. — Zuschriften ohne jp ^ Unterschrift «erd«» nicht angenommen, Handschriften nicht zu rückgestell!. y M 26. Imst, Freitao, den 26. Juni 1914 27. Jahrgang Fürst Wilhelm von Albanien befindet sich in der denkbar gefährlichsten Situation. Von den Mächten an die Spitze des von denselben geschaffenen neuen Fürstentums aus dem Balkan berufen, aber ohne jede praktisch zu verwertende Unterstützung gelaffen, ist er nun schon seit Wochen vollständig schutzlos einem Schicksale preisgegeben, welches im Handumdrehen
selbst sein und seiner Familie Leben als Opfer fordern kann. Man hat dem Fürsten Vorwürfe gemacht, sich in das albanische Abenteuer eingelassen zu haben. Es mag sein, daß es nicht viele Menschen geben wird, welche sich einer derartigen Gefahr aussetzen, wie Fürst Wilhelm, der aus seinem bisherigen preußischen Soldatentum eben etwas mehr Schneid in sein neues Leben herüber genommen hat, als es gerade Jedermanns Sache ist. Mit den gegen ihn er hobenen Vorwürfen tut man ihm jedoch blutig unrecht, denn nicht er, sondern ganz
Europa ist schuld daran, daß sich die Dinge in Albanien so entwickeln konnten, wie sie nun sind. Europa hat in langwieriger, schwieriger Arbeit den neuen Staat dort unten aufgerichtet und wenn Fürst Wilhelm jetzt von Gefahren rings umdroht ist, so befindet sich im gleichen Maße auch das Werk Europas in Gefahr. Der albanische Gesandte in Wien, Sureya Bey Vlora, trifft vollständig das Richtige, wenn er in einem „Die Schmach Europas" überschriebenen und in der „Albanischen Korre spondenz" erschienenen
des gegenwärtigen Aufstandes sind. Europa hat vor der Weltgeschichte die Pflicht, aus seiner Passivität herauszutreten und dem Fürsten militärische Hilfe zu gewähren. Wenn in Durazzo angesichts der Kriegsschiffe Europas eine Katastrophe eintreten würde, die europäische Truppen hätten verhindern können, so wäre das nicht nur eine unheilbare Wunde für das Ansehen der europäischen Großmächte, sondern auch eine unauslöschliche Schmach für Europa. Auch Fürst Wilhelm selbst soll sich mit der Forderung
zu lassen, falls die Insurgenten in die Stadt eindringen und da durch für den fürstlichen Hof sowie für die fremden Kolonien eine unmittelbare Gefahr bestünde. Ob Fürst Wilhelm taktisch klug vorgeht, kann nicht recht beurteilt werden. Es hat Parlamentäre in das Lager der Aufständischen entsendet um sie aufzufordern sich entwaffnen zu lassen und Geiseln zu stellen. Einem siegreichen Feinde gegen über ist das allerdings ein sonderbares Begehren und es kann niemand wundernehmen, daß die Auf ständischen