hinstellt, daß bei euch „die tiefste Versunkenheit in Sünde und Laster herrscht
des Evangeliums Teufel ausgetrieben; euch aber wird es von der Jnnsbrucker Zeitung als Dummheit angerechnet, wenn ihr glaubt, daß der Teufel einen bösen Einfluß auf den Menschen haben könne. Man predigt euch von Hölle und Fegfeuer, und daß das keine bloße Einbildung sei, sondern daß dort dem Sünder wirklich ein Feuer bevorstehe, daö nennt die Jnnsbrucker Zeitung „phantastische Bilder'; und doch hat Christus wahrhaftig im Evangelium ver kündet, daß der Richter am Ende der Tage zu den Verworfenen sagen
werde: „Gehet hin, ihr Verfluchten, in daS ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Anhängern bereitet ist.' Sehet hier an zwei klaren Beispielen, wie die Jnnsbrucker Zeitung sich gegen das Evangelium stellt. Sie tadelt ferner die Austheilung geweihter Skapuliere, während die katholische Kirche mit diesen Skapulieren Ablässe verbunden und ein eigenes Fest (den Skapuliersonntag) eingesetzt hat. Daraus ersieht man, wie sie sich zur katholischen Kirche stellt. Daß ein solches Blatt die brave Geistlichkeit unsers
den sittlichen Einfluß der öffentlichen Schwur gerichte betrifft, so hat der Fall von Afers, wo nach dem eigenen Berichte der Jnnsbrucker Zeitung die verhandelten „sexuellen Ver hältnisse' ein zahlreiches Publikum, besonders viele Frauensperso nen, herbeilockten, wieder klar gezeigt, was den Köder für die Zu- börer bilde. Bei der Aferer Geschichte mit ihren mannigfachen Schlechtigkeiten war der Saal zum Erdrücken voll, und gewiß ist Niemand sittlich besser weggegangen. Am Tage darauf wurde