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Bozner Zeitung
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Page 3 of 4
Date: 11.05.1882
Physical description: 4
heim kehrten. Theresa Bordini noch, als Elsbeth schon unter dem Eingang stand. Elsbeth ließ den Schleier über ihr Gesicht her abfallen und ging. Als sie das Ende dieses langen Korridors erreicht hatte, blieb sie einen Moment tief aufathmend stehen — die Luft in dem klei nen, eleganten Boudoir, in welchem sie Fräulein Bordini gefunden, hatte ihr den Athem geraubt. Nun schritt sie die breiten Treppenstufen hinab. In demselben Moment kam von nnten herauf ein Mann. Es war Wilhelm Wiedebach. Ein Blick

auf denselben nnd Elsbeth's Fuß stockte einen Moment — nur mit Mühe unterdrückte sie einen Ausruf des Schreckens. Dieses momentane Zögern hatte auch Wilhelm vielleicht aufmerksam gemacht, denn, als sie den Treppenabsatz erreichte, blieb er stehen und zwar mit dem Ausdruck des Schreckens und der Ueberraschung in seinen Zügen. Doch jetzt schlüpfte Elsbeth an ihm vorbei, im nächsten Augenblick war sie seinen Blicken ent schwunden und hatte sich wohl schon im Gedränge auf der Straße verloren, ehe es Wilhelm gelun

nach. Endlich stieg er langsam die Treppe hinan, aber der hoffnnngsfrohe Ansdrnck seines Gesichtes, mit welchem er dieses Haus be treten, hatte einem ungewohnten Ernst Platz ge macht. Glück würde er vielleicht an der Seite jenes schönen Mädchens finden, aber niemals Frieden, niemals die innere Ruhe, welche die erste Bedin gung eines reinen Glückes ist. Als Wilhelm Wiedebach Theresa gegenüber stand, waren die Spuren öer Erregung, welcher er vor wenigen Augenblicken zum Opfer gefallen

war, noch nicht aus seinen Zügen verwischt. Er sah ungewöhnlich ernst und auch ein wenig bleich aus, aber Theresa bemerkte weder das Eine noch das Andere. Sie stand vor dem Spiegel und pro birte ein Paar Ohrgehänge, welche ihr Verlobter ihr am vorhergehenden Tage geschenkt hatte uud selbst Wilhelm's Eintritt störte sie in dieser Be schäftigung nicht. „Sind sie nicht allerliebst, Wilhelm?' fragte sie, ihm entgegentretend, indem sie ihm das hüb sche, rosige Ohr hinhielt. Er lächelte — wnßte er doch, daß Theres

« ein Schmeichelwort gern hörte. „Was meinst Du, Theresa — das Ohr oder die Ringe?' fragte er scherzend. Sie wnrde dunkelroth: es war ihr nicht ange nehm. daß Wilhelm die Fähigkeit besaß, ab und zn einen tieferen Blick in ihr Herz zu werfen und sie hatte dieselbe schon wiederholt an ihm bemerkt. „Ja, allerliebst, Theresa, aber das Ohr noch mehr als die Ringe.' fügte er jetzt, ihre Betrof fenheit bemerkend, hinzu. Dann nahm er sie in seine Arme und blickte ihr einige Augenblicke in's Antlitz. „Was ist Dir, Wilhelm

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Newspapers & Magazines
Bozner Zeitung
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Page 2 of 4
Date: 03.06.1882
Physical description: 4
Vermuthung vorhanden. Eine Dame hat Herr Sardoni nach Hause begleitet — eine Dame hat den Mord begangen, oder ist min destens die Mitschuldige an demselben.' „Mein Herr, ich hoffe nicht, daß man es wagt, eine Dame zu verdächtige», Teilnehmerin eines Verbrechens zu sein, die so hoch über jeden derar tigen Verdacht erhaben steht, wie Fräulein The- resa Bordini,' unterbrach Wilhelm den Beamten. Ein feines Lächeln umspielte den Mund des selben. „Herr Wiedebach, es ist begreiflich, daß die Dame in Ihren Augen

gelüstet ist. Fräulein Bordini's Laufbahn begann in einein LatV; diam-tnt in Florenz und Graf Hochheim wird vermuthlich geneigt sein, Jhiun be reitwilligst weitere Auskunft über die Dame zu ertheilen.' Wilhelm stand noch sprachlos, als die Thür be reits hinter dem Crimiualbeamten in's Schloß ge fallen war. Seine Gestalt zitterte nervös und jeder Blutstropfen war ans seinem Gesicht gewichen. Keuchend rang sich der Athem über seine Lippen und seine Hand suchte nach einem Stützpunkt. Theresa's Laufbahn

, mit Wilhelm nicht von den Dingen zu sprechen, die sie in Erfahrung gebracht hatte, aber der Antheil, den sie an seinem Wohlergehen nahm, machte ihr ein Schweigen unmöglich. Zudem mußte sie wissen, welchen Eindruck das Ganze auf ihn ausgeübt hatte. Wilhelm sah, was in dem Herzen seiner Tante vorging. Es war ihm peinlich, mit ihm über The- resa Bordini zu sprechen, daher versuchte er allen etwaigen Fragen zuvor zu kommen. „Wir wolle» die Sache ruhen lassen, Tante, bis Licht hineingekommen ist,' sagte

er. „Theresa Bor dini ist nicht diejenige, für welche sich ausgegeben hat, aber ich kann sie nicht für die Mitschuldige an einem Morde halten. Ich sehe sie nicht mehr im Glänze der Schönheit und Unschuld vor mir, aber noch viel weniger kann ich mir ihre Stirn mit dem Stempel des Verbrechens gekennzeichnet denken.' „Du hast mit ihr gesprochen, Wilhelm? Sag' mir nur, wie nahm sie es auf, als sie suh, daß

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Volksblatt
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Page 5 of 8
Date: 19.04.1890
Physical description: 8
Beilage MM „Mroler Volksblatt' Nr 32. ' B«ze«, Samstag de« April 18SV. Die Smalresom des deutscheil Kaisers Eine Miklrnhe de» dmtschen .Reichianzeig-r' brachte hochinteressante Aufklärungen über den Umfang und die Richtung der von Kaiser Wilhelm II. geplanten Socialreform,, die jedeSfalls tiefer eingreifen soll, als den jüdischen Geldprotzen bei uns, wie in der gesammten civilifirten Welt angenehm sein dürste. Damm haben auch die korrupten Banken- und Börsenblätter den Feldzug

nach der einen oder anderen Richtung erzielt werden, mit eiserner Energie gegen das ausbeuterische Großkapital vorge gangen werden; und wenn nicht Alles täuscht, hat Kaiser Wilhelm II, wenn auch in aller Stille und mit aller Vorsicht, diesen Punkt in sein Programm aufgenommen und scheint ganz der Mann, ihn auch durchzuführen. Man höre uns in dieser Hinsicht nur mit der Phrase von den erworbenen und daher unan tastbaren Rechten auf. Wir fragen, wie wurden z. B. die durch Jahrtoufende geheiligten und der Menschheit wirklich

haben. ' Uebrigens wird ein weiser Reformator auch da das Bestehende nie muthwillig autasten und nur so weit beseitigen, als es eben im Interesse der Krone, des Staates und des Volkes gelegen ist. Aber Energie und die eiserne Rücksichtslosigkeit muß unbedingt entwickelt werden, soll nicht die Monarchie, die staatliche Ordnung nnd der sociale Friede furchtbare Erschütterungen durch bloßes Gewähreulassen des unhaltbar Gewordenen aus gesetzt sein. Und diese große Wahrheit scheint Kaiser Wilhelm II. erfaßt

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